Rivalen der Liebe
also beide bekommen, wonach es sie gelüstete.
»Seid Ihr bereit?«, fragte Julianna ungeduldig und fuchtelte mit ihren kleinen Fäusten in der Luft herum.
»Bereit«, antwortete Roxbury und nickte ermutigend.
Prompt schoss Juliannas Faust nach vorn und landete direkt auf seiner Brust. Roxbury spürte den Schlag kaum, und das wusste sie.
»In meinen Träumen habe ich Euch härter geschlagen.« Sie verzog missmutig den Mund. Es war tatsächlich ärgerlich, wenn ein Schlag nicht die erwünschte Kraft hatte, wusste Simon. Deshalb durfte er sie jetzt auf keinen Fall anlächeln. Sie könnte denken, er mache sich über sie lustig, und das wäre für den weiteren Verlauf des Abends fatal.
Als Edward ihm beigebracht hatte, wie man boxt, hatte Roxbury dieselbe Erfahrung gemacht: Nie hatte er hart genug zuschlagen können. Um ihn anzuspornen, hatte Edward ihn immer ein Weichei geschimpft, einen Schwächling, einen weibischen Versager, einen Grünschnabel. Und bei Gott, danach war es ihm gelungen, seinem Bruder einen verflixt harten Schlag in die Magengrube zu versetzen. Edward war daraufhin zusammengeklappt und hatte noch auf dem Boden liegend gejapst: »Gut gemacht, Brüderchen!«
Das war nicht unbedingt die richtige Methode, um sie bei Julianna anzuwenden, befand Roxbury. Er fürchtete nämlich, sie könnte irgendwann frustriert nach ihren Pistolen rufen.
»Ich bin sicher, dass Ihr in Euren Träumen härter zugeschlagen habt, denn dieser Schlag war wirklich nichts. Wollt Ihr wissen, woran das liegt?«, fragte er freundlich.
»Ja«, antwortete sie prompt.
»Ihr nutzt nicht Eure volle Stärke. Im Moment schlagt Ihr von hier …« Und um zu demonstrieren, was er meinte, fuhr Roxbury mit den Fingerspitzen ganz behutsam von ihrer Schulter über den Ellenbogen und weiter bis zum Handgelenk über ihre nackte Haut.
Julianna erschauderte unter seiner Liebkosung, und er hörte, wie sich ein ganz leises Seufzen ihren Lippen entrang. Er widerstand jedoch dem Drang, triumphierend zu lächeln. Er musste seine Ungeduld bezwingen und unbedingt gegen sein brennendes Verlangen ankämpfen. Ihre Lust durfte auf ihn keine allzu verheerende Wirkung haben – noch musste er einen kühlen Kopf bewahren. Er durfte nicht zu schnell vorgehen, sondern sollte sich lieber bremsen und es genießen, wie Julianna unter seiner Berührung langsam dahinschmolz.
Er machte einfach weiter. Fuhr dieselbe Spur an der Innenseite ihres Arms wieder nach oben. Dort, wusste Roxbury, war ihre Haut noch empfindlicher. Sie biss sich auf die Unterlippe. Seine Stimme klang jetzt rauer als sonst.
»Ihr habt noch viel mehr Muskeln, als ihr denkt, die Ihr allesamt in jeden einzelnen Schlag legen könnt. Wenn Ihr jemanden boxt, sollte alle Kraft hierherkommen«, sagte Simon ernst und trat einen Schritt näher. Er legte seine Hand einfach auf ihren Rücken. So tief wie möglich, um noch als Gentleman zu gelten.
Jetzt konnte er der Verlockung kaum noch widerstehen, sich zu ihr herabzubeugen und seine Lippen auf jenen geheimen Punkt am Hals einer Frau zu legen, der sie willfährig und hemmungslos macht – direkt unterhalb ihres Ohrläppchens. Und das wäre erst der Anfang …
Nur mit den Fingerspitzen auf dem Stoff ihres Kleids ließ Roxbury seine Hand von der kleinen Kuhle in ihrem Kreuz nach oben wandern und ignorierte dabei heldenhaft die große Verlockung, seine Hand einfach nach unten zu schieben. Sanft und ganz langsam fuhr er an ihrer Flanke mit den Fingerspitzen weiter nach oben bis zu Juliannas Schulter, ehe er wieder ihren ganzen Arm entlangfuhr.
Weiche warme Haut unter seinen heißen Händen.
Ein Gentleman berührte eine Lady auf keinen Fall auf diese Weise in einem Salon. Aber sie waren verheiratet, und die abscheulichen Vorhänge waren verschlossen und blendeten die Welt da draußen aus. Sie waren wirklich unter sich, es konnte nichts passieren, sollten sie sich gleich vergessen.
Julianna erschauderte von neuem. Sie war vielleicht einfach nur kitzlig, aber es konnte genauso gut ein erregtes Beben sein, das von seiner Berührung herrührte.
Ein Mann darf ja wohl noch träumen , verteidigte er sich in seinem Innersten.
»Und ein ordentlicher Schlag sollte außerdem tief aus Eurem Herzen kommen, aus dem Bauch und aus dem Kopf«, fügte er laut hinzu. Die Muskeln und die Bewegungen waren nicht alles. Ohne Leidenschaft ging es einfach nicht. Und er sprach streng genommen nicht mehr nur über das Boxen …
»Ich muss also alles geben, was ich habe«,
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