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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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Bist du das? Kommst du mich besuchen? Ich weiß nicht, was ich hier soll. Ich bin ganz allein! Ich habe niemanden, mit dem ich reden kann!«
    »Was ist … was ist mit Geoffrey, Lola Nan?« Ich biss mir auf die Lippe und kniff die Augen zusammen, weil ich das Gefühl hatte, grausam zu sein.
    »Geoffrey ist tot.« Jetzt hatte sie Tränen in der Stimme. »Geoffrey ist tot.«
    Oh verdammt. Sie hatte also doch nicht mit Großvater gesprochen, sondern nur mit sich selbst. Kein imaginärer Freund für die arme Lola Nan.
    »Zu Hause hatte ich jemanden zum Reden. Diesen netten Jungen. Er kommt nicht hierher, er kommt nicht mehr. Vielleicht findet er den Weg nicht?«
    »Ich komme. Ganz ehrlich, ich verspreche es dir. Geh jetzt schlafen, Lola Nan. Geh schlafen oder ruf jemanden.«
    »Was ist, wenn er den Weg nicht findet?«
    Ich biss mir noch fester auf die Lippe. »Bitte, Lola Nan, geh ins Bett. Schlaf. Ich verspreche, dass ich kommen werde. «
    In der langen Stille, die folgte, verlangsamte sich mein Herzschlag zu einem schmerzhaften Pulsieren.
    »Na gut. Na gut, Junge. Na gut.«
    Ich seufzte vor Erleichterung auf. Beim Aufsehen bemerkte ich erschrocken, dass Dad die Treppe halb heruntergekommen war und mich ansah. Er war barfuß und trug eine ausgebeulte Hose und ein ausgeleiertes Stone-Roses-T-Shirt. Sein verblichenes Haar hing lose herunter.
    »Mach’s gut«, sagte ich schnell und legte auf.

    »Wer war das?«
    »Niemand«, antwortete ich. Er musste erst in den letzen paar Sekunden dazugekommen sein. Trotzdem wusste ich nicht, warum ich log. Er holte tief Luft und zornige rote Flecken bildeten sich auf seinen Wangen, aber ich wusste, dass er versuchte, sich zu beherrschen. In den Falten seiner fest zusammengepressten Lippen klebten dunkle Weinflecken, und als er sie öffnete, sah ich, dass auch seine Zunge einen dunkelroten Fleck hatte, den die Zahnbürste nicht hatte entfernen können. »Nick …«
    »Es war niemand«, wiederholte ich. »Niemand, den du kennst.«
    Er runzelte leicht die Stirn und blickte links an mir vorbei, aber ich wollte, dass er mich ansah, und das tat er auch, mit einem Ausdruck von Verwirrung und Verärgerung zugleich.
    »Nick«, begann er. »Nick, deine Mutter sagt, ich hätte dir neulich abends nicht zugehört, und wahrscheinlich war es auch so, und ich frage mich, ob wir nicht …«
    Ein Telefonklingeln unterbrach ihn. Einen schrecklichen Augenblick lang fürchtete ich, es sei wieder Lola Nan, denn ich konnte vor Dad nicht mit ihr reden. Eigentlich konnte ich es überhaupt nicht ertragen, mit ihr zu reden, nicht noch einmal. Glücklicherweise erkannte ich gleich darauf meinen eigenen Klingelton. Das konnte nur ein Mensch sein. Ich nahm mein zusammengeklebtes Telefon hervor, drehte Dad den Rücken zu und wandte mich zur Tür und zur Welt dahinter.
    »Hallo, Orla«, sagte ich.
    Kurz darauf hörte ich die Stufen knarren. In der Fensterscheibe
der Tür reflektiert sah ich verzerrt, wie er langsam wieder in sein Zimmer ging. Er sah sich nicht um, und als er um die Ecke verschwand, schloss ich die Augen und lehnte den Kopf an das kalte Glas, was mir sofortige Kopfschmerzen verursachte.
    »Orla«, sagte ich, »ich muss dich wirklich dringend sehen.«

20
    »Was ist denn dazwischengekommen?«, fragte ich sie.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Die Arbeit von meinem Dad. Er musste früher weg als geplant. Also hat er mir abgesagt.«
    »Das hätte er nicht tun sollen.«
    Ihre Finger erschlafften in meiner Hand, und ihre Stimme klang kühl, als sie sagte: »Mein Dad braucht seine Arbeit. Sie ist sehr wichtig für ihn. Sehr wichtig.«
    Halt deine dumme Klappe, Nick.
    Ich drückte ihre Hand, um sie zurückzuerobern. »Na ja, ich bin jedenfalls froh darüber.«
    Und wenn du schon im Fettnapf sitzt, solltest du nicht auch noch darin herumrutschen.
    »Ich bin froh, dass du noch hier bist«, korrigierte ich. »Ich bin froh, dass wir uns sehen können.«
    Wie kam es nur, dass ich bei Orla immer lahmer war als ein dreibeiniger Hund?
    Aber sie sagte nur: »Ja, ich weiß«, und ihre Fingerspitzen schlossen sich um meine Hand.
    Die Septembersonne war untergegangen und ließ das Meer in grauem Licht zurück. Wir lehnten an dem rostigen Geländer und beobachten die auflaufende Flut, die schon ziemlich
hoch stand und kleine schmutzige Wellen an die Mauer klatschen ließ. Ein Zigarettenstummel, eine Plastikflasche und ein Stück schmutziges oranges Tau schwappten in den Wellen, hin und her geworfen vom Wasser.
    »Warum ist

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