Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
kleiner Fluss auf den großen Strom zu. Und was noch wichtiger war: Zu beiden Seiten war der Fluss von wahren Schilfwäldern eingesäumt!
»Ha! Klick! Klick! Gleich sind wir von der Bildfläche verschwunden!«, jubelte Robbi.
Dann handelte er blitzschnell. Die Flugzeuge hatten ihre Umkehrschleife noch nicht halb durchmessen, da hing das Fliewatüüt schon dicht über dem Schilfdickicht. Robbi stellte den Motor ab - es gab einen Plumps und die Schilfhalme schlugen über der Maschine zusammen. Nun saßen sie in einer grünen Höhle.
»Djiiiiiiiiiuuuuuh ... djiiiiiiiiiuuuuuh!«, heulte es über ihren Köpfen. Die schlanken Schilfhalme bogen sich, um sofort wieder zurückzuschwenken.
»Hier sind wir sicher«, meinte Robbi vergnügt. »Die können uns von oben nicht sehen, denn dazu fliegen sie viel zu schnell. Und Richard Toni Drei kann uns hier nicht orten, weil die Strahlen nicht durch das dichte Schilf dringen.«
»Das war ein Versteck in höchster Not«, seufzte Tobbi erleichtert. Weshalb hast du übrigens den Motor so früh abgestellt?«
»Unsere Luftschraube hätte wie eine Mähmaschine die Schilfhalme abgesäbelt, mein Lieber. Und dann wäre unsere Tarnung weg gewesen.«
Ein paar Mal noch flogen die Flugzeuge über ihr Versteck weg. Aber da sie nichts entdecken konnten, gaben sie die Suche nach dem Fliewatüüt auf. Ihr Motorengeräusch verklang in der Ferne.
Um Tobbi und Robbi wurde es still. Sie hörten das leise Zischeln der Schilfhalme, das zarte Flöten der Rohrdommeln und ab und zu auch das lockende »Gak-gak« einer Entenmutter. Sie blieben noch eine Weile in ihrem grünen Versteck. So wie die Maus, die in ihrem Mauseloch abwartet, bis sie ganz sicher ist, dass die Katze bestimmt nicht wieder zurückkommt. Tobbi vertilgte die drei Stücke von Tante Paulas vorzüglichem Nudelpudding und zum Nachtisch gönnte er sich eine dicke Scheibe Salamiwurst. Dann klopfte er sich auf den Bauch und meinte:
»So, das hält erst einmal eine Weile vor. Hm - glaubst du, dass die Flugzeuge wiederkommen?«
»Nein. Die denken bestimmt, wir haben uns in Luft aufgelöst. Ich glaube, wir können uns jetzt langsam davonschleichen.«
Der kleine Roboter schaltete den blauen Hebel auf »Wasserantrieb«. Das Fliewatüüt tuckerte nun gemütlich zwischen den Schilfwäldern dahin, bis es wieder am großen Strom ankam. Dort wendeten sie sich nach links und starteten; aber sie flogen so dicht über der Wasseroberfläche am Flussufer entlang, dass sie hinter der hohen Uferkante verschwanden. Und erst nachdem sie eine volle Stunde so geflogen waren, ließ Robbi das Fliewatüüt wieder zum blauen Himmel emporsteigen.
Gewissenhaft hielten sie wieder nach Leuchttürmen Ausschau. Sie umkreisten alle Türme, hüteten sich aber, wieder in die Nähe eines Radarturmes zu geraten.
»Wenn du mich fragst«, knurrte Robbi, »hier muss jemand Leuchttürme ausgesät haben und alle sind angewachsen - nur dieser blöde gelbschwarze nicht!«
Tatsächlich gab es im Gebiet des großen Stromes geradezu unheimlich viele Leuchttürme. Alle schauten verschieden aus: lang, kurz, dünn, dick, rund, viereckig, eisern und steinern. In den Farben waren sie bunter noch als Papageien. Das Einzige, was es in der »Leuchtturmsammlung« nicht gab, war ein schiefer, ein lilafarbener und - ein gelbschwarz geringelter Leuchtturm.
Am späten Nachmittag erreichten sie die Mündung des großen Stromes, einen riesengroßen Trichter, dessen Öffnung dem Meer zugewandt war. Die Flut drückte das Wasser in den Trichter hinein und die Ebbe zog es wieder heraus. Aber wenn der Wind von Westen her heulte und pfiff, wurde der Trichter zu einem Tor, durch das Tausende, ja Millionen von schaumköpfigen Wellen ins Innere des Landes marschierten.
»Schau, Robbi, das Meer!«
Tobbi wurde ganz ehrfürchtig zumute, als er das viele Wasser sah. Er hatte zwar schon Teiche und auch einige größere Seen gesehen, aber noch niemals ein richtiges, unendlich großes, blaues Meer. Und dieses Meer, das letzt vor ihnen lag, schien unendlich groß zu sein; denn von einem Ende war nirgends etwas zu erblicken. Außerdem war es so schön blau, wie richtige Meere sein müssen.
Der kleine Roboter war nicht so begeistert. Er machte sich nichts aus Wasser, ganz gleich, ob es sich nun in Flüssen, Meeren und Seen befand oder aus der Wasserleitung kam.
»Na ja, es ist nicht übel, das Meer«, gab er schließlich widerstrebend zu. »Aber für meinen Geschmack ein bisschen zu viel von diesem Wasser.
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