Rob - Toedliche Wildnis
lag, auf die Erfüllung des Wunsches Einfluss zu nehmen, war die Hölle. Er wusste genau, wie hilflos und wütend sein Gefangener sich fühlte.
»Stehen Sie auf und kommen Sie mit. Wir sperren Sie und Ihre Frau oben ein und verschwinden dann. Mir reichen ein paar Stunden Vorsprung.«
Kaum sichtbar zeigte sich bei seinem Gegenüber ein Funken Hoffnung. Der Mann stand auf und ging vor Crock die Treppe hinauf. Für sein Alter war er noch erstaunlich fit und überwand die steilen Stufen mühelos, auch ohne die Hilfe des Geländers.
»Gehen Sie zum Schlafzimmer.«
Widerstandslos befolgte der Alte die Anweisung. Crock öffnete die Tür so weit, dass der Mann sehen konnte, dass seine Frau auf dem Bett lag.
»Betty!«
Seine Erleichterung war unverkennbar. Ehe der Alte realisieren konnte, dass seine Frau ihn nicht hören konnte und nie mehr antworten würde, schoss Crock ihm in den Hinterkopf. Ohne einen Laut von sich zu geben, fiel der Mann um und blieb reglos liegen. Eine Blutlache bildete sich dort, wo sein Kopf auf den Holzfußboden geprallt war. Trotz der schweren Schussverletzung war ein Rest von Erleichterung auf seinem Gesicht zu erkennen. Der Tod war schnell und barmherzig gekommen. Mehr hatte Crock für ihn nicht tun können, aber das war auch schon eine Menge. Er hatte nicht leiden müssen, sondern in den letzten Sekunden seines Lebens geglaubt, den Überfall zusammen mit seiner Frau zu überleben.
»Wenn ich die Bilder an der Wand richtig interpretiere, hattet ihr mehr als vierzig gemeinsame Jahre. Wer hat schon so viel Glück? Dazu noch die Kinder und Enkelkinder. Alles hat ein Ende, und ihr seid nicht sinnlos, sondern für einen höheren Zweck gestorben.«
Abrupt wandte sich Crock ab, als er sich beim Zwiegespräch mit einer Leiche ertappte, und ballte unwillkürlich die Hand zur Faust. Irgendwas hatte der Alte in ihm berührt, das er nicht richtig einordnen konnte. Das dezente Brummen seines Satellitenhandys war die ideale Ablenkung. Eine SMS von Igor. Crock überflog die wenigen Worte und nickte schließlich. Einer war ausgeschaltet, blieb noch eine weitere Person. Wenn Igor mit seiner Vermutung richtig lag, war die Überlebende eine Frau. Damit war es nur eine Frage der Geduld, bis seine Männer auch sie erledigt hatten. Eine derart leichte Beute würde ihnen keine Schwierigkeiten bereiten. Er konnte wie geplant weitermachen. Perfekt.
In atemberaubendem Tempo rutschte Rob mit dem Kopf voran in die Tiefe. Durch den steilen und felsigen Abhang beschleunigte er weiter. Sollte er mit dieser Geschwindigkeit gegen ein Hindernis prallen, würden unzählige Knochenbrüche die Folge sein, falls er überlebte. Der bloße Instinkt übernahm die Kontrolle über seinen Körper. Automatisch hatte er sich bereits auf die Seite gedreht, sodass der Rucksack ihn minimal schützte. Bilder von Rodelpartien mit seinen Brüdern schossen ihm durch den Kopf. Er verlagerte das Gewicht und verbuchte die winzige Richtungsänderung als Erfolg. Statt weiter direkt in die Tiefe, schlitterte er auf die Seite des Hangs zu, die in Wald überging. Vor ihm lag eine umgestürzte Kiefer, deren Äste in den Abhang ragten. Das war seine Chance, vielleicht die einzige, die er bekommen würde. Er riss die Arme zur Seite und packte einen der Äste. Er rutschte ab, verstärkte den Griff und hatte genug Halt, um seinen Sturz zu stoppen. Seine Handflächen brannten wie Feuer. Keuchend zog er sich langsam nach oben. Auch als er den weichen Waldboden unter den Knien spürte und den Rucksack abnahm, konnte er kaum glauben, dass er die Rutschpartie einigermaßen heil überstanden hatte.
Den Kopf in den Nacken gelegt, sah er den Hang hinauf und versuchte durch die Baumstämme hindurch abzuschätzen, wie tief er gestürzt war. Er musste unbedingt sichergehen, dass Cat die Schüsse heil überstanden hatte. Der Gedanke an sie brachte ihn dazu aufzustehen. Aber sein rechtes Bein knickte unter ihm weg, und er landete unsanft auf dem Boden. Ungläubig starrte er auf seine Hose. Der robuste Stoff hatte bei seiner Rutschpartie kaum gelitten, lediglich die Farbe war unter einer grauen Staubschicht kaum noch zu erkennen. Der rote Fleck, der sich an der Seite seines Oberschenkels immer weiter ausbreitete, gefiel ihm jedoch überhaupt nicht. Als er den Zusammenhang begriff, setzten schlagartig die Schmerzen ein, und er biss sich auf die Lippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Die Verletzung befand sich an der Rückseite seines Oberschenkels, daher konnte er
Weitere Kostenlose Bücher