Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)
...
Die Luftfeuchtigkeit hier war hoch und für sie sehr ungewohnt – die giftbrütende Umgebung bedrückte sie. Bang fragte sie sich, wie lange die schutzspendende Wirkung jenes Höhlenwassers anhalten mochte. Schon jetzt fiel ihr das Atmen schwerer und schwerer. Sie taumelte oft und sank häufig immer tiefer im gelbbraunen Schlick ein. Verzagtheit und Selbstzweifel drohten wieder Besitz von ihr zu ergreifen, ihre anfängliche Frische schwand dahin.
Plötzlich saugte ein Schlammloch wie ein gieriges Maul an ihren Beinen und zog sie in die Tiefe. Gemächlich schmatzend, aber unaufhaltsam.
Riyala geriet in Panik und schlug wild um sich, mit dem einzigen Ergebnis, dass sie noch schneller versank.
„Hilfe!“, krächzte sie so laut es ging.
Aber wer sollte sie hier schon hören, in dieser selbst von der Großen Göttin verlassenen Gegend, wo nur ein dämonischer Gifthauch zu herrschen schien? Nackte Todesangst würgte sie, und ihr fiel kein einziger Steinzauber ein, der ihr in dieser beklemmenden Lage hätte helfen können. Weitere Hilfeschreie erstarben in ihrer Kehle.
Sie steckte bereits bis über die Hüften im Schlamm und hatte mit ihrem Leben abgeschlossen (
ohnehin ist es ja nicht viel wert, ich verdiene es nicht besser,
meldete sich wieder die alte Stimme der Selbstzerfleischung), da erschienen zwei geisterhafte Gestalten, schälten sich aus den Sumpfnebeln heraus und stapften langsam auf sie zu: eine kleine, vierschrötige und eine lange, dürre Person, beide eindeutig männlichen Geschlechts.
Der Hagere, der in schwarze Roben gehüllt war, gab dem Kleineren einen stummen Wink, und dieser griff nach Riyala, nicht ohne dabei ein paar raue Flüche auszustoßen. Er zerrte sie aus dem zähen Morast und warf sie sich wie eine Feder über die Schulter. Riyala wusste kaum, wie ihr geschah und fragte sich nicht, wohin man sie brachte; sie erlebte ihren nicht gerade sanften Transport durch den bärenstarken Zwerg in halber Ohnmacht mit.
Ihr war immer noch schwindlig und übel, als sie auf der Veranda eines Pfahlhauses auf die Füße gestellt wurde.
Einer ihrer Retter war tatsächlich ein Zwerg, wie sie erkannte: klein, muskelbepackt, vollbärtig und mit der Axt am Gürtel. Er trug ein schwärzliches, abgenutztes Kettenhemd. Über seine breite und dicke Nase hinweg musterte er die junge Frau aus flinken nussbraunen Augen; er schien sie abzuschätzen, aber nicht auf unfreundliche Weise. Dann wandte er sich brüsk ab, um im Inneren der Pfahlhütte zu verschwinden – ehe Riyala ihm ihren Dank aussprechen konnte.
Der hagere und dürre Mann hingegen blieb mit verschränkten Armen vor ihr stehen. Die schwarze Kapuze beschattete sein Gesicht; nur obere Partie war einigermaßen sichtbar.
Seine
Augen glühten wie zwei Kohlestückchen, als er sie durchbohrend anstarrte. Unter diesem unangenehmen Blick brachte Riyala kein Wort hervor. Befangen nestelte sie an ihrem schlammbespritzten Haar; dabei glitt der Ärmel ihres Hemdes zurück, und der entzündete Striemen am linken Handgelenk wurde sichtbar. Die funkelnden Augen des Fremden richteten sich genau darauf, und im gleichen Moment schossen die Schmerzen weißglühend ihren ganzen Arm hinauf.
Riyala stöhnte laut vor Pein – sie wankte; entsetzt starrte sie dem unheimlichen Mann ins Gesicht. In dessen Augen war nun ein verächtliches Blitzen; dann verschwand er wie der Zwerg, allerdings nicht durch die Pfahlhaustür, sondern um die Ecke der Verandaplattform, die um das gesamte Bauwerk lief.
Riyala biss die Zähne zusammen und stolperte dem Zwerg nach. Für sie bestand kein Zweifel daran, dass der Hagere den Schmerz in ihrer Hand verstärkt hatte – aber wie und weshalb? Wer war dieser Mann? Sie empfand ein überwältigendes, sich tief in sie hineinfressendes Angstgefühl, wenn sie an ihn und seine grausam glühenden Augen dachte ... Wieder lag etwas Schicksalhaftes in ihren Empfindungen, schienen sich Gesichte und Visionen von schwärzestem Unheil aufzudrängen – es war so ähnlich, wie sie es nun schon mehrere Male in ihrem Leben erfahren hatte, und nur mit großer Mühe konnte sie das verdrängen. Kurz flackerte der Gedanke auf, dass das Verdrängen möglicherweise ein Fehler war – aber ihre Angst war stärker.
„Setz dich und iss was“, knurrte der Zwerg, der bereits am Tisch saß und es sich schmecken ließ. In mehreren Schüsseln lagen einfache Speisen bereit: Brot, Käse, Kartoffeln und Äpfel. Auch ein dampfender Teekessel stand auf dem
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