Rob - Toedliche Wildnis
unterwegs, aber das wird Stunden dauern.«
Murat schwieg einige Sekunden. »Mir fällt nichts ein, wie wir heute noch da hinkommen könnten. Selbst wenn wir querfeldein marschieren, erreichen wir nichts. Das Gelände ist laut Martin zu unwegsam, um auf Dauer ein schnelles Tempo durchhalten zu können. Und ohne Führer, der das Gelände richtig gut kennt, würden wir uns aufs GPS verlassen müssen. Das kostet auch Zeit.«
Martin hustete und rang anschließend nach Atem. Es dauerte, bis er sich wieder so weit gefasst hatte, dass er sprechen konnte. »Ich wünschte wirklich, ich könnte mehr tun. Aber selbst wenn ich fit wäre und euch führen könnte, wären wir nach stundenlangem Marsch zwar dichter dran, aber nicht dicht genug.«
»Ted hatte erwähnt, dass die Grippe dich erwischt hat. Dafür kannst du nun wirklich nichts. Für mich gehörst du ins Bett. Wir werden einen anderen Weg finden, und wenn wir warten müssen, dann ist es eben so. Cat und Rob werden es schon schaffen.«
Luc wünschte, er könnte seinen eigenen Worten glauben. Die kriminelle Energie und vor allem die perfekte Vorbereitung ihres Gegners ließen seine Angst um die beiden in neue Höhen schnellen.
Das Funkgerät von Martin meldete sich mit einem schrillen Kreischen. Die Lautstärke war voll aufgedreht, sodass Luc und Murat jedes Wort mitbekamen. Anscheinend war den örtlichen Polizisten ein Mann ins Netz gegangen, den sie für den Erdrutsch verantwortlich machten.
»Frag sie, wo sie ihn festhalten«, befahl Murat.
Martin lauschte kurz und lächelte dann, ehe er wieder husten musste. »Das ist auf dieser Seite. Das heißt, wir können ihn uns vornehmen.«
»Genau daran dachte ich. Wenn es dir gut genug geht, solltest du dabei sein. Du weißt vielleicht besser als wir, welche Fragen wir ihm stellen müssen, wenn es um den Weg dorthin geht.«
Martin hustete erneut und nickte. »Das kriegen wir hin.«
Luc stimmte Murats Vorschlag zwar grundsätzlich zu, hatte aber nicht vor, sich die Führung ihres Einsatzes aus der Hand nehmen zu lassen. »Wir machen das zusammen und nehmen Jay mit. Die anderen sollen die Frauen darauf vorbereiten, sich aus großer Höhe abzuseilen. Der Turm da drüben wäre für einen Übungsdurchgang geeignet.«
»Gute Idee, dann sind sie beschäftigt und drehen nicht durch. Aber du solltest nicht darauf setzen, dass die Vorstellung, sich abseilen zu müssen, sie abschrecken wird. Zumindest für Jasmin wird so etwas zu ihrer Ausbildung bei der CIA gehört haben.«
»Das habe ich schon befürchtet, aber einen Versuch ist es wert.« Luc spürte Jasmins Anwesenheit, ehe sie sich bemerkbar machte. Grinsend sah er Murat an. »Kann es sein, dass ich gerade von hinten mit Blicken durchbohrt werde? Eine kleine Vorwarnung wäre nett gewesen.«
»Sorry, Luc, es gibt Gefechte, bei denen gehe ich lieber in Deckung.«
»Nette Taktik. Ist das bei euch in Hereford so üblich gewesen?«
Murat öffnete den Mund, brachte aber bei der Anspielung auf den Standort der britischen Spezialeinheit SAS kein Wort hervor. Die Revanche war Luc gelungen, auch wenn er niemals zugeben würde, dass er lediglich geraten hatte. Eigentlich hätte ihm schon vor Hamids Erklärung auffallen können, dass Murat eine ähnliche Ausbildung wie er selbst durchlaufen haben musste, und viele Länder kamen dafür nun mal nicht infrage.
Zufrieden wandte er sich ab und unterdrückte gerade noch rechtzeitig einen Fluch. Nicht nur Jasmin, auch Beth stand hinter ihm, und beide schienen verdammt sauer zu sein. Obwohl er fieberhaft überlegte, fiel ihm nichts ein, das ihre wütenden Blicke gerechtfertigt hätte. »Was genau habe ich verbrochen?«
Seine ruhige Nachfrage schien Jasmin beinahe zum Ausrasten zu bringen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und deutete mit dem Kopf auf die Wellblechbaracke. »Wir wären bei zukünftigen Besprechungen gerne dabei, und spätestens danach hätten wir gerne sofort ein Update.«
Murat hielt sich eine Hand vor den Mund, formte aber vorher noch stumm das Wort »Frauen«.
Nur mit Mühe hielt Luc das in ihm aufsteigende Lachen im Zaum. Die Lage war für solche Empfindlichkeiten zu ernst, dennoch genoss er jede Sekunde des Auftritts.
»Ich darf euch daran erinnern, dass ich hier das Kommando habe. Wenn euch das nicht passt, dann steht es euch frei, den Ausflug in die Bergwelt anderweitig zu genießen. Ansonsten tut ihr genau das, was ich euch sage, und ich informiere euch dann, wenn ich es für richtig halte.«
Jasmin
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