Rivalen der Liebe
Mann mit zweifelhaften Neigungen zugeben«, holte Brandon ihn auf den Boden der Tatsachen zurück.
»Verdammt noch eins«, fluchte Roxbury, doch alles Fluchen nützte ihm jetzt nichts mehr. Wenn es keinen Weg für ihn gab, dieses Gerücht im Keim zu ersticken … Wenn niemand zu seiner Rettung beisprang …
Ja, dann wäre es ihm unmöglich, eine Frau zu finden. Besonders, wenn er die an diesem Morgen verwehrten Besuche als einen Gradmesser für seine gesellschaftliche Ungnade nahm. Und wenn er bei dieser Mission scheiterte, sah er einem jämmerlichen Leben auf Pump mit ständigen Aufenthalten im Schuldturm entgegen. Sein Vater, wie man vielleicht noch bedenken sollte, war von bewundernswert guter und robuster Gesundheit, weshalb der Tag, an dem er sein Erbe antrat, noch in weiter Ferne lag. Nicht, dass er dem Mann den Tod wünschte, aber er musste diese Möglichkeit wenigstens in Betracht ziehen.
»Ich würde mir keine Sorgen machen. Irgendwann wird man die Sache schon vergessen«, erklärte Brandon beiläufig und nippte an seinem Glas.
»Ich habe aber nicht so viel Zeit«, erwiderte Roxbury angespannt. Immerhin gab es dieses Ultimatum, und seine Uhr tickte. Zugegeben, vorhin hatte er dieses Ultimatum noch weit von sich gewiesen. Aber da hatte er auch noch gedacht, eine Wahl zu haben. Diese Entscheidung war ihm jetzt abgenommen worden.
Noch vor einer Stunde hatte er sich ein Leben voller Müßiggang als Möglichkeit vorstellen können, seine Zukunft zu gestalten. Jetzt hatte er nicht einmal mehr den Hauch einer Chance, eine Ehefrau zu finden. Und seinem Vermögen konnte er auch auf Wiedersehen sagen.
Roxbury trank den Brandy aus und nahm danach einen Schluck direkt aus der Flasche. Das Leben, wie er es bisher gekannt hatte, war vorbei. Es hatte einen plötzlichen Tod ereilt, und er taumelte vor Entsetzen und Schmerz. Er konnte es nicht glauben; er wollte es nicht begreifen. Tief in seinem Inneren fühlte Roxbury die Angst davor wachsen, was die Zukunft für ihn bringen mochte.
Und außerdem regte sich nun auch eine bislang ungekannte Wut in ihm, denn er war der Zukunft machtlos ausgeliefert: Es war ihm unmöglich zu heiraten, und seine Weigerung, sich dem väterlichen Wunsch zu fügen, nützte ihm überhaupt nichts, wenn er gar nicht gehorchen konnte. Natürlich wollte er sich so oder so auf keinen Fall den Forderungen seines Vaters beugen. Aber bei seinem Bestreben, Junggeselle zu bleiben, ging es Roxbury doch vor allem darum, weiterhin die Gesellschaft der schönsten Frauen zu genießen, die ihn jetzt nicht einmal mehr empfangen wollten. Und dann wäre er auch noch arm. Verarmt und einsam.
Er fragte sich, ob der Earl wohl schon einmal diese Nummer versucht hatte, damals mit Edward. Ob seinen großen Bruder das schließlich zur Marine und dann in den Tod getrieben hatte. Wenn man schon glaubte, Roxbury sei ein Satansbraten – nun, dann waren diese Leute jedenfalls noch nicht seinem älteren Bruder begegnet.
Roxbury nahm noch einen Schluck und fluchte innerlich.
»Bei Gott, wenn diese verdammte Kolumne nicht wäre, würden alle Debütantinnen und ihre Mütter Schlange stehen, um mich zu bekommen!«
»Du hast aber eine hohe Meinung von dir«, bemerkte Brandon trocken.
»Das ist die Wahrheit, und du weißt genau, dass ich recht habe. Es geht schließlich nicht um mich, sondern um meinen Titel, nun ja, und um mein Vermögen. Dass man außerdem noch über mich sagt, ich würde teuflisch gut aussehen, ist auch nicht gerade gelogen, und da wirst du mir sicherlich zustimmen. Dafür danke ich Gott. Es gibt wohl nichts Schlimmeres als einen verarmten Lord. Mal abgesehen von einem hässlichen.«
»Roxbury, du bist einfach unerträglich.«
»Verdammt noch mal, ich werde verarmen . Als der alte Mann mir dieses Ultimatum stellte, hätte ich nicht im Traum gedacht …«
Brandon nahm ein Schlückchen Brandy und fragte: »Welches Ultimatum denn?«
Roxbury erklärte, was passiert war. Und im Anschluss daran beklagte er sich ausgiebig.
»Ich hatte ja keine Wahl, und das , dachte ich, sei schon schlimm. Aber jetzt habe ich nicht einmal mehr eine Chance! Und das alles nur wegen dieser verflixten Geschichte in der Zeitung! Alles wegen dieser umtriebigen Wichtigtuerin, die sich selbst eine Lady mit Klasse nennt«, polterte Roxbury. Und dachte insgeheim, dass dieser Titel der wohl unangebrachtetste war, den er sich vorstellen konnte! Denn Klasse hatte diese Schmierfinkin nun wirklich nicht! Wenn es aber ihr erklärtes
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