Rivalin der Götter erbin3
Hälften der blutroten Maske.
Ich spürte, wie harte Finger mein Fleisch durchstießen.
Unwirsch nahm ich ihr die Maskenstücke ab.
»Ich muss los«, sagte sie. Sie hörte sich wie eine gewöhnliche Sterbliche an, bis hin zu dem Weschaakzent. »Dinge erledigen, Geheimnisse sammeln. Wir unterhalten uns bald.« Mit diesen Worten verschwand sie. Remath kam ohne Eile zurück, als ob sie jeden Tag durch die Nachwirkungen eines Angrifs auf ihre Familie watete. Solange sie noch außer Hörweite war, ging ich zu Shahar und Dekarta und gab ihnen die Teile der Maske. Er nahm sie nicht mit bloßen Händen, sondern zog schnell die Ärmel herunter, um die Hälften ganz vorsichtig am Rand zu fassen.
»Sagt nichts darüber, was geschehen ist«, sagte ich leise und schnell.
»Aber …«, fing Shahar erwartungsgemäß an.
»Außer uns weiß das niemand mehr«, sagte ich, und sie schwieg. Nicht einmal Nemmer, deren Natur es war, die Anwesenheit von Geheimnissen zu spüren, hatte etwas bemerkt. Dekarta hielt die Luft an.
Er verstand ebenso gut wie ich, was das bedeutete. Shahar warf ihm einen kurzen Blick zu, dann mir und dann … Als ob sie niemals zehn Jahre von ihm getrennt gewesen wäre und als ob sie niemals mein Herz gebrochen hätte, gab sie uns Rückendeckung und wandte sich ihrer herbeieilenden Mutter zu.
»Die Situation wurde unter Kontrolle gebracht«, sagte sie, als Remath vor uns stehen blieb. Wrath stellte sich direkt zwischen mich und Remath. Sein scharfer Blick aus den braunen Augen ruhte auf mir. Ich blinzelte ihm zu, doch er reagierte nicht. Ramina blieb dahinter und hielt seine Arme verschränkt. Dabei zeigte er keinerlei Erleichterung, dass sein Sohn und seine Tochter wohlauf waren.
»Lady Nemmer meldete, dass es sich um insgesamt zehn Attentäter handelte«, fuhr Shahar fort. »Ihre Organisation hat den Rest gefangen genommen und wird ihre eigene Untersuchung durchführen. Sie hätte allerdings gerne einen Beitrag der Sterblichen.« Shahar warf dem bewegungsunfähigen Maskierten einen angewiderten Blick zu.
»Wie nett von ihr«, sagte Remath mit kaum wahrnehmbarem Sarkasmus. »Wrath.« Er zuckte zusammen und hörte auf, mich anzustarren. »Kehrt in die Stadt zurück und führt die Aufsicht über die dortige Untersuchung. Stellt sicher, dass Ihr herausfindet, warum so viele dieser Kreaturen es durch unsere Linien geschaft haben.«
»Lady …«, fing Wrath an. Er warf mir einen Blick zu.
Remath hob eine Augenbraue und sah mich ebenfalls an. »Lord
Si’eh. Wollt Ihr einen weiteren Versuch unternehmen, mich zu töten?« Sie zögerte und fügte dann hinzu: »Heute?«
»Nein«, sagte ich und ließ an meiner Stimme und meinem Gesicht erkennen, dass ich sie immer noch hasste. Ich war kein Arameri und sah keinen Sinn darin, das Ofensichtliche zu verbergen. »Heute nicht.«
»Natürlich.« Zu meiner Überraschung lächelte sie. »Bleibt doch für eine Weile, Lord Si’eh, da Ihr schon einmal hier seid. Wenn ich mich recht erinnere, seid Ihr sehr für Langeweile anfällig. Ich habe meine eigenen Pläne, die ich jetzt, da es diese unangenehmen Vorfälle gegeben hat, in die Tat umsetzen möchte.« Sie warf erneut einen Blick auf den Maskierten. Ich bildete mir das nicht ein: Da war eine merkwürdige Trauer für einen äußerst füchtigen Augenblick in ihrem Ausdruck. Wäre sie länger dort geblieben, hätte ich vielleicht Mitleid mit ihr empfunden. Doch sie verschwand. Remath lächelte mich an, und ich hasste sie augenblicklich wieder. »Ich bin davon überzeugt, dass Ihr die nächsten Tage höchst interessant finden werdet. Genau wie meine Kinder.«
Shahar und ich verdauten das schweigend. Remath warf Deka, der genau hinter Shahar stand, einen Blick zu. Sein Gesichtsausdruck war so neutral, dass er mich sofort an Ahad erinnerte. Ein langes Schweigen folgte. Shahar, die ihre eigene Maske trug, schaute von einem zum anderen.
»Ich könnte mir vorstellen, dass das nicht die Heimkehr war, die du dir vorgestellt hast.«
Remaths Tonfall überraschte mich. Sie klang beinahe liebevoll.
Deka lächelte fast. »Um ehrlich zu sein, Mutter, habe ich erwartet, dass jemand versuchen würde, mich in dem Moment umzubringen, in dem ich ankomme.«
Der Ausdruck, der in dem Moment über Remaths Gesicht huschte, wäre für jeden – gleich, ob sterblich oder unsterblich – schwer zu interpretieren gewesen, wenn er sich nicht mit den Gepfogenheiten der Arameri auskannte. Es war eine dieser Angewohnheiten,
die sie sich
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