Rivalin der Götter erbin3
Geld schlagen. Entweder, man ließ sich dafür bezahlen, ihn zu entfernen, oder man verkaufte die noch verwertbaren Stücke. Neugierig sprang ich auf die Füße und ging zu ihr hinüber. Sie stand außerhalb des Lichtkegels der Fackeln. Als ich um sie herum auf die Straße, die mit Schlaglöchern übersät war, hinausspähte, sah ich eine Gruppe Männer bei einem alten Eselskarren auf der anderen Straßenseite. Zwei von ihnen lachten und wogen Mülleimer in ihren Händen, die sie dann in den Karren entleerten. Zwei weitere standen untätig herum. Ein fünfter hatte eine
Maske vor seinem Gesicht, stand mit einer Mistgabel auf dem Karren und rührte in etwas Dampfendem herum.
Ich warf einen Blick auf das Zeug in Hymns Beutel. »Würden sie dir wirklich ein paar kleine Dinge missgönnen?«
Wütend schaute sie mich an. »Den Unratsammlern ist es egal, ob es nur ein bisschen ist – es gehört ihnen. Sie bezahlen den Orden für die Rechte, und sie mögen es nicht, wenn jemand an ihrem Besitz herumfummelt. Sie haben mich bereits einmal gewarnt.« Trotz des Ärgers, den sie zur Schau stellte, konnte ich darunter Angst riechen. Sie schaute an mir vorbei und die Gasse entlang. Doch es gab keinen Ausweg. Die Gasse befand sich zwischen drei Gebäuden, und das nächste Fenster war ungefähr zwanzig Fuß über dem Boden. Sie konnte versuchen, sich rauszuschleichen. Es gab eine Chance, dass die Männer sie nicht bemerkten, weil sie mit ihrer Arbeit und ihrem Geschwätz beschäftigt waren. Doch falls sie Hymn bemerkten, würde sie mit ihrem missgebildeten Fuß nicht weit kommen.
Die Männer waren eine streng riechende Bande, auch ohne den Gestank des Abfalls. Außerdem hatten sie das unverkennbare Aussehen von Leuten, die keine Skrupel haben, einem Kind wehzutun. Ich bleckte meine Zähne, da ich solche Sterbliche immer gehasst hatte.
Bei dieser Regung meines alten Selbst musste ich grinsen.
»Hey!«, rief ich. Neben mir schrak Hymn zusammen und schnappte nach Luft. Dann wirbelte sie herum und versuchte, zu entkommen. Ich schnappte mir ihren Arm und hielt sie an Ort und Stelle fest, damit sie sie sahen. Die Unratsammler sahen sich um und bemerkten mich. Bei dem Anblick von Hymn schauten sie allerdings finster.
»Was zur Hölle tust du denn da?« Sie heulte und versuchte, sich loszureißen.
»Ist schon gut«, murmelte ich. »Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas antun.« Die Männer neben dem Karren drehten sich
jetzt um und kamen mit entschlossenen Schritten und finsteren Absichten auf uns zu. Allerdings nur drei von ihnen; die anderen schauten nur zu. Ich grinste sie an und erhob nochmals meine Stimme. »Hey, ihr mögt doch Scheiße, oder nicht? Dann nehmt das hier!« Ich drehte mich um, riss meine Hose herunter und ließ ihnen mein Hinterteil entgegenblitzen. Hymn stöhnte.
Die Unratsammler riefen etwas. Sogar die beiden, die zugeschaut hatten, rannten jetzt um den Karren herum. Dann rannte die ganze Bande auf uns in unserer kleinen Gasse zu. Lachend zog ich mir die Hose hoch und packte wieder Hymns Arm. »Na los, kommt schon!«, rief ich und schleuderte sie in den hinteren Teil der Gasse.
»Wo …« Mehr bekam sie nicht heraus, dann stolperte sie über einen mit Pilzen überwucherten Haufen Feuerholz, das jemand zwischen die Abfalleimer geworfen hatte. Ich half ihr, aufrecht zu bleiben, und zerrte sie dann noch weiter nach hinten, bis wir schließlich an die Rückwand der Gasse gepresst dastanden. Kurz darauf wurde die Gasse, die ohnehin schon düster war, noch dunkler, denn die Umrisse der Männer fingen das Licht der Fackeln ab.
»Was zur Hölle soll das hier werden?«, fragte einer der Männer Hymn. »Wir haben dich gewarnt, nicht unser Zeug zu klauen, und du kommst nicht nur zurück, sondern bringst auch noch einen Freund mit? Hmm?« Er machte einen Schritt über das Feuerholz und ballte seine Fäuste. Die anderen waren direkt hinter ihm.
»Ich wollte nicht …« Hymns Stimme zitterte.
»Das Mädchen steht unter meinem Schutz«, sagte ich und stellte mich vor sie. Ich grinste wie ein Irrer und spürte, wie die Macht mich wie ein Umhang umwehte. Unfug ist berauschend, süßer als jeder Wein. »Wagt es nicht, sie noch einmal anzurühren.«
Der Anführer blieb stehen und starrte mich ungläubig an. »Und wer zum Dämon bist du Göre?«
Ich schloss meine Augen und atmete befriedigt ein. Wie lange war es her, dass mich jemand »Göre« genannt hatte? Ich lachte, ließ Hymn los und breitete meine Arme
Weitere Kostenlose Bücher