Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)
Edelstein. Über dem linken sah Riyala einen Goldberyll, über dem mittleren einen Rubin und über dem rechten einen Smaragd.
Ihr Blick wanderte wieder zu den Schlangenwesen; ihr geheimnisvoll vielgestaltiges Aussehen verlieh der ohnehin phantastischen Atmosphäre eine ganz besondere Note. Einige von ihnen trugen Schuppenkränze um die Köpfe, die beinahe wie Hauben wirkten. Andere wiesen rundliche Knochenauswüchse oder sogar spitze Hörner auf. Die dreieckigen Gesichter mit den starren Reptilienaugen züngelten unaufhörlich.
Riyala zählte mindestens fünfzig Schlangen ... dann gab sie es auf und registrierte nur noch bei sich, dass die magische Aura dieser Wesen von Sekunde zu Sekunde stärker wurde.
Aber seltsam: Sie fürchtete sich nicht im Geringsten vor ihnen ... im Gegenteil – all ihre Gedanken und Gefühle beruhigten sich wie ein aufgewühltes Meer, dessen Wogen sich glätten, wenn der Wind nicht mehr weht. Außerdem wurde ihr auf einmal bewusst, dass die Schlangen zu ihr sprachen; gleichsam an der Oberfläche der zischenden und rasselnden Geräusche bildeten sich klare Worte, die unmissverständlich das Ohr der jungen Frau erreichten.
Die größte und prächtigste der Schlangen, in einem rosa und purpurfarbenen Schuppenkleid, richtete sich noch höher auf. Aber sie und ihre Artgenossen schienen dennoch als eine einzige Einheit zu denken und zu sprechen.
„Riyala Falken, sei uns willkommen. Du hast einen harten Weg hinter dir. Ruh dich aus – ruh dich aus – ruh dich aus ...“
Riyala öffnete den Mund, ohne zu wissen, was sie sagen wollte.
„Ich bin ...“ begann sie zögernd.
„... müde und erschöpft, jajaja“, raunte das vielstimmige Gedankengemurmel.
Ach ja ... so war es tatsächlich ... Ihre Beine trugen sie kaum noch, und der Schmerz in ihrer linken Hand flammte wieder grell auf.
„Du trägst so viel Schmerz und Pein in dir. Möchtest du all das für immer vergessen, in ewigen Träumen die vollkommene Ruhe finden?“
Angenehm süße Wohlgerüche stiegen aus den Wassern des Sees auf und begleiteten diese Botschaft der Schlangenwesen.
Schlafen und alles vergessen, all ihre Fehler und diese furchtbare Qual aus Schuld und Verlust – oh, welch eine Verlockung!
Die Augen der Purpurschlange gewannen hypnotische Kraft, und es war Riyala ganz unmöglich, den Blick abzuwenden. Ihre Knie wurden weich. Immer verführerischer und sanfter klang das zischelnde Wispern um sie herum ... fast wie eine einschläfernde Musik.
Als sei sie bereits eine Träumende, wandelte Riyala auf das Seeufer zu ... aber ohne recht zu merken, was sie tat, steckte sie dabei ihre rechte Hand in die Jackentasche. Ihre Finger fanden das Kästchen, öffneten es und berührten ihre Steine, einen nach dem anderen.
Plötzlich wurde ihr Kopf wieder klar. Mit kräftiger Stimme rief sie: „Höhlenschlangen, ich möchte wach bleiben und Antworten finden!“
„Dann befrage uns, aber denke gut nach“, lautete die Erwiderung der magischen Wesen.
Sie folgte diesem Rat, und so dauerte es eine ganze Weile, bis sie genau zu sagen vermochte, was sie wissen wollte. In dieser Zeit krochen mehrere der bunten Schlangenleiber auf sie zu. Sie bemerkte das wohl, blieb aber ruhig stehen, obwohl es ihr nicht leicht fiel. Doch jetzt spürte sie ihre eigenen magischen Kräfte wieder und war ohne Furcht.
„Höhlenschlangen, woher kommt ihr?“
„Wir kamen einst aus den Namenlosen Sümpfen, durch das Tor der Erneuerung.“
Sofort blickte Riyala zu dem Tor mit dem Smaragd, denn dieser Edelstein stand für Erneuerung. Sie fühlte sich davon angezogen, aber noch zögerte sie.
Die Giftsümpfe! Kaum jemand konnte sie durchqueren, hieß es ... die giftigen Dämpfe töteten binnen kurzer Zeit, wenn man sich nicht schützte ... und kein Schutz war von Dauer, hatte sie gehört.
„Höhlenschlangen, weshalb seid ihr hier?“
„Unser Gift tötet nicht, sondern es heilt jeden Schmerz und schenkt Träume des Vergessens. Das ist unsere Aufgabe. Wir sind schon lange die Hüter der Unterwelt. Wir brachten das Gift mit uns aus den Sümpfen, und hier, an diesem reinen Ort, wandelten wir es um. Manchen Auserwählten geben wir kleine Mengen davon, und sie nehmen es mit sich ... auch du, Riyala Falken, hast schon einmal davon gekostet und bist uns somit nahe.“
Das dunkle Traumgift! Oh, diese Erinnerung war nicht angenehm. Hierher gingen also die Zauberpriesterinnen von Co-Lha, um es zu holen ...
Die ersten Schlangen erreichten Riyalas Füße und
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