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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Tal hinuntergeblasen wurde.
    Vor dem ersten Vorwerk wurden sie bereits erwartet. Drei schwerbewaffnete königliche Soldaten in schwarz-gelber Uniform und mit Lanzen in den Händen verwehrten ihnen den Eintritt. Misstrauisch beäugten sie die Frau und ihre seltsamen Begleiter.
    „Was sucht Ihr hier?“
    Mutig trat Rixende einen Schritt vor. „Ich wünsche den königlichen Statthalter Simon von Festanière zu sprechen. Er erwartet mich.“
    Die Soldaten sahen sich bedeutungsvoll an.
    „Er ist nicht hier, Frau“, sagte der Älteste.
    „Nicht hier ...? Wie soll ich das verstehen? Er erwartet mich, ich sagte es schon.“
    „Er …er ist seit zehn Tagen spurlos verschwunden.“
    „Spurlos verschwunden? Das verstehe ich nicht! Mein Bruder bestellt mich hierher und dann ...“
    „Mehr können wir Euch auch nicht sagen, Frau“, unterbrach sie einer der beiden jüngeren Soldaten schulterzuckend, doch Rixende meinte, so etwas wie Anteilnahme aus seiner Stimme herausgehört zu haben. Sie drehte sich zu den Muselmanen um, um ihnen in ihrer Sprache den Sachverhalt zu erklären. Dann wandte sie sich wieder an die Soldaten.
    „Es gibt doch sicher einen Verweser. Vielleicht weiß dieser Mann näheres? Wie ist sein Name?“
    „Arlad von Marly, aber ob er Euch empfängt ...?“ Der Alte zweifelte.
    „Bringt mich zu ihm. Er wird mir ein Nachtlager nicht abschlagen.“
    Rixendes energisches Auftreten verfehlte seine Wirkung nicht. Der jüngste Wachhabende geleitete Rixende hinauf. Die Muselmanen jedoch mussten, obwohl sie den Schutzbrief vorzeigten, im ersten Vorwerk zurückbleiben.
    Als sie nach einem mühsamen Aufstieg endlich die zweite Vorburg erreicht hatten, die von immensen Mauern umschlossen war, zog der Soldat den Wasserkübel aus der großen Zisterne, die im Innenhof stand, und reichte Rixende, die schwer atmend neben ihm stand, die Kelle.
    „Herrin“, sagte er leise zu ihr, als sie getrunken hatte, „Mein Name ist Stephane. Euer Bruder wird nicht mehr auf den Queribus zurückkehren. Er ist bei seinen Leuten, um ihnen beizustehen. Ihr wisst, wen ich meine?“
    Rixende sah überrascht auf. „Wo kann ich ihn finden?“
    „In der Höhle von Lombrives“, raunte er ihr zu, „dorthin haben sie sich zurückgezogen. Auch ich habe Angehörige unter ihnen, deshalb weiß ich so gut Bescheid. Euer Bruder hat mir vertraut.“ Vorsichtig schaute Stephane sich nach allen Richtungen um. Dann fuhr er fort:
    „Marly, der neue Statthalter, ist ein scharfer Hund. Er hat kein Verständnis für die guten Christen. Überlegt Euch Eure Worte genau, diesen Rat will ich Euch geben.“
    „Danke. Könnt Ihr mir den Weg nach Lombrives erklären?“
    „Ich zeichne ihn Euch auf. Morgen früh, wenn ich Euch wieder hinuntergeleite, stecke ich Euch das Pergament zu.“
    Weiter ging es steil nach oben. Rixende zitterten bald die Beine vor Anstrengung. Als sie schließlich keuchend den imposanten Wohnturm erreicht hatten, der ganz aus Kalkstein gebaut war und im letzten Sonnenschein des Tages aussah wie ein dicker, weißer Daumen aus Fels, bedeutete Stephane Rixende zu warten. Da aber noch immer der Wind tobte und heulte, schob er sie in einen Mauervorsprung hinein. Fest mit dem Rücken an die Wand des Donjons gestemmt, spähte Rixende ins Tal hinunter. Die Aussicht war atemberaubend, in der Ferne vermeinte sie sogar das Meer zu sehen. Sie begann zu frösteln und zog ihren Pelz enger um den Hals. Wenn Simon zu seinen Leuten geflüchtet war, bedeutete das, die Inquisition – Abbéville – war tatsächlich hinter ihm her. Und Fulco hatte ein weiteres Mal seinen Vorgesetzten verraten. Rixende zog es das Herz zusammen: Nicht nur der Bruder, auch der Geliebte war in Gefahr!
    Da öffnete sich die Tür, Stephane bedeutete Rixende, dass Marly sie empfangen würde. Erleichtert betrat sie hinter dem Soldaten eine lange, wenig wohnliche Halle, einzig erhellt durch eine schmale Schießscharte an der Südseite. Eine Treppe führte zum zweiten Stockwerk hinauf. Dieses wurde jedoch, zu Rixendes Überraschung, durch ein beinahe kühn zu nennendes Rippengewölbe überspannt. Ein großes Rundbogenfenster ließ genügend Licht herein, um den Statthalter Marly näher in Augenschein nehmen zu können, der sie dort erwartete. Als der Mann Rixende erblickte, leuchteten seine Augen auf.
    „Ihr seid ...“
    „Ava von Festanière“, log Rixende und erschrak dennoch, weil sie unbewusst ihren richtigen Vornamen benutzt hatte. „Ich bin auf der Suche nach meinem

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