Rivalen der Liebe
ertrug sie es nicht mehr, mit ihm in einem Raum zu sein. In gewisser Weise hatte sie schreckliche Angst vor ihm. Vor seinen verführerischen Händen und Lippen, seinen hinreißenden Augen. Noch nie hatte sie sich einem Mann so bereitwillig hingegeben.
“Und ich habe nichts davon gewusst.” Mit einer Hand strich Rebecca sich das Haar aus dem Gesicht, mit der anderen bedeutete sie Brod, sich nicht von der Stelle zu rühren. “Ich gehöre nicht hierher”, sagte sie. Ihre Arbeit an Fees Buch würde beendet sein und auch ihr Aufenthalt auf Kimbara. Alles.
“Ich verstehe es leider auch nicht.” Er lächelte ironisch. “Aber eins sage ich Ihnen. Keiner von uns beiden wird Sie gehen lassen.”
Am Sonntagmittag hatten alle Gäste die Rückreise angetreten. Rebecca hatte kaum geschlafen und war spät aufgestanden. Da Brod mit Rafe und Grant Cameron, mit denen er offenbar eng befreundet war, hatte zurückfliegen wollen, würde sie ihm vermutlich nicht mehr begegnen, und das war auch gut so. Als sie nach unten ging, sah sie, dass die Tür zu Stewarts Arbeitszimmer geschlossen war, und hörte Vater und Sohn drinnen lautstark debattieren. Sekundenlang spielte sie mit dem Gedanken, wieder in ihr Zimmer zu laufen und sich darin zu verbarrikadieren. Brod war also nicht, wie geplant, nach Marlu zurückgeflogen. Einen Moment lang stand sie regungslos da, bis Jean Matthews, die Haushälterin, in der Eingangshalle erschien.
“Guten Morgen, Rebecca”, grüßte sie. “Wie wär’s mit Frühstück?”
Rebecca lachte. “Nur Tee und Toast, aber lassen Sie mich es holen.”
“Das Angebot nehme ich gern an”, erwiderte Jean Matthews. “Ich habe alle Hände voll zu tun. Kommen Sie mit in die Küche. Ich trinke eine Tasse mit Ihnen.”
“Ist Fee noch nicht auf?”, fragte Rebecca, als sie zusammen in die große alte Küche gingen, die bestens ausgestattet war.
“Natürlich nicht!” Jean lächelte. “Ich schätze, sie hat einen Kater. Mr. Kinross und Broderick dagegen sind schon wieder zur Tagesordnung übergegangen.”
“Ich dachte, Brod würde heute nach Marlu zurückkehren”, bemerkte Rebecca betont beiläufig.
“Das dachte ich auch.” Jean tat Brot in den Toaster, während Rebecca Tee machte. “Er bleibt leider nie lange. Aber soweit ich weiß, steht eine Besprechung mit Ted Holland, dem Vorarbeiter, an. Broderick ist an den Entscheidungen beteiligt, auch wenn er und sein Vater nie einer Meinung sind.”
“Es ist keine glückliche Familie”, sagte Rebecca seufzend und goss kochendes Wasser über die Teeblätter in der Kanne.
“Das haben Sie ja schnell gemerkt.” Jean schnitt ein Gesicht. “Mr. Kinross hat die Liebe seiner Kinder zurückgewiesen. Ich bin schon lange hier, deswegen weiß ich es. Früher war ich Kindermädchen hier. Hat Fee Ihnen das erzählt? Ich habe als Hausangestellte hier angefangen, als ich kaum sechzehn war. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Miss Lucille nicht mehr unter uns weilt. Sie war ein Engel. Ich habe sie sehr gemocht.”
Der Ausdruck in ihren Augen bewies, dass sie es längst aufgegeben hatte, ihren Arbeitgeber zu mögen. “Ich bin wegen der Kinder geblieben. Es hat einem schier das Herz zerrissen. Ich habe unter Mrs. Harrington, meiner Vorgängerin, im Haus gearbeitet. Sie hat mich so nervös gemacht, aber sie war eine wundervolle Haushälterin und eine hervorragende Köchin. Hat mir alles beigebracht. Als sie aufgehört hat, hat Mr. Kinross mich gebeten, ihre Stelle zu übernehmen. Alles ist anders als damals. Broderick ist auf Marlu. Ally lebt in Sydney. Meine Güte, sie hätte Rafe Cameron haben können!” Jean, die untersetzt war, sank auf einen Küchenstuhl. “Aber ich fürchte, es ist zu spät. Sie können die Scherben nie wieder kitten.”
Ihre Augen glänzten verräterisch, und sie nahm ihre Brille ab, um sie zu putzen. “Hab versucht, es ihr auszureden. Broderick hat es auch versucht. Rafe ist sein bester Freund. Sogar Mr. Kinross war außer sich.”
“Halten Sie es nicht für möglich, dass die beiden wieder zusammenkommen?”, fragte Rebecca.
“O nein, meine Liebe”, erwiderte Jean seufzend. “Die Camerons sind sehr stolze Männer.”
“Aber bisher hat keine Frau Rafe vor den Altar bekommen”, wandte Rebecca ein.
Jeans Miene hellte sich auf. “Stimmt.”
Unterdessen war im Arbeitszimmer der letzte Punkt auf der Tagesordnung geklärt, nämlich die Entscheidung über die Teilnahme an der Versteigerung einer bekannten Schaf- und
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