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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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eine riesige, eingefallene Grube war. »Niemand wusste, was geschehen war, bis drei Tage später erst Dekarta und dann Shahar erwachten.«
    Das war mehr als genug Zeit, damit Gerüchte in Fahrt kamen und Dekas Leben ruinieren konnten. Armer Junge, und seine Schwester auch.
    »Um welche Art Magie handelte es sich?«, fragte ich. Schreiber liebten es, Magie einzuteilen und zu kategorisieren. Irgendwie
half es ihnen, sie mit ihren unmagischen, sterblichen Hirnen zu begreifen. Vielleicht gab es etwas in ihrer verdrehten Logik, das auch mir half, zu verstehen.
    »Unbekannt, Lord …« Er fing sich gerade noch. »Unbekannt.«
    »Unbekannt?«
    »Dergleichen hat es im Reich der Sterblichen noch nicht gegeben. Jedenfalls nicht seit Beginn der Aufzeichnungen. Die besten Gelehrten der Literia haben das bestätigt. Wir haben sogar einige der zugänglichen Gottkinder der Stadt befragt. Auch sie waren nicht in der Lage, es zu erklären. Wenn Ihr es nicht wisst …« Er klappte den Mund hörbar zu. Seine Frustration war beinahe greifbar. Er hatte ofensichtlich die Hofnung gehegt, dass ich mehr Antworten hatte.
    Ich verstand voll und ganz. Seufzend richtete ich mich auf. »Ich hatte nicht die Absicht, ihnen Schaden zuzufügen. Nichts, das geschehen ist, ergibt einen Sinn.«
    »Die Hände der Kinder waren blutig«, sagte Shevir in neutralem Ton. »Beide Hände waren auf dieselbe Weise zerschnitten. Nach den Winkeln und der Tiefe zu urteilen hatten sie sich die Schnitte gegenseitig zugefügt. Einige meiner Kollegen waren der Meinung, es könne sich um eine Art Ritual gehandelt haben …«
    Ich schaute finster. »Das einzige Ritual, das stattgefunden hat, war eins, das Kinder auf der ganzen Welt durchführen, um Versprechen zu besiegeln.« Ich hob meine Hand und schaute auf meine glatten, narbenlosen Handfächen. »Wenn das die Ursache für die Vorgänge war, dann gäbe es noch eine Menge anderer Kinder, die tot herumliegen.«
    Erneut breitete er entschuldigend die Hände aus. »Ihr müsst verstehen, dass wir verzweifelt versuchten, eine Erklärung zu finden.«
    Ich dachte darüber nach und zog mich auf das Geländer hoch. Die Tatsache, dass ich meine Beine baumeln lassen konnte, bereitete mir großes Vergnügen. Dadurch schien Shevir sich äußerst
unwohl zu fühlen; möglicherweise, weil ein Sturz ins Atrium hinunter einen Sterblichen töten würde. Dann erinnerte ich mich, dass ich dabei war, ein Sterblicher zu werden. Mit einem tiefen Seufzer ließ ich mich zurück auf den Boden fallen.
    »Also seid Ihr zu dem Schluss gekommen, dass eins der Kinder  –  Deka –  mich herbeigerufen und verärgert hatte, woraufhin ich sie aus Rache in die Luft blies.«
    »Ich habe das nicht geglaubt.« Shevir wurde ernst. »Doch gewisse Gruppen waren nicht davon abzubringen, und schließlich wurde Dekarta nach Literia geschickt. Damit er seine angeborenen Talente besser unter Kontrolle bekommt –  so verkündete seine Mutter.«
    »Exil«, sagte ich leise. »Eine Strafe, weil Shahar verletzt wurde.«
    »Ja.«
    »Wie ist er jetzt so? Deka, meine ich.«
    Shevir schüttelte den Kopf. »Niemand hier hat ihn gesehen, seit er fortgegangen ist, Lord Si’eh. Er kommt in den Ferien oder an Feiertagen nicht nach Hause. Man sagte mir, dass er sich in Literia sehr gut macht. Ironischerweise scheint er ein wirkliches Talent für diese Kunst zu haben. Doch … nun ja … Gerüchte besagen, dass er und Lady Shahar sich jetzt hassen.« Ich schaute ihn finster an, und Shevir zuckte mit den Schultern. »Ich kann es ihm eigentlich nicht übelnehmen. Kinder sehen die Dinge nicht so, wie wir es tun.«
    Ich warf Shevir einen Blick zu. Er war gedankenverloren und hatte die Ironie, ausgerechnet zu mir über Kindheit zu sprechen, nicht bemerkt. Dennoch hatte er recht. Der sanfte Deka, den ich gekannt hatte, hätte nicht verstanden, dass man ihn aus Gründen fortschickte, die nur sehr wenig mit Shahars Verletzung zu tun hatten. Er hätte seine eigenen Schlüsse darüber gezogen, weshalb der Freundschaftseid schiefgegangen war und warum man ihn von seiner geliebten Schwester trennte. Selbstvorwürfe wären nur der Anfang gewesen.

    Doch warum hatte Remath sich überhaupt die Mühe gemacht, ihn ins Exil zu schicken? In den alten Zeiten hatte die Familie kurzen Prozess mit jedem gemacht, der irgendwie aus der Reihe tanzte. Bei Deka hätten sie eigentlich noch schneller handeln müssen, da er auf so vielfältige Weise nicht in die Arameri-Schablone passte.
    Ich

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