Rivalin der Götter erbin3
Teil der Stadt an. Da es dort so gewalttätig zuging und alles so heruntergekommen
war, ließ man mich für fast drei Tage in Ruhe, während ich zwischen dem Müll saß. Das war gut, denn ich hätte nicht die Kraft gehabt, mich zu verteidigen. Mein Wutanfall in Elysium und die darauf folgende magische Reise hatten mich so sehr geschwächt, dass ich, außer hier herumzulungern, nicht viel tun konnte. Da ich bereits hungrig gewesen war, bevor ich Elysium verließ, aß ich: Es gab einige schimmlige Fruchtschalen in einem der Mülleimer in meiner Nähe. Außerdem kam eine Ratte vorbei und bot mir ihr Fleisch an. Sie war ein altes Geschöpf, blind und sterbend, und ihr Fleisch war zäh. Doch ich war noch nie so rüpelhaft gewesen, einen heiligen Akt nicht zu respektieren.
Es regnete. Ich legte meinen Kopf stundenlang schief, um ein paar Mundvoll zu trinken. Um das Ganze dann auf die Spitze zu treiben, regte mein Darm sich zum ersten Mal seit einem Jahrhundert. Ich hatte noch gerade genug Kraft, um meine Hose herunterzulassen, aber nicht mehr genug, um mich von der entstandenen Sauerei wegzubewegen. Also saß ich daneben, weinte eine Weile und hasste grundsätzlich alles.
Am dritten Tag – Drei ist die Zahl der Macht – änderten die Dinge sich endlich.
»Steh auf«, sagte das Mädchen, das die Gasse betreten hatte. Sie trat mich, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. »Du bist im Weg.«
Ich blinzelte zu ihr auf und sah eine kleine Gestalt, die ausgebeulte, hässliche Kleidung und einen wahrhaft albernen Hut trug und auf mich herunterstarrte. Der Hut war eine echte Schönheit. Er sah aus wie ein betrunkener Kegel, der auf ihrem Kopf stand. Außerdem hatte er lange Klappen, die ihre Ohren bedeckten. Die Klappen konnte sie unter ihrem Kinn befestigen, was sie aber nicht getan hatte. Vielleicht, weil es schon Spätfrühling und sogar hier an diesem Ort der Mittagsschatten heiß war wie das Temperament des Vaters des Tages.
Mit einem Seufzer zog ich mich mühsam auf die Füße und trat zur Seite. Das Mädchen nickte knapp zum Dank, drängte sich dann an mir vorbei und fing an, in dem Müllhaufen, neben dem ich gesessen hatte, herumzuwühlen. Ich wollte sie gerade vor meiner kleinen Beigabe zu dem Abfall warnen, doch sie vermied sie, ohne hinzuschauen. Geschickt zog sie zwei Hälften eines zerbrochenen Tellers aus dem Unrat, machte ein zufriedenes Geräusch und steckte sie in das Säckchen, das von ihrer Schulter hing. Dann ging sie weiter. Während sie sich davonmachte, sah ich, wie einer ihrer Füße über den Boden scharrte, obwohl sie ihn gehoben hatte. Er war größer als der andere und missgebildet. Da sie Lumpen um den Knöchel gewickelt hatte, wirkte er noch größer.
Ich folgte ihr durch die Gasse, während sie sich durch die Haufen wühlte und die seltsamsten Dinge auf hob: einen Tonkrug ohne Grif, einen verrosteten Metallkanister und ein Stück zerbrochenes Fensterglas. Letzteres schien sie, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, am meisten zu erfreuen.
Ich beugte mich vor, um ihr über die Schulter zu schauen. »Was hast du damit vor?«
Sie wirbelte herum. Ich erstarrte, da sie die Spitze eines langen und unglaublich scharfen Glasdolches an meine Kehle hielt.
»Das hier«, knurrte sie. »Bleib mir vom Leib.«
Schnell zog ich mich zurück und hob die Hände, um deutlich zu machen, dass ich nichts Böses im Schilde führte. Sie steckte das Messer weg und fuhr mit ihrer Arbeit fort.
»Glas«, erklärte sie. »Zermahl ich für Messer. Mit den Resten zermahl ich andere Dinge. Kapiert?«
Ich war fasziniert von ihrer Art zu sprechen. Das Senmitisch der Einwohner von Schatten war derber als das der Menschen in Elysium. Außerdem sprachen sie schneller. Sie hatten weniger Geduld für lange, blumige Sprachkonstruktionen. Ihr neuer, kürzerer Satzbau enthielt zusätzliche Nuancen ihrer Stimmung. Ich versuchte, meine Sprache entsprechend anzupassen.
»Kapiert«, sagte ich. »Und dann?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich verkauf sie am Sonnenmarkt. Oder geb sie weg, wenn Leute nicht zahlen können.« Sie warf mir einen Blick zu, musterte mich und schnaubte dann. »Du könntest zahlen.«
Ich sah an mir hinunter. Die schwarze Kleidung, die ich in Elysium ins Leben gerufen hatte, war schmutzig und stank. Dennoch war sie aus qualitativ hochwertigem Stof. Das Hemd, die Hose und die Schuhe passten zusammen, was man von ihrer Kleidung nicht behaupten konnte. Ich vermutete, dass ich reich aussah. »Aber
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