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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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ordentlich hingestellt. Dadurch war es schwer, herauszufinden, welches der am meisten genutzte Gegenstand war. Gerüche sagten allerdings viel aus. Drei Sachen erregten meine Aufmerksamkeit. Das erste war irgendein ausgestopfter, großer Vogel. Ich berührte ihn mit meiner Zunge und schmeckte die Liebe eines Kleinkindes, die langsam verblasste. Das zweite war ein Fernglas. Es war leicht, aber stabil gebaut, damit es widerstandsfähig war, falls ungeschickte Hände es fallen ließen. Vielleicht hatte sie damit hinunter auf die Stadt geschaut oder hinauf zu den Sternen. Umgeben war es von einer Aura des Staunens, die mich lächeln ließ.
    Der dritte Gegenstand, der mich stutzig machte, war ein Zepter.
    Es war wunderschön und aufwändig –  ein geradezu anmutiger Stab, auf der ganzen Länge durchzogen von kräftigen Juwelenfarben. Ein Kunstwerk. Es bestand nicht aus Glas, obwohl es so aussah. Doch Glas wäre viel zu zerbrechlich gewesen, um es einem Kind zu überlassen. Nein, dies war gefärbter Tagstein, aus dem auch die Palastwände bestanden. Er war fast unmöglich zu
zerstören und hatte noch viele weitere, einzigartige Eigenschaften. Ich musste es wissen, da ich und meine Geschwister ihn erschafen hatten. Aus diesem Grund hatte irgendein Schreiber vor Jahrhunderten Tagstein benutzt, um dieses und ähnliche Zepter herzustellen, und hatte es dem ersten der vielen Arameri-Erben als Spielzeug geschenkt. Damit man das Gefühl für Macht bekommt, hatte er gesagt. Seitdem hatten viele Aramerijungen und -mädchen ein Zepter an ihrem dritten Geburtstag bekommen. Die meisten benutzten sie prompt, um Haustiere, andere Kinder und Diener zu schmerzlichem Gehorsam zu prügeln.
    Das letzte Mal, als ich eins dieser Zepter gesehen hatte, war es eine abgewandelte, erwachsene Version von dem auf Shahars Regal gewesen. Zusätzlich hatte sich eine scharfe Klinge daran befunden, um meine Haut besser in Streifen schneiden zu können. Die Tatsache, dass ein Kinderspielzeug für diesen Vorgang missbraucht worden war, ließ jeden Schnitt wie Säure brennen und verhinderte eine Heilung.
    Ich warf einen Blick zurück auf Shahar –  blonde Shahar, Erbin Shahar und eines Tages Lady Shahar Arameri. Es gab sicherlich einige wenige Kinder der Arameri, die dieses Zepter nicht benutzen würden, aber Shahar –  da war ich sicher –  war nicht so sanftmütig. Sie hatte es bestimmt mindestens einmal voller Schadenfreude geschwungen. Deka war wahrscheinlich ihr erstes Opfer gewesen. Hatte der Schmerzensschrei ihres Bruders sie von ihrem Sinn für Sadismus geheilt? So viele Arameri lernten, das Leiden derer, die sie liebten, zu schätzen.
    Ich überlegte, sie zu töten.
    Ich dachte sehr lange darüber nach.
    Dann drehte ich mich um und trat durch die Wand hindurch in das angrenzende Zimmer.
    Eine Suite. Ja, auch das war der Brauch für Zwillinge der Arameri. Nebeneinandergelegene Wohnungen, die durch eine Tür im Schlafzimmer verbunden waren; vorgeblich, damit die Kinder
wählen konnten, ob sie zusammen oder getrennt schlafen wollten. Mehr als ein Arameri-Zwillingspaar war dank solcher Türen auf ein Einzelkind reduziert worden. Es war so leicht für den stärkeren Zwilling, im Dunkeln, während die Kindermädchen schliefen, unbemerkt in das Zimmer des Schwächeren zu schleichen.
    Dekas Zimmer war dunkler als Shahars, da es sich auf der dem Mondlicht abgewandten Palastseite befand. Ich erkannte, dass auch das Sonnenlicht nicht bis hierher vordringen würde, da ich durch die Fensterwand einen der riesigen, verdrehten Äste des Weltenbaums sah, der sich in der Ferne dem Nachthorizont entgegenreckte. Seine Wurzelhölzer, Zweige und Abermillionen Blätter schirmten den Blick nicht vollkommen ab, aber wenn Sonnenlicht hereinfiel, dann nur punktuell und unbeständig. Gemäß den Standards von Itempas war das ein Makel.
    Es gab noch weitere Anzeichen für Dekas weniger bevorzugten Stand: weniger Spielzeuge auf dem Regal, nicht so viele Kissen auf dem Bett. Ich ging zum Bett und betrachtete ihn nachdenklich. Er war auf der Seite zusammengerollt. Selbst in Ruhestellung war er ordentlich und ruhig. Sein Kindermädchen hatte sein langes schwarzes Haar zu mehreren Zöpfen gefochten. Vielleicht handelte es sich um einen ungeschickten Versuch, sie lockig werden zu lassen. Ich beugte mich hinab und strich mit dem Finger über die glatte, wellenförmige Oberfäche eines der Zöpfe.
    »Soll ich dich zum Erben machen?«, füsterte ich. Er wachte nicht auf,

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