Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)
ringelten sich um ihre Beine.
„Aber viele der kranken Menschen kommen zu uns, damit sie ewige Erlösung finden – sie folgen dem Weg des Rubins, der Träume und Liebe schenkt ...“
Habe ich nicht gehört, dass Schlangen eine gespaltene Zunge haben?,
ging es Riyala kühl und klar durch den Kopf.
Die auf ihren Geist einströmenden Botschaften wurden intensiver, unwiderstehlicher. Riyala spürte eine Jungschlange über ihre linke, verletzte Hand gleiten. Ihr kühler glatter Körper wand sich sanft durch ihre Finger und auch um das Handgelenk. Es war angenehm ...
„Wir sind große Heiler, Riyala Falken. Der Weg des Rubins ...“
„Aber wohin würde mich der Goldberyll führen?“
„Der Wächter der Sonne? Er bringt dich zurück in deine Zelle, zurück zur Schuld, zur Reue und zur Sühne – letztendlich aber auch zum Ewigen Licht. Willst du das?“
Behutsam löste Riyala die Schlangen von ihrem Körper und setzte sie nieder.
„Nein, jetzt nicht mehr“, sagte sie fest.
Das Zischen, das die feuchtwarme Luft der Höhle erfüllte, klang jetzt – anders.
„Du besitzt enorme magische Kraft, Riyala Falken. Entscheide dich – nur du allein kannst bestimmen, welchen Weg du nehmen willst.“
Das Tor des Rubins war immer noch verführerisch; doch nach einem weiteren Moment der Sehnsucht und der Unschlüssigkeit wählte Riyala den Weg der Erneuerung. Sie sprach es aus.
Jene Hüter der Unterwelt, die noch um sie herum sich schlängelten, bewegten sich nun geschmeidig von ihr fort. Ihr Zischen und Wispern verebbte, und Stille breitete sich aus.
Noch vor nicht allzu langer Zeit hätte das
Mädchen
Riyala die rätselhaften weisen Wesen jetzt mit weiteren Fragen bestürmt; sie hätte unbedingt erfahren wollen, was ihr in den Namenlosen Sümpfen bevorstand.
Die reifere junge
Frau
Riyala tat das nicht.
Nun schien die Purpurschlange direkt zu ihr zu sprechen: „Bade im Wasser der Erneuerung, Riyala Falken. Trinke davon und reinige auch deine Heilsteine darin. Das wird dich in den Sümpfen schützen – für eine Weile.“
Und werde ich den Magischen Schatten finden?
Sie dachte dies ganz leise, während sie den Rat der Schlange befolgte; sie legte ihre Kleidung ab und tauchte in die milchig-irisierenden Fluten des Sees, die wunderbarerweise lauwarm waren.
„Habt Dank“, flüsterte sie nach der Reinigung. Sie stand nun am anderen Ufer des Sees.
„Geh in Frieden, Riyala Falken. Aber bedenke dies: Der Magische Schatten ist vielleicht nur ein anderes Wort für ‚Reich der Träume‘.“
*
Unmittelbar nach dem Betreten des Tunnels, über dessen Öffnung der Smaragd geleuchtet hatte, war Riyala von absoluter Finsternis umfangen. Wieder begann für sie eine lange Wanderung ... sie tappte wie eine Blinde vorwärts, immer weiter und weiter, gönnte sich nur wenige Pausen.
Ab und zu holte sie Chrysopal aus ihrem Edelsteinkästchen, aber dieses letzte Geschenk ihres Lehrmeisters sprach noch nicht zu ihr.
4. Kapitel: Hoky
Sie stellte fest, dass der Weg anzusteigen begann. Dann wurde er steil, und schließlich musste sie sogar klettern.
Die Öffnung befand sich in einer kleinen Grasinsel. Ringsum nichts als trügerischer Schlamm, auf dem Wasserlinsen und algenähnliche Pflanzen wuchsen. Es gab keinerlei Anzeichen für tierisches oder menschliches Leben ... Im Land der Namenlosen Sümpfe schien die Sonne nicht oder nur ganz trüb ... die gesamte Landschaft war in gespenstische Nebelschleier gehüllt, durch die man kaum erkennen konnte, ob es neben gedrungenem Strauchwerk auch noch Bäume gab – die Kronen der baumähnlichen Gewächse waren unsichtbar. Und aus dem Sumpf stiegen gelbliche Dämpfe, platzten lehmfarbene Blasen.
Trostlos,
dachte Riyala.
Schon bei den ersten Schritten, die sie sich von dem festen Grashügel wegbewegte, sank sie bis zu den Knöcheln ein, und das machte das Vorankommen äußerst mühsam und beschwerlich. Tapfer kämpfte sie sich vorwärts. Sie hatte keinerlei Ahnung, in welche Richtung sie gehen konnte, da der Sonnenstand nicht zu bestimmen war; und wegen der feuchten Dunstschwaden gab es auch kaum eine Möglichkeit, Wegmarken auszumachen. Sie wusste nicht einmal, ob sie nicht die ganze Zeit nur im Kreis umherirrte.
Eins stand fest: Sie musste weit, sehr weit von Co-Lha entfernt sein. Ihr Land war stets recht isoliert gewesen – vage erinnerte sie sich daran, von dem einhundert Meilen breiten Sumpfstreifen gehört zu haben. Angeblich sollte sich südlich davon ein Meer befinden
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