Rob - Toedliche Wildnis
sondern der Gedanke an einen Alltag mit ihm Sorgen bereitete. Es wäre ihm ein Vergnügen, ihr zu zeigen, dass sie sich irrte, wenn sie weiterhin glaubte, dass nur die widrigen Umstände sie einander nähergebracht hätten.
Den Weg zur Absturzstelle legten sie zunächst weitestgehend schweigend zurück und lauschten dabei auf das Geräusch der Quads. Sie hatten eigentlich damit gerechnet oder eher befürchtet, dass ihre Gegner schon längst am havarierten Hubschrauber die Suche aufgenommen hatten, aber anscheinend war das Verschwinden der Mistkerle viel später als erwartet aufgefallen. Eine Frage ging Rob jedoch nicht aus dem Kopf, während er zu kalkulieren versuchte, wie viel Zeit ihnen blieb, ehe die Jagd auf sie beginnen würde.
»Wie groß mag dieses Tal sein?«
»Ungefähr fünfzehn bis zwanzig Kilometer im Durchmesser. Das ist jedenfalls Miles’ Schätzung auf Basis der letzten Videoaufnahmen, die er gesehen hat. Durch die beträchtlichen Höhenunterschiede sind die Wege aber sehr lang.«
»Ich hätte es für kleiner gehalten. Ich weiß nicht, ob das nun gut oder eher ungünstig für uns ist.«
Mit einem schiefen Grinsen hob Cat eine Schulter. »Ich auch nicht. Aber das werden wir bald wissen. Verrätst du mir jetzt, mit wem du gesprochen hast und worum es noch ging? Für die paar Informationen, die du rausgelassen hast, hättet ihr nie so lange miteinander reden müssen.«
»Mit meinem Bruder Luc. Du hast ihn kurz kennengelernt, ehe wir aufgebrochen sind.«
»Natürlich erinnere ich mich an Luc und vor allem daran, was er seinem Porsche zugemutet hat.«
Das klang, als ob sie seinem Bruder das nie verzeihen würde, und brachte ihn zum Schmunzeln. Dabei hatten sie genug andere Probleme. »Nun, morgen wird er seinen Porsche nicht nutzen.« So knapp wie möglich schilderte er ihr die Probleme an verschiedenen Stellen im Nationalpark, die ausreichten, um die Ranger und die örtlichen Polizisten in Atem zu halten und vor allem, dass Ted, ihr Vorgesetzter in der Rangerstation, und ihre Kollegin noch lebten.
Cat blieb stehen und rieb sich über die Arme, als ob sie trotz der warmen Temperaturen frieren würde. Rob hatte gehofft, dass die eigentlich recht guten Nachrichten über ihre Kollegen sie beruhigen würden, aber das war offensichtlich ein Irrtum gewesen. »Der Kerl ist wahnsinnig, aber auch genial. Er hat alles unglaublich gut vorbereitet, nahezu perfekt choreografiert, um alle Einsatzkräfte zu beschäftigen.«
Das war Rob schon im Gespräch mit Luc klar geworden, und er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Schließlich deutete er auf den vor ihnen liegenden Pfad. »Aber dennoch rechnet er nicht damit, dass du noch lebst, und unser Plan ist auch gut. Wir werden ihm einen Strich durch die Rechnung machen.«
»Hoffentlich.«
Er packte sie an den Schultern. »Ganz bestimmt, Cat. Wir werden das hier überleben und dafür sorgen, dass der Kerl aus dem Verkehr gezogen wird. Und danach wenden wir uns der eigentlich wichtigen Frage zu.«
Blinzelnd blickte sie ihn an. »Und was soll das sein?«
»Wie wir beide uns trotz einiger offener Fragen ein gemeinsames Leben aufbauen können. Denn das hier ist erst der Anfang und nicht nur ein kurzes Zwischenspiel aufgrund einer ungewöhnlichen Situation. Jedenfalls für mich.«
Er küsste sie auf die leicht geöffneten Lippen. Aber was als flüchtige, tröstende Berührung gedacht war, wurde mehr. Mit einem undefinierbaren Laut umfasste sie seinen Kopf und zog ihn dichter an sich.
In Cats Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Rob hatte ihre Befürchtungen nicht nur erkannt, sondern auch gleich, praktisch nebenbei, verworfen. Die Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft gefiel ihr, aber der Gedanke an die Unterschiede zwischen ihnen wollte sich wieder in den Vordergrund drängen, und dagegen kannte sie nur ein Mittel. Sie vertiefte den Kuss und schmiegte sich an ihn. Nie zuvor hatte es ein Mann geschafft, sie nur durch das zärtliche Spiel seiner Zunge dazu zu bringen, alles um sich herum zu vergessen. Bei Rob war dies anders. Eigentlich war alles anders mit ihm. Erst als sie mit dem Arm gegen sein Gewehr stieß, sickerte die Realität wieder in ihr Bewusstsein. Widerwillig löste sie sich von ihm.
»Wir müssen weiter.« Eine Frage bewegte sie, die sie nicht zurückhalten konnte. »Ich habe das Gefühl, du kannst meine Gedanken lesen. Wie machst du das? Ich habe nie über uns oder von einer gemeinsamen Zukunft gesprochen.«
Sanft fuhr Rob mit dem Finger
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