Rivalin der Götter erbin3
Sonnenlicht zu kaufen, das man weiter entfernt von den Wurzeln fand. Das machte die Dinge einfacher, denn dort gab es große Rasenfächen und Feldwege, die für die Pferde leichter zu begehen waren. Jetzt gab es dort viel Sonnenlicht.
Schließlich erreichten wir den Stamm. Er war wie ein langer Gebirgszug, der sich scheinbar, so weit das Auge reichte, auf der Erde erstreckte. Wir überraschten hier die ersten Überlebenden, da der Rest der Gegend vollkommen verlassen war: Plünderer, die in den Ruinen der Villen wühlten, die früher am Stamm angebracht gewesen waren. Sie starrten uns an und legten demonstrativ ihre Hände auf die Grife ihrer Äxte und Macheten. Wir umgingen sie weiträumig mit ähnlicher Höfichkeit. Alle waren zufrieden.
Dann erreichten wir Elysium. Dort waren wir zu meiner Überraschung nicht allein.
Wir rochen Ahads stinkenden Zigarrenstummel, noch bevor wir ihn sahen. Allerdings bemerkte ich, dass der Geruch diesmal anders war. Meine Nase war nicht mehr das, was sie einst gewesen war, deshalb bemerkte ich erst, als ich näher kam, dass er Gewürznelken hineingestopft hatte, damit es weniger aufdringlich stank. Den Grund dafür erkannte ich, als ich bemerkte, dass der Rauch sich mit Glee Shoths Hiras -Blumen-Parfüm vermischt hatte.
Wahrscheinlich hatten sie die Pferde bereits gehört, bevor wir in Sichtweite waren. Doch sie machten sich nicht die Mühe, ihre Positionen zu verändern. Wir fanden Ahad drapiert auf einem der kleineren Trümmerberge, als ob dieser ein Thron war. Hinter ihm war Glee. Er hatte sich an sie gelehnt, und sein Kopf ruhte
auf ihren Brüsten. Sie hatte ihren Ellenbogen auf ein kleines Stück Tagstein aufgestützt. Mit ihrer freien Hand kämmte sie träge sein ofenes Haar. Sein Ausdruck war kalt wie immer, aber diesmal kaufte ich ihm das nicht ab. In seiner Haltung lag zu viel Verletzlichkeit, zu viel Vertrauen in der Art, wie er sich sein Gewicht von Glee stützen ließ. Ich sah zu viel Skepsis in seinen Augen. Einige Dinge konnte er vor mir nicht verbergen. Wahrscheinlich hatte er es deswegen gar nicht erst versucht. Doch ich nahm an, dass er mich töten würde, falls ich es wagte, darauf einzugehen. Also tat ich es nicht.
»Wenn ihr gekommen seid, um auf diesem Grab zu tanzen, seid ihr zu spät«, sagte er, als wir abstiegen. Wir gingen zu ihm hin und schauten zu den beiden hoch. »Das habe ich bereits getan.«
»Gut«, sagte ich und nickte Glee zu, die schweigend zurücknickte. Im Gegensatz zu Ahad versuchte sie gar nicht erst den Stolz, den sie ihm gegenüber empfand, zu verbergen. In der Art, wie sie sein Haar streichelte, lag außerdem eine gewisse selbstzufriedene Habgier, die mich füchtig an Itempas erinnerte, als er noch Nahadoths Zuneigung besessen hatte. Ich reckte mich und zog eine Grimasse; meine Knie knackten nach dem langen Ritt. »Ich bin nicht mehr in der Lage, zu tanzen.«
»Ja, du siehst schon scheiße aus, nicht wahr?« Er atmete einen langen, sich kräuselnden Strom Rauch aus. Ich sah ihm an, dass er überlegte, mich noch mehr zu verletzen. Es gab so viele Möglichkeiten, wie er das mit einem lässigen Kommentar tun konnte. Scheinbar bist du ein noch schlechterer Vater, als ich dachte, oder vielleicht: Gut zu wissen, dass ich nicht dein erster Fehler war. Ich wappnete mich so gut ich konnte, obwohl es wirklich nichts gab, was ich tun konnte. Laut Deka alterte ich immer noch schneller, als ich sollte; vielleicht zehn Tage an einem Tag. Allein das Wissen, dass ich Vater war, erwies sich als unnachgiebiges Gift, das mich innerhalb eines Jahres, höchstens zwei töten würde. Nicht, dass irgendjemand von uns so lange warten musste.
Ahad sagte zu meiner Erleichterung nichts. Entweder war er großmütig, oder Glee hatte begonnen, ihn zu erweichen. Oder vielleicht sah er einfach unter den Umständen keinen Sinn darin.
»Hallo«, sagte Deka. Er starrte Ahad an. Zu spät fiel mir ein, dass ich nie dazu gekommen war, ihm etwas über seinen Ursprung zu erzählen. Der Versuch meines lange verlorenen Sohns, das Universum zu zerstören, hatte mich ein wenig abgelenkt.
Ahad setzte sich auf, sah den Jungen an und kniff seine Augen zusammen. »Na sieh mal einer an. Du musst Dekarta Arameri sein.«
»Das bin ich.« Deka sagte das steif. Er versuchte, seine Faszination zu verstecken. Es gelang ihm nicht. Sie sahen nicht gleich aus, aber die Ähnlichkeit war deutlich genug, um kein Zufall zu sein. Außerdem hatte er nichts von Ahads Zynismus. Dafür dankte ich
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