Rob - Toedliche Wildnis
hatte.
Benommen blieb er liegen. Sand drang in seinen Mund ein, Nadeln und kleine Steine bohrten sich in seine Wange, aber ihm fehlte die Kraft, um den Kopf zu heben oder sich aufzurichten. Pochende Schmerzen schossen durch seinen Schädel, und er biss sich auf die Lippe, um jeden Schmerzlaut zu unterdrücken. Panik drohte ihn zu überwältigen, aber er kämpfte dagegen an. Seine einzige Chance war, ruhig zu bleiben. Noch war er nicht tot.
Blinzelnd versuchte er, die Schatten vor seinen Augen zu vertreiben. Er wollte wenigstens sehen, was mit ihm geschah. Jemand riss ihm die Pistole aus dem Halfter am Oberschenkel, ein anderer fasste ihn an den Armen und drehte ihm die Hände auf den Rücken. Plastikfesseln wurden um seine Handgelenke gelegt und so fest angezogen, dass sie tief in seine Haut schnitten. Spätestens jetzt hatte er endgültig verloren. Er musste einen anderen Weg finden, um die Stunden lebend zu überstehen, bis Luc eintraf. Sofern es seinem Bruder überhaupt gelungen war, seine eigenen Probleme zu lösen, die er bei ihrem kurzen Telefonat angedeutet hatte.
Brutal wurde Rob an der Schulter gepackt und umgedreht. Hart landete er auf der Seite. Schwerfällig versuchte er sich hochzustemmen, wurde aber sofort mit einem festen Griff in die Haare daran gehindert und in eine kniende Position gezwungen. Weitere Schmerzen explodierten in seinem Kopf, und dieses Mal konnte er ein Stöhnen nicht zurückhalten. Er schluckte hart und kämpfte gegen das Pochen und Stechen in seinem Schädel an und gegen die Angst.
Der Dunkelhaarige, der seine Flucht in den Wald verhindert hatte, sah nachdenklich auf ihn herab. Instinktiv wusste Rob, um wen es sich handelte, und zwang sich zu einem Grinsen. »Sie haben verdammt viel Glück gehabt, nachdem Sie Ihr nettes Empfangskomitee an der falschen Stelle postiert hatten, Crock.«
Crocks ausdruckslose Miene veränderte sich für einen Sekundenbruchteil, aber Rob konnte die Reaktion nicht einordnen. Es konnte Überraschung, aber ebenso gut auch ein Anflug von Gereiztheit sein. »Dann wissen Sie ja, mit wem Sie es zu tun haben, DeGrasse. Ihre kleine Showeinlage endet hier.«
Die herablassende Art hätte Crock sich schenken können, damit würde er bei Rob nichts erreichen. Im Gerichtssaal hatte er schon ganz andere verbale Duelle für sich entschieden. »Na und? Sie haben einfach nur Glück gehabt. Ihre Pläne habe ich jedenfalls erfolgreich durchkreuzt. Sie hätten meine Begleiterin nicht erschießen sollen, Crock. Weder die Rangerin noch das alte Ehepaar waren eine Gefahr für Sie. So eine sinnlose Gewalt nehme ich persönlich, und es wird mir ein Vergnügen sein, Ihre Männer über Ihre wahren Absichten aufzuklären. Ums Geld ging es Ihnen doch nie, sondern Sie wollten das Rizin nur nutzen, um Ihre verquere Botschaft zu verbreiten, aber das wird Ihnen nicht gelingen.«
Dieses Mal hatte Crock seinen Ärger nicht unter Kontrolle. Bisher hatten die grauen Augen merkwürdig leblos gewirkt, jetzt zeigte sich darin ein bedrohliches Funkeln. Rob rechnete damit, dass ihn jeden Moment eine Kugel treffen würde, aber er hatte sich geirrt. Crock starrte kurz in die Ferne, und jede Gefühlsregung verschwand wieder.
Der schmerzhafte Griff in Robs Haare wurde gelöst, und ein muskulöser Mann baute sich neben Crock auf. Robs Worte hatten ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlt. Er kniff die Augen zusammen. »Wieso weiß er so viel? Und wovon spricht er?«
Trotz des starken Akzents war sein Englisch gut zu verstehen, und Rob verbuchte den ersten Punkt für sich. Die körperliche Auseinandersetzung mochte er verloren haben, aber noch war er im Spiel.
»Keine Ahnung, aber ich werde dafür sorgen, dass er uns sämtliche Fragen beantworten wird.« Crock wandte sich direkt an Rob. »Es ist Ihre Wahl; bevorzugen Sie den leichten oder den schweren Weg? Ich will wissen, woher Sie Ihre Informationen haben und mit wem Sie über das Funkgerät gesprochen haben. Reden Sie, und Sie haben es schnell hinter sich.«
Rob verzichtete auf eine Antwort, und Crock fragte nicht weiter nach, sondern trat dichter an ihn heran. »Das habe ich mir gedacht. Allerdings werde ich dafür sorgen, dass es eine sehr intime Unterhaltung nur zwischen uns wird, DeGrasse.«
Crocks Stimme war ein heiseres Flüstern, das nicht einmal der Muskelprotz verstanden haben konnte. Crock hatte Robs Absicht, die Männer weiter gegen ihren Anführer aufzuhetzen, viel zu schnell durchschaut. Aber vielleicht war dieser Muskelprotz
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