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Rob - Toedliche Wildnis

Rob - Toedliche Wildnis

Titel: Rob - Toedliche Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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und dann einhaken. Sieh besser nicht nach unten und verlagere dein Gewicht auf die Zehenspitzen. Leider reicht der Platz nicht für den ganzen Fuß, aber selbst wenn du wegrutschen solltest, bleibst du durch die Sicherung am Seil hängen. Abstürzen ist nicht drin. Nicht, wenn ich dabei bin – auch ohne Flügel.«
    Trotz Cats Warnung konnte Rob den Blick nicht von dem Waldrand weit unter ihm abwenden. Da es von ihrem Standort aus in einem flachen Winkel in die Tiefe ging, bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, den Sturz zu überleben, allerdings mit jeder Menge gebrochener Knochen. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass er seine Gesundheit einer Konstruktion anvertrauen musste, die eher filigran wirkte. Cat schien seine Vorbehalte nicht zu teilen. Sie griff bereits nach dem Seil.
    »Moment, warte. Ich gehe vor«, rief er.
    »Das kannst du vergessen. Sieh dir genau an, wie ich es mache und dann …«
    »Deine Meinung über Juristen kenne ich ja mittlerweile, aber ich habe schon durchaus verstanden, wie man da rüberkommt. Du hast anscheinend eine der wichtigsten Regeln beim Bergsteigen vergessen. Der Schwerere testet, ob die Verankerungen fest sind, und der Leichtere folgt mit ausreichendem Sicherheitsabstand. Willst du mir ernsthaft einreden, dass ich leichter bin als du?«
    Ihr Lächeln blitzte auf. »Würdest du es mir denn glauben?«
    »Ich würde dich auf den Arm nehmen, um die Aussage zu überprüfen.«
    Etwas flammte in ihren Augen auf, das seinen Mund trocken werden ließ. Auch in seinem Kopf entstanden Bilder, die in dieser Situation völlig unangemessen waren.
    Cat räusperte sich. »Hast du denn Erfahrung im Bergsteigen?«
    »Kann man so sagen. Also sei brav und lass mich vorgehen, ehe ich doch dein Gewicht schätzen muss.«
    Sein gönnerhafter Ton zeigte Wirkung. Sie schnaubte und deutete mit einer übertrieben einladenden Geste auf das Seil. »Bitte schön. Ehe wir hier morgen noch diskutieren, kannst du vorgehen.«
    Mit einem derart raschen Einlenken hatte er nicht gerechnet, aber deshalb würde er sich nicht beschweren.
    »Na, dann los.« Wenigstens verriet seine Stimme nicht, dass er eigentlich lieber einen meilenweiten Umweg in Kauf genommen hätte, als im wahrsten Sinne des Wortes über dem Abgrund zu balancieren. Anfang und Ende der Felswand waren eher harmlos, der Winkel war flach. Aber in der Mitte gab es ein Stück, das es in sich hatte, an dem es beinahe senkrecht in die Tiefe ging. Insgesamt aber sollte die Sache machbar sein.
    Schon nach den ersten Metern wünschte Rob sich, seine Schuhgröße wäre mindestens drei Nummern kleiner. Er fand kaum Halt auf dem Felsen, und seine Arme mussten einen Großteil seines Gewichts tragen, aber allmählich näherte er sich der gegenüberliegenden Seite, und nur das zählte.
    »Wie sehen deine Erfahrungen mit dem Bergsteigen eigentlich genau aus?«
    Da sie reichlich Abstand zueinander hielten, musste Cat ziemlich laut sprechen, damit er die Frage überhaupt verstand. Ihre vermutliche Reaktion auf seine ehrliche Antwort brachte Rob schon zum Grinsen, ehe er ein Wort gesagt hatte, aber jetzt zu lügen schied aus. »Ich habe eine achtteilige Reportage über eine Expedition zum Mount Everest gesehen. Die war sehr interessant.«
    »Anwälte …« Statt ihres bisher überwiegend abfälligen Tonfalls schwang auch dieses Mal wieder ein Lachen in ihrer Stimme mit. »In Zukunft frage ich genauer nach. Aber geh es langsam an. Wir haben Zeit, und niemand hetzt dich. Ehrlich gesagt bekomme ich es auch nicht schneller hin.«
    Das Lob berührte ihn mehr, als er gedacht hätte, doch bevor er antworten konnte, ließ ihn ein Knall zusammenzucken. Ehe er die Ursache ausgemacht hatte, verfehlten umherfliegende Steinsplitter nur knapp sein Gesicht. Erschrocken wich er zurück, nur um im nächsten Moment fluchend das Seil fester zu fassen. Die Konstruktion ließ keinerlei Ausweichmanöver zu. Der nächste Knall. Dieses Mal hatte der Schuss, so viel war ihm mittlerweile klar geworden, verheerende Folgen. Dicht neben Cat löste sich ein Stück Fels aus der Wand und riss die Befestigung des Seils mit in die Tiefe. Mit einem erschrockenen Aufschrei rutschte Cat von dem Sims, als das Halteseil nachgab. Da Rob sich bereits ein ganzes Stück jenseits der nächsten Verankerung befand, war er in relativer Sicherheit – wenn man von dem unbekannten Schützen absah.
    Seine Gedanken überschlugen sich. Cat klammerte sich an das Seil, aber ihre Füße hingen ins Leere, und sie kam nicht an

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