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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Stimme ertönen zu lassen.
    „Weiß jemand unter den Anwesenden, was die Minne ist?“ fragte Riquier zu Beginn seines Vortrags die Gäste. Und ohne eine Antwort abzuwarten erklärte er sogleich, dass sie der Urquell aller edlen Eigenschaften wäre, ohne die kein Herz richtig froh würde. „Sie ist die Freude zweier Herzen. Ich möchte Euch nun, ihr liebwerten Brautleute aus dem Hause Castel Fabri, ein Lied des berühmten Troubadours Marcabru darbieten - der Herr sei seiner Seele gnädig -, dessen Notenblätter mir ein bekannter Fürst aus dem Hochadel zu treuen Händen übergeben hat. Hört nur, hört!“
    Und nun sang er mit einfühlsamen Gesten von fin amors, der höfischen Liebe; von valor, der Schönheit der Damen; von joi, der höchsten Stufe des Glücks; von pretz, jener Eigenschaft, die nur durch die Liebe ihre Erfüllung findet; am Ende aber auch von sofrir, dem Gegeneil von joi - der Trauer über den Weggang der Geliebten.
    Nicht wenige Gäste wischten sich am Schluss des Liedes verstohlen ihre Tränen weg, als er sang:
    Ja, fin amors, du Born der Güte,
    in dir erstrahlt des Lichtes Glanz.
    Ich fleh dich an nun: Ach, behüte
    uns vor des Feuers Höllentanz.

    Auch Rixende war gerührt, und Aimeric nahm sie erneut in seinen Arm.
    Plötzlich ging ein Raunen durch den Saal. Im Nu waren alle Augen auf eine hochgewachsene, schwarzgekleidete Person gerichtet, die sich offenbar bereits während des Liedes unauffällig unter das Portal des Saales gestellt hatte: Es war, als hätte der Troubadour das Stichwort gegeben: Als er „ Ach, behüte uns vor des Feuers Höllentanz“ gesungen hatte, war kein Geringerer als der Stellvertretende Inquisitor Fulco von Saint-Georges erschienen.
    Dass die Dominikaner aufgrund des alten Zwistes mit dem Senat nicht zur Hochzeit geladen worden waren, hatte in Carcassonne niemanden verwundert. Dass nun dennoch Saint-Georges erschien, betrachteten viele als einen Affront gegenüber Castel Fabri und dem Senat. Ohne viele Worte war man sich einig: Dies konnte nichts Gutes bedeuten.
    Auch Rixende erbleichte, als sie den Mann erkannte. Verstohlen griff sie nach Aimerics Hand, um bei ihm Halt zu finden. Doch der Bräutigam blieb die Ruhe selbst. Er ließ ihre Hand los, nickte ihr beruhigend zu, und stand ganz gelassen auf, um den Inquisitor hereinzubitten, wie es die Höflichkeit erforderte.
    Der Mönch trat hoch erhobenen Hauptes näher. Eisiges Schweigen umfing ihn. Einige Leute begannen verlegen zu hüsteln, andere sahen betreten zu Boden, und wieder andere – das konnte man fast spüren - hätten sich am liebsten in den Erdboden verkrochen, um ja nicht von Saint-Georges auf Fabris Hochzeit gesehen zu werden, weil sie insgeheim der Häresie anhingen.
    Der Troubadour, der nichts von der ablehnenden Haltung der Stadt Carcassonne gegenüber den Dominikanern wusste, blickte verunsichert von Rixende zu Fabri. Letzterer sah ziemlich wütend aus. Ununterbrochen mahlte sein Kiefer, so als ob er noch mit den Resten der Mahlzeit beschäftigt wäre.
    Das alles jedoch schien den Inquisitor nicht zu kümmern. Er trat vor die büne , verneigte sich vor Rixende und sagte:
    „Ich wünsche Euch und Eurem Gatten, auch im Namen von Nikolaus von Abbéville, Gottes gütigen Segen.“
    Rixende nickte. Sie zitterte ein wenig, als Aimeric ihm höflich dankte, aber sie konnte, trotz des Erschreckens über sein Erscheinen, nicht umhin, festzustellen, dass dieser Mann aus der Nähe noch faszinierender aussah, noch geheimnisvoller, als sie ihn in Erinnerung hatte.
    Die schwarze Kukulle, die er über der weißen, gegürteten Kutte trug, stand ihm ausgezeichnet zu seinen schwarzen Haaren und der olivfarbenen Haut. Da sie aus bestem Tuch war, fiel sie in vollendeten Falten von seinen breiten Schultern.
    „Hütet Euch vor der Dunkelheit“, fuhr es Rixende durch den Sinn. Guter Gott, hatte Lusitana ihn gemeint?
    Dennoch fiel es der jungen Braut schwer, sich von den feurigen dunklen Augen dieses Mannes zu lösen, die sie unentwegt ansahen.
    Endlich wandte sich der Inquisitor Castel Fabri zu. Man konnte allerdings die Geste nur überheblich nennen, mit der er ihn grüßte. Fabri hieß ihn im Gegenzug mit höflichen Worten, aber zugleich eisiger Miene willkommen und bat ihn, Platz zu nehmen.
    „Ich danke für Eure großherzige Einladung, ehrenwerter Castel Fabri, aber ich kann mich nicht aufhalten lassen ...“, antwortete der Mönch spöttisch, um dann aus seinem Umhang eine Rolle hervorzuziehen, die er Rixende

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