Rivalen der Liebe
ihre kleinen Fäuste waren – ging bestimmt auch als eine gefährliche Situation durch.
Regel Nummer zwei: Zeige ihr deine Zuneigung bei jeder sich bietenden Gelegenheit, sei es die sanfte Liebkosung mit der Hand oder die diskrete Berührung der Männerhand im Kreuz der Frau. Beides ist perfekt, um dieses herrlich erregte Beben der Vorfreude zu entzünden.
Bei dieser Boxlektion würde er bestimmt mehrmals ihre Haltung korrigieren müssen, und das würde ihm jeweils Gelegenheit bieten, sie sanft zu berühren. Ein Streicheln hier, eine Berührung dort oder einfach nur dichter neben ihr zu stehen, als es eigentlich angemessen war. Bei dem Gedanken daran erfasste Roxbury selbst eine zittrige Vorfreude, und das passierte ihm nur selten. Er musste sich regelrecht ermahnen, dass es hier darum ging, sie zu erregen und nicht ihn.
»Wollen wir?«, bot er an, obwohl er schon jetzt wusste, dass er dafür noch ordentlich büßen würde. Er vermutete, dass Julianna außergewöhnlich stark war, und er wusste von ihrer tiefsitzenden Wut auf ihn, die immer wieder an die Oberfläche zu gelangen drohte.
»Und Ihr beschwindelt mich auch nicht?«, fragte Julianna ernst und sah ihn prüfend an. »Ihr seid wirklich bereit, einer Dame wie mir in unserem Salon zu zeigen, wie man richtig boxt?«
»Ja. Obwohl ich mir durchaus bewusst bin, dass ich diese Entscheidung später bereuen werde.«
Das Lächeln, das ihr Gesicht erhellte, war so rein und strahlend und leider so selten, dass er wusste, es würde den Schmerz jedes einzelnen Schlags wieder wettmachen, den er garantiert würde einstecken müssen. Sie war eine wunderschöne Frau, aber wenn ihre Lippen sich so verzogen und ihre Augen funkelten … Sie war das strahlende Glück. Etwas Besseres fiel ihm für ihren Anblick nicht ein. Sie war das schönste Wesen, das er je gesehen hatte.
Roxbury musste sich jedoch wieder daran gemahnen, dass er derjenige war, der hier verführte und dass er ihren Reizen nicht schon hier und jetzt erliegen durfte.
»Wollen wir gleich heute Abend damit beginnen? Jetzt sofort?«, fragte sie eifrig.
»Warum nicht?«, antwortete Roxbury lächelnd. Alles verlief genau nach Plan …
Dank der Mithilfe seiner Diener konnten sie im Salon etwas freien Platz in der Raummitte schaffen, indem sie die ganzen jämmerlichen mit Samt bespannten Möbel gegen die ebenso abscheulichen mit Golddamast tapezierten Wände schoben. Nun stand Julianna in einem blauen Seidenkleid auf der freigeräumten Fläche und lächelte breit. Ihre Augen strahlten, und sie hatte die kleinen, damenhaften Fäuste schon wie zum Kampf geballt.
Roxbury konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, und es fiel ihm schwer, nicht sofort laut aufzulachen.
Regel Nummer drei: Genieße jeden Moment .
»Zunächst ist es wichtig, einen festen Stand zu haben. Seht her«, befahl er ihr. Er stand mit leicht gespreizten Füßen vor ihr und ging ganz leicht in die Knie.
»Hab ich«, sagte sie, aber er konnte dank ihrer weiten Röcke keinen Unterschied in ihrer Körperhaltung feststellen.
»Ich kann aber nicht beurteilen, ob Ihr das richtig macht, wenn Euer Kleid im Weg ist«, bemerkte Roxbury daher.
»Versucht Ihr etwa, einen Blick auf meine Knöchel zu erhaschen?«, erkundigte sie sich und lächelte. Was ihn an Juliannas Frage am meisten erstaunte, war die Koketterie, die in ihrer Stimme mitschwang.
»Vielleicht«, gab er mit einem Grinsen zu. Das war eigentlich nicht seine Absicht gewesen, aber er würde sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einen Schritt vorzupreschen, wenn es ihm ungefährlich schien.
Juliannas Antwort darauf war lediglich ein listiges Grinsen. Sie hob Zentimeter für quälenden Zentimeter ihren Rock an. Er sah, dass sie dunkelblaue Satinschuhe trug, die mit silberner Stickerei und ein paar Edelsteinen verziert waren. So viel Eitelkeit hätte er bei ihr gar nicht vermutet.
Oho , dachte Roxbury und ließ seinen bewundernden Blick auf den neuen Aussichten ruhen. Ihre Knöchel waren hübsch und wohlgeformt, aber am meisten von allem bezauberte ihn die Tatsache, dass Lady Julianna, seine grausame Folter und Architektin seines Niedergangs, allen Ernstes mit ihm flirtete!
»Jetzt müsst Ihr außerdem Euer Gewicht auf die Fußballen verlagern«, wies er sie an, und Julianna befolgte seine Anweisung ohne den Hauch eines Widerstands.
Wirklich merkwürdig .
»Ein guter Stand ist wichtig, weil das die Quelle Eurer Stärke ist. Wenn Ihr gut steht, seid Ihr bereit für alles, was da
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