Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 2: Der dunkel glitzernde Weg: Fantasy (German Edition)
silbergraue Federkleid durchdrang und das mutige Vogelherz durchbohrte – genau in dieser Sekunde brach auch Nigel zusammen, in die Brust getroffen.
Mein Falke fällt (ich falle) wie ein Stein ... das ist Sterben ...
Riyala erlitt zwiefache Qual, obgleich ihr eigener Körper in Sicherheit war. Und dann lag der Vogel mit ausgebreiteten Schwingen auf der Brust des jungen Mannes, und ihrer beider Blut vermischte sich.
Ein dunkler Strom des Lebenssaftes brach aus Nigels Mund, und doch flüsterte er noch fast unhörbar einen Namen, während seine Hände im Todeskampf den Pfeilschaft umfassten und zugleich die Falkenfedern berührten.
Zwei Namen, die jedoch nur einer Frau galten.
„Zalana ... Riyala ...“
Niemand sonst hörte es ...
Erst jetzt sprang Sandirilia mit einem wilden Schmerzensschrei an die Seite des Gefallenen, und ein Chor von Klagelauten erhob sich ringsum.
Wie es Riyalas Seele gelang, zurückzukehren in ihren eigenen Körper, der halb erkaltet in der Schwarzen Turmzelle hing, wusste die junge Frau niemals zu sagen.
Und wozu kehrte sie überhaupt zurück? Nigel war tot, und auch sie sah keinen Grund mehr zu leben.
Aus ihrer erstarrten linken Hand rieselte mattgoldener Quarzsand zu Boden. Das Auge des Falken war zerstört.
Riyalas Schmerz war zu tief, als dass sie hätte weinen können. Tränenlos stand sie an der Wand, und wären die Ketten nicht gewesen, so hätte sie sich keinen Augenblick länger auf den Beinen halten können.
Wenn es mein Schicksal ist, hier elendiglich zu verschmachten, anstatt schnell zu sterben durch das Schwert des Scharfrichters, so sei es. Ich habe keinen schnellen Tod verdient ...
Schwarze Wirbel flackerten durch ihr Gehirn, hüllten ihr Bewusstsein vollständig ein; Riyala – Tochter der Matriarchin und des Heros von Co-Lha, Edelstein-Magierin, Geliebte des gefallenen Bauernführers Nigel Dha-Na und Hochverräterin – fiel in Ohnmacht.
*
Als sie wieder zu sich kam, dämmerte der Abend, und in den wachsenden Schatten verschwammen die Konturen der Zelle.
Riyala war nicht überrascht, den Edelstein-Magister vor sich stehen zu sehen.
Mit stumpfen, trockenen Augen blickte sie ihn an. Ihre Kehle schmerzte vor Durst.
Ich wusste, dass Ihr kommen würdet,
dachte sie teilnahmslos.
Er nickte, und dann zog er eine Lederflasche aus den Falten seines Kaftans und setzte sie ihr an die Lippen. Zuerst wollte sie dieses Geschenk des Lebens zurückweisen, aber dann regte sich leise eine Spur von Überlebenswillen in ihr, und sie schlürfte etwas von dem köstlichen Nass.
Obgleich der Magister seine vertraute Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte wie beinahe immer, meinte sie doch zu erkennen, dass seine Augen jetzt von noch größerem Verständnis erfüllt waren ...
Sie wartete darauf, dass er ein Wort sprach, aber er stand nur schweigend da.
„Seid Ihr gekommen, um mich zur Hinrichtung zu führen?“, fragte sie endlich bitter, mit heiserer Stimme. Insgeheim
hoffte
sie geradezu, dass es so wäre. Dann fände sie endlich Erlösung von ihrer Qual ...
„Nein.“
„Ist die Schlacht vorüber?“
„Ja, sie ist vorbei.“ Er sah sie noch eindringlicher an. „Doch ich fürchte, außer mir hat dich alle Welt vergessen, Riyala Falken. Deine verbliebenen Anhänger wurden allesamt niedergemetzelt, und auch deine Eltern sind tot.“
Riyala hatte nicht geglaubt, dass sie noch etwas berühren könnte, aber diese Nachricht erschütterte sie.
„Meine Eltern? Sie sind beide tot?“, stieß sie hervor.
„Dein Vater fiel in der Schlacht, und deine Mutter wählte den Freitod, nachdem sie mitansehen musste, wie ihre Priesterinnen am Altar der Göttin abgeschlachtet wurden.“
Riyala keuchte vor Entsetzen.
„Die Rebellen haben gesiegt. Sie plündern und verwüsten nun die ganze Stadt“, fügte der Magister emotionslos hinzu.
„Gesiegt? Aber ... wie – wie war das möglich? Ich habe doch selbst gesehen, wie Nigel starb, und er ...“, sie schluckte trocken, „er war das Herz und der Kopf des Aufstandes.“
„Er wurde zum Märtyrer und sein Tod zu einem Fanal, das alle Bauern und Gaukler befähigte, noch leidenschaftlicher zu kämpfen – bis sie gleichsam zu einem einzigen, riesigen Arm wurden, der ein gigantisches Schwert schwang.“
„Doch wer nahm Nigels Platz ein? Wer führte sie denn an?“
„Sandirilia. Und sie ist immer noch die Führerin.“
Ungläubig starrte Riyala ihn an.
„Ich habe durch meinen Wahrheitsstein einen Blick in das Herz dieses
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