Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Bruder ... und einem Nachtlager.“
Marly lächelte honigsüß. Die Schwester des elenden Abtrünnigen war ein verteufelt schönes Weib. Vielleicht ... nun, man würde sehen, wie sich der Abend entwickelte, oder die Nacht.
„Euer Bruder ist ... Aber tretet erst einmal näher, schöne Frau“, sagte er galant und verbeugte sich formvollendet. Der Statthalter war groß gewachsen, von kräftiger Statur - und einsam wie die meisten Männer, die sich jahrein, jahraus in den Grenzfestungen des Königs von Frankreich aufhielten, wenn sie sich nicht eine Hure mitgebracht hatten.
„Leider können wir Euch nur wenig Komfort bieten, der Quéribus ist ganz und gar nicht auf Damenbesuch eingerichtet. Doch will ich sehen, was sich machen lässt“, sagte er und klatschte in die Hände.
Ein weiterer Soldat sprang diensteifrig herbei. Nachdem ihm Marly etliche Anweisungen erteilt hatte, bat er Rixende inständig, mit seinem eigenen Schlafraum vorliebzunehmen, den einzigen beheizbaren Raum in der Burg. Nachts sei es bereits verteufelt kalt hier heroben!
Doch Rixende – die von Stephane ja längst wusste, was sie wissen wollte - zeigte sich dem Statthalter gegenüber kühl.
„Ich will Euch keine Umstände machen, Herr. Wenn Ihr mir jedoch die Kammer meines Bruders zur Verfügung stellen könntet ... Wo, habt Ihr übrigens gesagt, hält er sich auf?“
Marlys Augen verengten sich. Ich habe noch gar nichts über deinen Bruder gesagt, dachte er ärgerlich. Das würde nicht leicht werden, heute nacht. „Euer Bruder, verehrte Dame, befindet sich auf einer anderen Grenzfestung des Königs. Auf welcher darf ich Euch jedoch nicht sagen. Wenn Ihr ihn sprechen müsst, so hinterlasst eine Nachricht. Ich werde veranlassen, dass sie ihm zugeleitet wird“, sagte er nun ebenfalls in bestimmendem Ton. Sichtlich widerwillig geleitete der Statthalter die junge Frau nun zu den Räumen ihres Bruders. Als sie sah, dass auch in Simons Kammer ein Kaminschacht von der unteren Halle heraufführte, der in kalten Nächten dafür sorgte, dass man nicht im eigenen Bett erfror, wusste sie, dass Marly sie in jeder Hinsicht dreist belog. Stephane hatte recht. Sie musste aufpassen.
„Gut“, sagte Rixende, als sie sich in Simons Kammer umsah, die für einen königlichen Beamten äußerst karg eingerichtet war. „Ich bin nun fast zwei Tage ununterbrochen geritten und sehr müde, Herr Statthalter, ich möchte mich gleich niederlegen. Vielleicht habt Ihr die Freundlichkeit, mir ein wenig Brot und frisches Wasser aufs Zimmer bringen zu lassen. Damit werde ich Eure Gastfreundschaft nicht über Gebühr beanspruchen.“
Marly, der sich auf dem Weg hierher bereits alles in den glühendsten Farben ausgemalt hatte, unternahm einen letzten Versuch.
„Brot und Wasser! Euer Bruder würde mich steinigen, wenn er davon erführe. Ach bitte, liebe Dame“ – er himmelte sie geradezu an -, gebt mir die Ehre, mit mir zu speisen. Ich habe bereits alles in die Wege geleitet, Ihr werdet es nicht bereuen!“
Nun wollte Rixende durchaus nicht unhöflich sein, und so sagte sie ihm zu. Sie würde sich schon zu wehren wissen, dachte sie bei sich.
Als Rixende am Abend erneut den Saal mit dem schönen Kreuzrippengewölbe betrat, war sie überrascht. Marly hatte veranlasst, dass alle Wandhalterungen mit Fackeln bestückt waren, und auf dem großen Eichentisch standen nicht wenige flackernde Kerzen, was dem ganzen Raum ein gespenstisches, aber nicht ungemütliches Aussehen gab. Der Statthalter hatte seine Uniform abgelegt und stand nun in schwarzen Beinlingen aus Samt und einem ebensolchen Wams vor ihr. Seine braunen Locken reichten ihm bis auf die Schultern. Eitelkeit und Verlangen sprachen aus seinen dunklen Augen.
Er bat sie, ihm gegenüber Platz zu nehmen, und klatschte in die Hände. Stephane und Marcel, so war der Name des anderen Soldaten, trugen auf. Es gab Rehbraten mit gedünsteten Birnen, frisches Brot, in Wein gesottene Forellen und zum Nachtisch in Mandelmilch gekochte Hirse, mit ganzen Mandelkernen besteckt, dazu schweren roten Wein von wirklich ausgezeichneter Qualität, von dem Rixende jedoch nur nippte. Marly dagegen, der kaum von Simon, doch viel von seinen guten Beziehungen zum König und zu Nogaret redete und dabei wild gestikulierte, trank sich Mut an, um seine Absicht alsbald in die Tat umzusetzen.
Währenddessen stocherten die beiden Soldaten mit der Feuerzange im Kamin herum, bis das Feuer aufloderte, legten Holz nach und schenkten Marly ein, wann
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