Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
meinen Kopf unter die Decke –  wenigstens versuchte ich es. Da war wieder dieses Gefühl, dass an mir gezogen wurde. Ich ließ meinen Kopf dort, wo er war, obwohl ich ihn ein wenig gegen die Spannung bewegen konnte. »Dämonenscheiße! Was ist das?«
    »Dein Haar«, sagte Shahar. Ich erstarrte und sah zu ihr hoch.
    Sie schob meinen Arm weg. Dann nahm sie eine Haarsträhne
von mir auf, so dass ich sie sehen konnte. Leicht lockig, dunkelbraun, dick und länger als ihr Arm. Mehrere Fuß lang. Ich konnte mich nicht bewegen, weil ich halb darin eingewickelt war.
    »Ich habe meinem Haar nicht gesagt, dass es so lang werden soll«, sagte ich. Heraus kam nur ein Flüstern.
    »Nun, dann sag ihm, es soll wieder kurz werden. Oder hör auf herumzuzappeln, damit ich dich befreien kann.« Sie warf die Decke zurück und fing an, meine Haare zusammenzufassen. Dabei versuchte sie, sie mit den Fingern zu kämmen. Es ziepte. Als sie mich auf die Seite drehte, war mein Kopf frei. Ich hatte auf dem Großteil des Haars gelegen.
    Mein Haar hätte nicht lang sein dürfen. Ihr Haar hätte nicht lang sein dürfen. Sie bewegte mich wie eine übergroße Puppe. »Erzähl mir, was geschehen ist«, sagte ich. »Wie viel Zeit ist vergangen, seit wir den Eid geschworen haben?«
    »Den Eid geschworen haben?« Ungläubig starrte sie auf mich herunter. »Ist das alles, woran du dich erinnerst? Götter! Si’eh, du hast den Eid im Prinzip in dem Moment, als du ihn geschworen hast, gebrochen …«
    Ich fuchte laut in drei sterblichen Sprachen, um ihr das Wort abzuschneiden. »Erzähl mir einfach, wie viel Zeit vergangen ist!«
    Zorn rötete ihre Wangen. Durch das fahle Licht, das uns umgab  –  die schimmernden Wände Elysiums –, war das schwierig zu sehen. »Acht Jahre.«
    Unmöglich. »Ich würde mich an acht Jahre erinnern.«
    Ich hätte den Zorn in ihrer Stimme verstehen müssen, als sie mich anfuhr: »Nun, so lange ist es her. Ist nicht mein Fehler, wenn du dich nicht daran erinnern kannst. Ich nehme an, dass ihr Götter so viele wichtige Dinge zu tun habt, dass die Jahre der Sterblichen euch wie ein Atemzug erscheinen.«
    Das stimmte, aber wir waren uns der Atemzüge bewusst. Ich wollte mehr wissen –  zum Beispiel, warum sie so verärgert und verletzt klang. Diese Dinge stießen mir auf wie der Stachel zerbrochener
Unschuld, und sie schienen wichtig zu sein. Gleichzeitig schienen sie die Sorte Dinge zu sein, die durch Schweigen besänftigt werden mussten, bevor man sie scharf hervorbrachte. Also schob ich sie beiseite und fragte: »Warum bin ich so schwach?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Wo war ich, als ich fort war?«
    »Si’eh …« Sie stieß scharf den Atem aus. »Ich weiß es nicht. Ich habe dich seit diesem Tag vor acht Jahren nicht mehr gesehen, als du, ich und Deka Freunde werden wollten. Du hast versucht, uns zu töten, und bist verschwunden.«
    »Versucht … Ich habe nicht versucht, euch zu töten.« Ihr Gesicht verhärtete sich noch mehr und war voller Hass. Das bedeutete, ich hatte versucht, sie zu töten –  oder wenigstens glaubte sie das. »Das war nicht meine Absicht. Shahar …« Erneut streckte ich meine Hand nach ihr aus. Diesmal war es instinktiv. Wenn es sein musste, konnte ich Stärke aus sterblichen Kindern ziehen … doch als ich ihr Knie erneut berührte, fand ich nur ein Tröpfeln dessen, was ich brauchte. Natürlich, acht Jahre. Sie müsste jetzt sechzehn sein; noch nicht ganz Frau, aber fast. Ich jammerte frustriert und zog meine Hand weg.
    »Ich kann mich an nichts erinnern, was zwischen diesem Moment und jetzt liegt«, sagte ich, um mich von der Angst abzulenken. »Ich nahm eure Hände und dann war ich hier. Etwas stimmt nicht.«
    »Ofensichtlich.« Sie zwickte sich in ihren Nasenrücken und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Hofentlich hat deine Ankunft hier nicht die Abgrenzungsskripte ausgelöst, sonst wird ein Dutzend Wachen in einer Minute diese Tür aufbrechen. Ich muss mir etwas überlegen, wie ich deine Anwesenheit erklären kann …« Sie hielt inne, runzelte die Stirn und schaute mich mit einem Hofnungsschimmer an. »Oder kannst du fortgehen? Das wäre wirklich die einfachste Lösung.«

    Ja, gut für mich und für sie. Es war ofensichtlich, dass sie mich nicht hier haben wollte. Ich wollte ebenfalls nicht hier sein, schwach und schwer und mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Ich wollte bei … bei … Moment, war das … o nein.
    »Nein«, füsterte ich. Als sie

Weitere Kostenlose Bücher