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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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offensichtlich immer auf der Pirsch und suchte die leichte, hübsche Eroberung. Lady Somerset hingegen war eine Herausforderung.
    »Nun, Ihr braucht Euch nicht um meine Sicherheit zu sorgen«, erklärte sie selbstbewusst und saß brav und artig ihm gegenüber in der Kutsche. Sogar als Junge verkleidet, behielt sie die Haltung einer Lady.
    Falsch , dachte er. Sie war mit einem Wüstling allein in einer Kutsche – noch dazu mit einem, der sich vor sengender Leidenschaft nach ihr verzehrte. Vielleicht sollte er sie doch besser allein durch Londons Straßen laufen lassen? Aber nein – die Gefahren, die ihr dort drohten, waren doch um einiges schlimmer als seine Lust.
    »Ich wäre von Schuld zerfressen und völlig am Boden zerstört, wenn Euch etwas passieren sollte«, erwiderte Roxbury schlicht. Aber die Wahrheit war, dass er, wenn es sein musste, das Verhalten eines Gentlemans an den Tag legen konnte. Er konnte sie nicht guten Gewissens in ihrem Zustand auf die Straße gehen lassen, mutterseelenallein. Unbewacht.
    »Ach, die Schuld!«, spöttelte Julianna. »Ich möchte Euren Affären keinesfalls im Wege stehen, Mylord.«
    »Selbstverständlich möchtet Ihr das nicht – schließlich hättet Ihr dann ja auch nichts mehr, worüber Ihr schreiben könntet, wenn es meine Affären nicht gäbe«, erwiderte Roxbury und war schockiert, wie verbittert er plötzlich klang. »Es sei denn, es gibt einen anderen Grund für Euch, sie verhindern zu wollen …«
    »Es ist mir egal, was Ihr damit andeuten wollt«, unterbrach Lady Somerset ihn barsch, und ihre Hand versuchte, ihren Rock zu glätten, ehe sie bemerkte, dass kein bauschiger Stoff ihre Beine verdeckte. Nur die dünne Schicht ihrer Hose bedeckte die Schenkel. Er zwang sich, ihr ins Gesicht zu blicken und seine ganze Aufmerksamkeit der Diskussion zu widmen, die sie gerade führten.
    »Es sei denn, Ihr habt eine Schwäche für mich«, sagte er und lächelte sie herausfordernd an. »Es sei denn, Eure Verbitterung, die Ihr meinen Geliebten entgegenschleudert, ob sie nun wahrhaftig meine Geliebten sind oder nur in Eurer Vorstellung, beruht einfach nur auf … Eifersucht?«
    »Ihr solltet das mit dem Denken wirklich aufgeben. Ihr seid wirklich schlecht darin«, erwiderte sie.
    »Tatsächlich. Beim Versuch, mich der erschöpfenden Beschäftigung des rationalen Denkens hinzugeben, bekomme ich regelmäßig Kopfschmerzen. Ich bin sicher, das versteht Ihr.«
    Sie wechselten scharfe Worte, und jeder wusste rasch zu parieren. Die Blicke, die sie tauschten, waren heiß, brannten sich im Kopf des anderen ein und waren allzu schnell vorbei. Und das alles nur, um den schönen Schein zu wahren. Weil keiner der beiden sich eine Blöße geben und zugeben wollte, dass da mehr war als distanzierte Streitlust. Denn wenn sie keine beißenden Beleidigungen austauschten …
    Das schwach beleuchtete Innere der Kutsche schützte sie vor dem Rest der Welt. Der Drang, sie zu küssen, war schier überwältigend. Warm blickten ihre Augen – groß, strahlend und an den äußeren Winkeln geheimnisvoll nach oben geschwungen – zu ihm auf. Roxbury wusste, wie er einen solchen Blick zu interpretieren hatte. Es ist dunkel. Wir sind alleine. Werdet Ihr mich jetzt küssen oder nicht? , sagten ihre Augen. Auch wenn ihre Worte ganz anders klangen.
    »Ihr wisst doch, was man gerne als eine erstaunlich gute Medizin gegen Kopfschmerzen verabreicht?«, fragte er.
    »Stille«, antwortete sie tonlos.
    Obwohl das nicht die Antwort war, die er im Sinn hatte – er zielte eher auf ein ausgiebiges Liebesspiel ab –, gab Roxbury sich für den Moment geschlagen. Eines seiner Geheimnisse, warum er die Frauen letztendlich immer herumbekam, war, dass er ihnen genau das gab, was sie wollten. Wobei das, was sie sagten, und das, was sie tatsächlich wollten, nie ein und dasselbe war. Und je schneller die Damen das begriffen, umso schneller konnten sie zur Sache kommen …
    Wenn eine Frau sagte, sie könne sich nicht mehr mit ihm treffen, unternahm Roxbury keinerlei Versuche, sie trotzdem zu sehen. Es dauerte selten länger als ein paar Tage, bis die entschlossene Dame ihm schrieb und ihn anbettelte, doch bitte endlich zu ihr zurückzukehren.
    Daher ging er bei Lady Somerset jede Wette ein, dass es nur wenige Augenblicke dauerte, ehe sie wieder das Wort ergriff und auf ihn einredete – und zwar über irgendein unverfängliches Thema, das ihr gerade durch den Kopf schoss. Nur um die Stille endlich zu durchbrechen und möglichst

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