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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Luft.
    „Die Konsuln, die hier allesamt namentlich aufgeführt sind“, fuhr er fort, „sollen im Auftrag aller Bürger der Stadt abgeschworen haben, und demzufolge wären alle Bürger unfähig, zukünftig ein öffentliches Amt zu bekleiden und würden im Falle weiterer Unruhen ohne Verzug der Strafe des Rückfalls unterliegen. Abgesehen davon, dass es sich nicht so verhalten hat, bedeutet dies nichts anderes als erneute Exkommunikation und obendrein das Anathem – das Todesurteil für die Stadt. So etwas hätte ich niemals unterschrieben, auch nicht mit einem Messer an der Kehle.“
    Patrice Stimme war vor Aufregung gebrochen, und ihm standen die Tränen in den Augen.
    Auf die Nachfrage, wer denn diesen Vertrag gegengezeichnet hätte, deutete Elias Patrice auf Fulco von Saint-Georges.
    „Er“ – dann drehte er sich um - „und der Seneschall natürlich.“
    Gui Capriere trat vor und warf einen vorsichtigen Blick auf das Dokument. Er bestätigte die Echtheit des Siegels, und meinte, dass es nach seiner Erinnerung Saint-Georges war, der ihm das Dokument vorgelegt hatte. Dass er dabei rote Ohren bekam, fiel kaum jemandem auf.
    Es verwunderte auch niemanden mehr – am wenigstens Saint-Georges selbst -, dass sich anschließend unter den Beweisstücken ebenfalls der auf mysteriöse Weise wiederaufgefundene Befehl zur Verhaftung der Albigenser befand, den Fulco als Alleinverantwortlicher unterzeichnet hatte, obwohl er damals noch Prior in Albi war.
    Gut angelegtes Geld, dachte Abbéville zufrieden. Sehr gut angelegt. Do ut des – Ich gebe, dass du gibst!

32
    Stolz war der Grund, dass jene dort gefallen ...
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Der Ritt in das Sabarthès war hart. Ein unbarmherziger eisiger Ostwind pfiff Rixende und den Muselmanen um die Ohren, der dem, der auf dem Quéribus geweht hatte, in nichts nachstand. Sie mussten ihr Nachtlager überwiegend in schlechten Herbergen aufschlagen, denn nach der Abtei Joucou – vor deren Tor die Muselmanen sogar im Zelt schlafen mussten - gab es kaum Klöster in dieser wilden Gegend. In allen Weilern, durch die sie kamen, erregten sie die Aufmerksamkeit der Leute. Eine schöne Frau mit vier Muselmanen in ihrem Gefolge, da blieb den Gaffern der Mund offenstehen. Ibrahims schwerbewaffnete Männer jedoch, die die Hand nicht vom Schwert ließen, flößten Respekt ein, so dass die Menschen gebührenden Abstand zu ihnen hielten.
    Am vierten Tag hatte Rixende ein Erlebnis, das sie tief berührte. Sie waren am Col des Sept Fréres vorbei durch das Pays d`Aillon geritten – eine schöne, von weiten Buchen- und Eichenwäldern sowie ausgedehntem Weideland umgebene Hochebene, als sie plötzlich Montaillou erblickte. Hoch oben, eingerahmt von schwarzen Tannen, beherrschte noch immer die elterliche Burg das Land. An den Abhang schmiegten sich, terrassenförmig angelegt, die schindelgedeckten Häuser der Dörfler, eins über dem anderen klammerten sie sich geradezu schutzsuchend an den Berg. Der Ort selbst war nicht befestigt, doch stand die unterste Reihe Häuser so eng beieinander, dass man erst beim genauen Hinsehen erkannte, dass es sich um einzelne Gebäude handelte und nicht um eine durchgehende Mauer. Rixende wischte sich verstohlen die Tränen aus den Augen. Sie besaß nur wenige Erinnerungen an Montaillou, doch die Burg hatte sie oft vom Tal aus gesehen, als man ihr das Reiten auf einem gescheckten Zigeunerpony beibrachte, das der Vater ihr geschenkt hatte.
    Auf einem Feldrain kam ihnen ein Reisender entgegen, das Bündel auf dem Kopf und etliche Katzenfelle über der Schulter. Als er der Muselmanen ansichtig wurde, stieß er einen Schreckenslaut hervor und rannte rasch den Abhang zum Hers hinunter, wo er sich bekreuzigte. Die Muselmanen lachten, doch Rixende stieg vom Pferd und schritt auf ihn zu.
    „Könnt Ihr mir sagen, guter Mann, ob wir uns auf dem rechten Weg nach Tarusco befinden?“
    Der Mann blickte sie verschüchtert an.
    „Ihr müsst zuerst die Spitzkehren hinunter nach Ax reiten, Herrin, dann am Col de Marmare durch den Wald, das Tal von Caussou hinunter und geradewegs über den Col du Chioula zur Ariège. Dort an der Brücke, wo sich die Mühle derer zu Foix befindet, zweigt der Weg nach Tarusco ab. Es ist nicht mehr allzu weit.“
    Mit diesen Worten streckte er zögerlich die rechte Hand aus, um sich für seine Auskunft belohnen zu lassen. Die Muselmanen ließ er dabei nicht aus den Augen.
    Die Ariège - in der Hälfte ihres Laufes ein reißender

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