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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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wie ich auf dem Boden der Grube aufgeschlagen war und beim Umdrehen den Himmel eine Million Meilen über mir gesehen hatte. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie ich geplant hatte, dort hinaufzukommen.
    Stattdessen stand ich da wie der überflüssige Henker, der ich war, und sah Shuggie mit dem leeren Blick an, der die Kids normalerweise dazu brachte, ihre Taschen auszuleeren. Es funktionierte nicht, und ich spürte, wie die Stimmung in unserer Ecke immer schlechter wurde. Mir gefiel die hufescharrende Ungeduld der anderen nicht und auch nicht die aggressionsgeladene Spannung, die in der Luft lag. Ich mochte den Geruch des Wolfsrudels nicht, der über uns lag. Ich wusste, dass Kevs Stolz irrational und leicht zerbrechlich und wegen der kürzlich erlittenen Erniedrigungen durch Orla und Aidan angeknackst war, und mir gefiel die Vorstellung nicht, wozu Kev imstande wäre, um ihn zu retten.

    Dagegen gefiel mir der törichte Widerstand in Shuggies kurzsichtigem Blick. Er stand einfach da, die Hände zu Fäusten geballt und die Arme stocksteif an der Seite. Er sah mich an – so ungefähr, schließlich war es für ihn ein Blindekuh-Spiel – , dann Sunil, der groß und bedrohlich an Kevs linker Seite stand, und dann Kev. Seine Unterlippe hatte er vorgeschoben, sein pickeliges Kinn war halbherzig vorgereckt, als hätte er sich zum Widerstand entschlossen, ohne die Sache wirklich durchzudenken. Aber er wusste, dass er es jetzt genauso gut durchziehen konnte, weil er aus dieser Lage sowieso nicht mehr herauskam. Vor Kevs sieben üblichen Kumpanen wirkte er tapfer, stoisch und komplett wehrlos.
    Kev ließ die Knöchel knacken, weil er zu viele billige Gangsterfilme gesehen hatte, und auf einmal wurde mir klar, dass ich es nicht länger ertragen konnte. Ich konnte nicht ertragen, was Shuggie hier vor meinen Augen passieren würde, ich konnte es nicht ertragen, daran teilzuhaben. Und ganz plötzlich konnte ich es vor allem nicht mehr ertragen, auf demselben Planeten zu stehen wie Kev Naughton.
    »Lass ihn in Ruhe«, verlangte ich.
    Es brauchte eine Weile, bis das in Kevs Gehirn vordrang, und ich konnte es ihm nicht einmal verdenken. Er wusste gar nicht, mit wem zum Teufel ich redete, er wusste nicht, warum ich das hervorstieß wie ein schlecht programmierter Terminator, er verstand es einfach nicht. Er grinste Shuggie noch ein paar Sekunden lang an, und auf seiner Stirn bildeten sich langsam Falten, bis das Grinsen zu einem verdutzten Stirnrunzeln wurde.
    »Lass ihn«, wiederholte ich. Jetzt hatte ich angefangen und
konnte es nicht zurücknehmen, also zog ich es lieber durch, sonst war ich dran. »Lass ihn in Ruhe, Kev.«
    Kev sah sich um und starrte mich an. In seinem Blick lagen Verwirrung und Enttäuschung und ein gewisses Maß an Schmerz, doch gleich darauf wandelte sich das alles in Verachtung. Das war unwiderruflich, und ich wusste, dass ich mit ein paar unbeherrschten Worten und einem Augenblick fehlgeleiteter Sympathie sämtliche Brücken hinter mir abgebrochen hatte. Oh verdammt.
    Ich spürte die Blicke aller auf mich gerichtet, einschließlich Shuggies, aber ich verschwendete meine Energie nicht darauf, jemand anderen anzusehen als Kev. Ich war der Größte und Stärkste von ihnen, und wenn sie die Nerven gehabt hätten und sich einig gewesen wären, hätten sie mich sicherlich überwältigt und verprügelt. Aber keiner wollte dafür bestraft werden, dass er den Anfang machte. Außerdem versuchten sie gerade zu kapieren, was sich verändert hatte. Manche von ihnen waren nicht sonderlich schlau, was man allerdings von Kev nicht behaupten konnte (obwohl ich erst viel später, vor Gericht, feststellte, wie clever er wirklich war).
    »Warum verpisst du dich nicht und spielst mit den Mädchen? «, knurrte Kev und wandte sich halb wieder Shuggie zu.
    »Weil die viel härter sind als du und ich furchtbar Angst vor ihnen hab«, gab ich zurück.
    Ich hörte unterdrücktes Schnauben, das sich schnell in Husten verwandelte, und wusste, dass möglicherweise einige von ihnen nichts gegen mich hatten – sie würden nicht hart zuschlagen, sondern nur so tun. Doch dann blieben noch Sunil und ein paar andere, und Kev.

    »Lass den kleinen Spinner in Ruhe«, verlangte ich wieder.
    »Willst du mich dazu zwingen?«
    »Hm-m. Ja, Kev. Werde ich.« In meinem Kopf hämmerte ein kleiner Nick an mein Gehirn und schrie mich an, die Klappe zu halten, aber jetzt hatte ich wirklich keine andere Wahl mehr. Ich musste weiterbluffen, sonst war

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