Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
Matthias war noch eine Stunde früher aufgestanden und hatte einen Riesenberg Butterbrote geschmiert, für unterwegs.
Tobbi saß frisch gewaschen und sauber gekämmt am Frühstückstisch und war jetzt schon gespannt, wie seine Erfindung funktionieren würde.
Matthias steckte zwei Eier in die Eierbecher und machte Robbi eine freudige Mitteilung: »Keine Bange, mein Robotersohn, heute brauchst du keine einhundertsiebenundsiebzig Treppenstufen zu steigen. Ich seile das Fliewatüüt wieder mit dem Flaschenzug ab und ihr könnt euch hineinsetzen.«
»Das hör ich gern!«, sagte der kleine Roboter vergnügt und fügte hinzu: »Es wären sogar einhundertachtundachtzig Stufen gewesen.«
»Nicht möööglich! Ich kenne doch meinen Leuchtturm!«, rief der Glückliche Matthias ungläubig.
»Und ich habe die Stufen genau gezählt - auch die von der Strickleiter.«
Hier machte Robbi eine kleine Pause, kniff das grüne Auge zu und schaute mit dem roten verschmitzt auf den Glücklichen Matthias. »Es sind elf! Zu den anderen dazugezählt macht: klick - einhundertachtundachtzig Treppenstufen, die ich runterklettern müsste.«
»Er hat Recht«, musste Matthias verblüfft zugeben.
»1:0 für Robbi!«, prustete Tobbi los und verschluckte sich vor lauter Begeisterung an seinem Schinkenbrot.
»Potz Salzwasser und Walfischspeck! Stimmt!«, rief Matthias und lachte noch lauter als die anderen. Er konnte es vertragen, wenn er mal im Unrecht war und er gab es auch zu. Matthias war in den fünfunddreißig Jahren, die er allein draußen auf dem Meer verbracht hatte, ein ziemlich weiser Leuchtturmwärter geworden. -
Drei Minuten vor acht schaukelte das Fliewatüüt schon unten auf dem Wasser. Punkt acht schnappte der Schnelle Fridolin nach dem Tauende mit dem Knoten und brauste los. Das Fliewatüüt stellte sich gehorsam auf die neuen »Wasserskibeine«. Von jetzt an zog es drei blinkende Schaumstreifen hinter sich her.
Dieses Mal stand der Glückliche Matthias aber doch auf seiner Leuchtturmgalerie. Er wischte sich verstohlen über die wasserblauen Augen und blickte dem Fliewatüüt wehmütig nach.
»Viel Glück! Viel Glück, ihr beiden! Der alte Matthias drückt euch beide Daumen«, sagte er leise zu sich selber.
Auch Tobbi und Robbi dachten an ihren Matthias zurück. Zum Abschied hatte er ihnen noch zwei Dinge in die Hände gedrückt: ein wunderschönes Flaschenschiff mit vier Masten und eine volle Flasche Petroleum. Zu dem Flaschenschiff hatte er gesagt: »Das ist für euch. Damit ihr ab und zu mal an den alten Matthias denkt.« Und zu der Flasche mit Petroleum hatte er gesagt: »Petroleum kann man am Nordpol immer brauchen. Das hat mir ein alter Freund erzählt, der dort Walfische gefangen hat. Also hebt sie gut auf!« Zum Schluss hatte er noch dreimal gegen den Wind gespuckt, »toi, toi, toi« gemurmelt und sie beide herzlich umarmt.
Mittag. Sofort wurde die Schlepptrosse schlaff. Fridolin kam angeschwommen, um seinen Salzhering abzuholen.
Sie hatten ihn nicht zu rufen brauchen. Er kam von selber - er musste wohl eine Uhr im Magen haben.
Schnapp! Weg war der Salzhering.
»Noch einen?«, fragte Fridolin hoffnungsvoll.
»Nichts da! Zum Abendbrot gibt's wieder einen.« Tobbi blieb hart. Er erinnerte sich noch sehr genau an Matthias' guten Rat.
»Na, denn eben nich«, sagte Fridolin, machte einen Luftsprung, nahm die Schleppleine in sein Delphinmaul und flitzte wieder los. Man konnte ihm wirklich nichts nachsagen - seine Arbeit tat er brav.
Und während sie wieder über das Meer ritten, verzehrte auch Tobbi sein Mittagessen: Butterbrote und kalten Tee. Von allem hatte Matthias reichlich mitgegeben.
Der Nachmittag brachte wenig Aufregendes. Wasser, wohin man auch blickte. Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten, wenn man über ein Meer reiste. Hin und wieder sahen sie ein paar Möwen, einige Wildgänse, ein treibendes Fass, ein paar Bretter und Balken, die sich mit Wasser vollgesogen hatten, und die Rauchfahnen von fernen Dampfern. Das ganze Fliewatüüt stank nach Salzheringen, Tobbi hätte nie gedacht, dass Salzheringe so riechen könnten.
Es half nichts, sie mussten sich daran gewöhnen: ohne Salzheringe kein Schneller Fridolin und ohne Fridolin kein Nordpol!
Auch der zweite Tag verlief bis kurz nach dem Mittagessen ganz normal Zum Frühstück: Butterbrot und kalten Tee für Tobbi - Matjeshering für Fridolin. Mittags: Matjeshering für Fridolin - Butterbrot und kalten Tee für Tobbi. Ihr
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