Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
Speisezettel war also nicht besonders abwechslungsreich, aber ein Fliewatüüt war ja auch kein Luxusdampfer.
Das Wetter war ihnen wohlgesinnt. Die See glänzte spiegelglatt wie ein Karpfenteich und die Sonne wurde nur ganz selten mal für ein paar Minuten von einer weißen Lämmerwolke verdeckt. Ein ideales Wetter, um Wasserski zu laufen. Wäre es stürmisch gewesen, dann hätten die Wellen das Meer sehr schnell in ein Waschbrett verwandelt und mit dem Wasserskilaufen wäre es aus und vorbei gewesen. Außerdem hätten sie leicht seekrank werden können, und das blieb ihnen nun erspart.
Übrigens war es bewundernswert, wie der Schnelle Fridolin sein Tempo durchhielt. Nicht zu glauben! Sie mussten mindestens mit vierzig Stundenkilometern durch das Wasser rauschen, und das Stunde um Stunde. Sogar während der Nacht hatte Fridolin die Geschwindigkeit nicht verringert.
Der Roboter hatte die Matjesheringe durchgezählt und festgestellt, dass es mehr als reichlich waren. Sie rechneten mit einer Reisedauer von etwa dreieinhalb Tagen, vorausgesetzt, dass Fridolin sein Tempo beibehielt. Deshalb bekam Fridolin jetzt eine Sonderzulage für die Nacht: zwei ausgewachsene Matjesheringe. Robbi übernahm die nächtliche Fütterung, denn Tobbi brauchte ja seinen Schlaf. Der Schnelle Fridolin sollte später nicht sagen können, sie hätten ihn schäbig behandelt.
Kurz nach Mittag passierte es dann. Aber es war Gott sei Dank nichts Unangenehmes - eher eine freudige Entdeckung.
Auf dem Wasser war außer ihrer eigenen Schaumspur und Fridolins Fischschwanz, der ab und zu auftauchte, nicht das Geringste zu entdecken. Tobbi spielte gedankenverloren an dem Hebel mit dem gelben Knopf herum. Der Propeller war während der Wasserreise natürlich zusammengefaltet. Aber ehe er sich versah, falteten sich jetzt die Propellerflügel auseinander. Und was dann geschah, war beinahe ein Wunder: Durch den sausenden Fahrtwind drehte sich der Propeller, wurde schneller und schneller, und - das Fliewatüüt erhob sich in die Luft! Jawohl, es flog! Fridolin zog es an der straff gespannten Schleppleine hinter sich her.
»Jetzt dreh ich durch! Klick!«, schrie Robbi und nahm vorsichtshalber das Steuer fest in beide Hände.
»Ach du grüne Neune! Wie ist so was bloß möglich?« Tobbi schaute den Freund verdutzt an.
»Da fragst du mich zu viel«, sagte der kopfschüttelnd. »Ich weiß nur, dass wir jetzt auf einmal in der Luft sind. Bin neugierig, wie lange wir oben bleiben.«
»Dass wir in der Luft sind, seh ich auch. Aber wie kann das angehen?«
»Denk mal nach!«, schlug Robbi vor. »Du bist der Erfinder. Vielleicht findest du eine Erklärung.«
»Worauf du dich verlassen kannst!«
Tobbi fing auch gleich mit dem Nachdenken an. Zeit genug dazu hatte er ja. Aber es war eine schwierige Frage, die gut und reiflich überlegt werden musste. Die waagerechten Erfinderdenkfalten standen eine ganze Zeit lang auf Tobbis Stirn.
»Pass mal auf!«, sagte er endlich zu Robbi. Ob's stimmt, weiß ich nicht genau, aber ich kann keine bessere Erklärung finden. Die ganze Sache ist ähnlich wie beim Drachensteigen. Dabei läuft man mit seinem Drachen schnell gegen den Wind; der steigt dann hoch und bleibt so lange oben, wie der Wind weht, oder bis man ihn an seinem Band wieder herunterholt. Hier macht Fridolin den Wind, weil er uns so schnell durchs Wasser zieht. Das gibt Fahrtwind. Unser Fliewatüüt ist nun der Drachen. Der Propeller wird nicht vom Motor, sondern vom Fahrtwind angetrieben und wir steigen hoch. Wir werden so lange oben bleiben, bis Fridolin abstoppt, um sich seinen Hering zum Abendessen zu holen. Du wirst es sehen!«
»Klingt alles ganz vernünftig«, gab der Roboter zu. »Da muss ich wohl höllisch aufpassen, dass wir nicht aufs Wasser plumpsen, wenn die Leine schlaff wird.«
Am Abend, beim »Heringsempfang«, zeigte sich, dass Tobbi Recht hatte. Robbi konnte das Fliewatüüt sicher auf das Wasser bringen. Er hatte keine Schwierigkeiten damit, denn sie schwebten immer nur drei bis vier Meter über dem Meeresspiegel. Höher ging es einfach nicht, dazu war die Schleppleine zu kurz.
In der Nacht wurde es zunehmend kälter und am Morgen des dritten Tages war es eisig kalt. Tobbi zitterte und bibberte. Schnell zog er alle Unterhosen und Unterhemden an, die da waren. Es reichte aber immer noch nicht. Nun streifte er alles über, was er an Kleidern mit auf die Reise genommen hatte, und schließlich war er vermummt wie ein Nordpolforscher. Doch er
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