Robbers: Thriller (German Edition)
die Klimaanlage auf die höchste Stufe, ließ die Türen weit offen und wartete neben dem Wagen, während Lefty gegen den Trompetenbaum pisste und dann am Graben entlangschnüffelte. Aus dem Gras kam das hohe Summen der Insekten.
»Ob du mir hier wohl die näheren Einzelheiten besorgen kannst?«, fragte er Eastland. Der Detective zündete sich die nächste Zigarette an und erklärte, das wäre kein Problem. Gleich nach dem Mittagessen würde er sich darum kümmern. Und dafür wurde es sowieso langsam Zeit. Er empfahl ein Lokal, wo sie das beste Garnelengumbo mit »dreckigem Reis« westlich von Lafayette zubereiteten.
»Dann sollte ich dich wohl einladen«, sagte Rule. Im selben Moment klingelte das Handy, und er nahm es aus dem Wagen.
»War es DeReese?«
Moline war am Apparat.
»Kommt darauf an. Eigentlich sieht es so aus. Allerdings hatte er eine Zweiunddreißiger bei sich, keine Zweiundzwanziger.«
»Wahrscheinlich ist er die andere losgeworden«, sagte Moline. »Dafür hätte ich an seiner Stelle jedenfalls gesorgt.«
»Vielleicht. Hat er jemals einen Texas-Ohrstecker getragen? Hat er eine Tätowierung?«
Rule hörte, wie Moline mit den Papieren raschelte. Nach kurzer Zeit war er wieder am Apparat und erklärte, über Ohrringe oder Stecker hätte er nichts gefunden. »Aber er hat eine Tätowierung auf der Brust.«
»Wo?«
»Davon steht hier nichts.«
»Wie sieht sie aus?«
»Davon steht hier auch nichts«, entgegnete Moline. »Nur dass er tätowiert ist. Mann, eigentlich sollte man erwarten können, dass diese Arschlöcher in der Lage sind, ein Formular auszufüllen.«
Rule grunzte. »Irgendwas Neues über den Rothaarigen?«
»Nein«, sagte Moline. »Aber hör mal, warum ich überhaupt anrufe: Jemand hat sich telefonisch gemeldet und behauptet, er hätte DeReese gesehen. Ein anonymer Tipp aus Galveston County. Er behauptet, er hätte in einem Gemüseladen auf der Bolivar-Halbinsel jemanden beobachtet, der DeReese ähnelt. Und zwar heute Morgen. Wahrscheinlich ist es Unsinn.«
Rule schwieg. Er erinnerte sich an Galveston und dieses Gefühl, das er gehabt hatte. Dann wies er Moline an, sich von der Houstoner Polizei so schnell wie möglich die Fingerabdrücke der Leiche zu besorgen. Er sollte der vorgeschriebenen Prozedur folgen, aber Druck machen. Damit sie so bald wie möglich erfuhren, ob die Abdrücke zu DeReese passten.
»Fährst du jetzt nach Beaumont?«
»Ich fahre jetzt zum Essen. Besorg die Abdrücke, Moline, und heiz denen um Himmels willen richtig ein.« Er schaltete das Telefon aus und zog die Stirn in Falten.
»Scheiße«, bemerkte Eastland. »Jetzt lass uns Gumbo essen gehen.«
Rule legte den Gang ein, steuerte zurück auf die Straße und langsam zwischen den dort geparkten Fahrzeugen hindurch. Als sie den zweiten Streifenwagen und den Abschleppwagen passiert hatten, hielt er an. »Da hol mich doch der Teufel.«
»Was?«
Er bat Eastland, einen Moment zu warten, stieg aus, ging zurück zu dem Streifenwagen und bückte sich, um durch das Glas zu spähen. Der Officer hinter dem Steuer aß ein geröstetes Mortadellasandwich mit Porkskins. Gemächlich kurbelte er das Fenster herunter und musterte den Ranger mit fragendem Gesichtsausdruck. Rule achtete nicht auf ihn. Er starrte Harvey Lomax an, der auf dem Rücksitz saß.
»Was dagegen, wenn ich dem Typen ein paar Fragen stelle?«
Der Officer zuckte die Schultern und kurbelte kauend sein Fenster wieder hoch. Rule öffnete die hintere Tür und beugte sich hinein.
»Mister Lomax.«
Lomax betrachtete ihn schweigend. Dann wandte er sich ab. Der Ausdruck auf seinem knochigen Gesicht war unergründlich. Er saß aufrecht und steif auf dem Rücksitz, die Arme mit Handschellen im Rücken gefesselt. Er trug noch immer denselben dreckigen Overall und dieselben Arbeitsstiefel. Seine borstigen Haare standen in alle Richtungen. Offenbar hatte er sich seit Tagen nicht rasiert oder gebadet. Der saure Geruch nach abgestandenem Schweiß hing in der Luft. Nach längerem Schweigen begann er mit den Füßen auf dem Boden zu scharren. Schließlich warf er Rule mit gerecktem Kinn einen Blick zu. Seine bleigrauen Augen glühten triumphierend.
»Nun, Mister Lomax, wie ich sehe, haben Sie die Arbeit des Herrn schon erledigt. Würden Sie mir verraten, wie Sie ihn aufgespürt haben?«
Lomax verlagerte sein Gewicht auf eine Seite und antwortete mit leiser, vor Stolz zitternder Stimme: »Die Wege des Herrn sind unergründlich, und ein kluger Mann verbirgt sein
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