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Riven Rock

Riven Rock

Titel: Riven Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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dann zweifle ich keine Minute daran, daß wir dieses Jahr wieder in der World Series mitspielen.«
    »Aber wir haben keinen guten Mann am Schlagmal«, sagte Mart. »Sind doch alle ein Haufen Weiber – nach dem, was ich so lese.«
    »Na, das ist einerseits ein ungewöhnlicher Standpunkt, mein Sohn, doch andererseits haben Sie recht. Aber wir haben genug gute Leute – und dieser Gardner am dritten Mal ist eine Wucht, echt ein Gewinn...«
    O’Kane glitt wieder davon, einen frischen Drink in der Hand, zu Dolores sah er nicht einmal hinüber – die hatte er jetzt so sicher wie noch jedes Mädchen und jede Frau in seinem Leben –, er hoffte nur, daß Katherine bald gehen würde, damit er sich ein bißchen lockerer geben konnte. Aber nur ein bißchen, schärfte er sich ein und hörte in Gedanken die Stimme seiner Mutter: Setz deine Manieren und dein hübsches Lächeln ein, Eddie, und diesen Kopf, den der Herrgott dir zwischen die Schultern gesetzt hat, dann wirst du’s im Leben so weit bringen, wie du willst. Er hatte vor, ein wenig umherzustreifen, ein paar Leute kennenzulernen. Vielleicht schnappte er ja den einen oder anderen Ratschlag über den Orangenanbau auf oder hörte etwas von einem Grundstück mit einer dieser Ölquellen darauf oder jedenfalls mit Öl im Boden darunter, und woran merkte man überhaupt, daß es Öl gab?
    In diesem Moment legte das Orchester mit einer Hawaiinummer los, der steife alte Mr. Eldred legte seine Geige weg, griff nach einer Ukulele, klein wie ein Spielzeug, und schrammelte drauflos, als wäre er in Honolulu geboren. Alle waren überrascht und grölten herum und klatschten in die Hände, als sich aus dieser rhythmisch schrubbenden rechten Hand irgendwie der »Song of the Islands« herausschälte, und der Rest des Orchesters tänzelte dem Lied leichtfüßig hinterher. O’Kane hatte gerade bei einer Gruppe von korrekt gekleideten Männern gestanden, die eine hitzige Diskussion über die Vorteile eines Geschäfts führten, bei dem es um Millimeter und Zentimeter von irgend etwas ging, und wollte einen günstigen Moment abwarten, um sich einzumischen und nach ihrer Meinung zu den Grundstücksangeboten in Goleta zu fragen, jetzt aber drehten sie sich wie ein Mann dem Orchester zu und fingen an, im Takt zur Ukulele zu klatschen.
    O’Kane begriff diesen Hawaiifimmel nicht recht – die Musik war in seinen Ohren so fad wie gekochter Reis, kein Vergleich mit den zuckenden Synkopen von Ragtime oder Jazz, so etwas sollten sie hier spielen, wieso nahm Eldred nicht eine Trompete zur Hand, wenn er schon ein Instrument halten mußte? Nein, das einzig Gute an Hawaii war der Hula-Hula, getanzt von einem halbnackten, braunhäutigen Mädchen im Baströckchen, und davon hatte er einmal eine gehörig aufreizende Vorführung gesehen, als er eines Abends nach Los Angeles gefahren war, mit Mart und Roscoe, der sich einen den Pierce-Arrows ausgeliehen hatte, ohne daß es jemand gemerkt hatte. »Bei uns sehen Sie eine echte Insulanerin, direkt aus Hawaii!« hatte der Ausrufer vor der Bude gebrüllt. »Ein echter hawaiianischer Hula-Hula, getanzt ohne Zuhilfenahme der Füße!« Das war ein Schauspiel gewesen und alle zehn Cents wert, die es gekostet hatte.
    Aber das hier war eine Farce. Unweigerlich sprang nun eine ganze Reihe von angetüterten Männern und breitärschigen Frauen auf und schwang sich obszön durch den Saal, sie machten sich zum Narren und bereiteten jedem Gespräch – dem nützlichen und dem potentiell nützlichen Gespräch – ein abruptes Ende. Und natürlich, schon tanzten sie alle, Eldred spielte jetzt »On the Beach at Waikiki«, O’Kane bestellte noch einen Drink und sah, gedeckt von Marts Schädel, skeptisch zu, während der alte Red-Sox-Anhänger vor dem Orchester stand und mit seinen Hängebacken wackelte wie eines dieser massigen Buckelrinder in Indien. O’Kane war es egal. Er amüsierte sich trotzdem prima, es war eine Abwechslung, und die Eisprinzessin würde bald genug davon haben und in ihr Hotel zurückfahren, da war er sich sicher, und dann könnte er diese schnurrbärtigen Wichte abwimmeln und sich von Dolores Isringhausen im Auto zu ihr nach Hause bringen lassen, wo sie mit ihm tun durfte, was sie wollte.
    Das war eine erfreuliche Aussicht, und er lehnte sich an die Bar zurück und spürte den Whiskey durch seine Adern strömen, ließ den Blick gelassen über die Menge schweifen, und nein, er würde nicht zu Dolores hinübersehen, noch nicht, und zu Katherine auch

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