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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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helfe ihm doch jemand, verdammt.
    Shahar leistet dem Ruf ihres Bruders Folge. Sie kniet auf meiner anderen Seite. Ihr lang erwartetes Wiedersehen besteht aus einem schnellen, panikerfüllten Blick, den sie über die klaffende Wunde meines Bauchs hinweg austauschen. »Öffne seine Kleidung«, befiehlt er, obwohl sie die Erbin ist und er nichts außer einem schicken Diener. Ich bin nutzlos, bis auf den Teil von mir, der beobachtet. Meine Augen sind nach hinten gerollt, mein Mund steht hässlich und unelegant offen. Ein schöner Gott. Zunächst versucht sie, mein Hemd zu zerreißen, weil sie denkt, dass es die Wunde weniger belastet. Doch das billige Material ist überraschend stark. Dann müht sie sich damit ab, mein Hemd hochzuschieben. Deka zieht ein rechteckiges Blatt Papier und einen mit einer Kappe versehenen Pinsel hervor. Wo verstecken diese Schreiber das bloß immer? Dann zeichnet er eine Markierung, die halten bedeutet. Er meint damit, dass es mein Blut zurückhalten soll, den Dreck, der bereits meinen Körper vergiftet. Das wird ihm die Zeit verschaffen, weitere Siegel zu schreiben, die mich tatsächlich heilen könnten. Hat er nur offensive Magie auf seine Haut gezeichnet? Dummer Junge.
    Er stellt das Zeichen fertig und streckt die Hand nach mir aus. Dabei stützt er sich bei Shahar ab, damit er das Siegel an die richtige Stelle legen kann. Etwas geschieht.
    Das Universum ist ein lebendiges, atmendes Ding. Genau wie die Zeit, die sich bewegt, wenn auch nicht so, wie Sterbliche sich das vorstellen. Sie ist rastlos und unruhig. Sterblichen fällt das nicht auf, weil sie ebenfalls rastlos und unruhig sind. Götter bemerken es, doch wir lernen sehr früh, derartige Dinge zu ignorieren; genau wie Sterbliche schließlich die einsame Stille einer Welt ohne Herzschläge ignorieren. Dennoch bemerke ich plötzlich alles. Das langsame, äonentiefe Einatmen der Sterne. Wie die Macht der Sonne im Schleier des Lebens von diesem Planeten knistert. Das winzige Scharren von Milben, die viel zu klein
sind, um sie auf Shahars makelloser weißer Haut zu sehen. Das träge, lebhafte Ticken von Stunden, Tagen und Jahrhunderten.
    Dazwischen, unter ihren Händen, öffne ich meine Augen. Mein Mund öffnet sich. Schreie ich? Ich kann die Worte nicht hören. Ich bedecke Shahars und Dekartas Hände mit meinen. Dann gibt es ein Flackern wie ein Blitz auf ihrer Haut. Shahar keucht und reißt ihre Augen weit auf. Dekarta starrt sie an und öffnet seinen Mund zu einem Schrei.
    Dann verschwimmt alles. Weiße Linien, wie das Aufblitzen von Kometen, ziehen sich durch unser Fleisch. Es ist wie vorher, begreift das beobachtete Ich; wie damals bei unserem Eid, als wir uns berührten und ich zum Sterblichen wurde. Doch das hier ist anders. Dieses Mal, wenn die Macht kommt, ist es keine ungezügelte Erschütterung. Da ist ein Wille am Werk: zwei Willen mit einer Absicht. Etwas platzt in mir auf und fließt zu einem bestimmten Punkt.
    Dann wird es
     
    Ich wackelte in Dekas Armen herum und war sauer. »Lass mich runter, der Mahlstrom verdamme dich. Ich bin ein Gott und kein Kartofelsack …«
    Taumelnd blieb er kurz hinter dem Lotrechten Tor stehen. Ein paar Schritte vor uns hatte Shahar dasselbe getan. Acht von Hauptmann Wraths Männern umringten sie und versuchten, sie in den Palast zu drängen, wie sie es bereits mit Remath getan hatten. Sie schüttelte sie ab. »Ich werde nicht in meinem eigenen …«
    Sie hielt inne, Deka ebenfalls. Er stellte mich auf meine Füße. Ich klopfte mir den Marmorstaub von der Kleidung und aus den Haaren, richtete meine Kleidung und erstarrte dann.
    Oh.
    Oh.
    Ich verstand und doch nicht. Viele existierende Kombinationen hatten eine Bedeutung, und Macht war schon immer von Bedeutung erfüllt gewesen, sei sie existenzieller, materieller oder magischer
Natur. Da waren natürlich die Drei, allmächtig bei den unendlich wenigen Gelegenheiten, in denen sie zusammengearbeitet hatten. Zwillinge. Männlich und weiblich. Gott und Sterblicher und die Dämonen dazwischen.
    Doch hierfür gab es keinen Grund, keinen Präzedenzfall. Sie veränderten das Universum. Ein sterbliches Paar.
    Sie veränderten das Universum, um mich zu heilen.
    Sie hatten das Universum verändert.
    Ich starrte sie an. Sie starrten zurück. Um uns herum tobte weiter das Chaos. All die anderen Sterblichen schienen das, was gerade geschehen war, gar nicht bemerkt zu haben. Es war nicht weiter überraschend, dass es für sie gar nicht geschehen war. Auf

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