Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
Lichtung.
»Nichts zu machen«, knirschte er, »ringsum Wald, und auf den Baumwipfeln können wir nicht gut landen.«
»Sind wir verloren?« Es gelang Tobbi sogar, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben, obgleich sein Herz wie wild pochte.
»Nur ruhig Blut!«, sagte Robbi fest. »Uns passiert schon nichts. Schnell, nimm die Ölkanne hier. Da ist Lebertran drin, geht genau so gut wie Maschinenöl. Klettere nach hinten und benetze die Welle dauernd mit Tran. Sie darf uns nicht festbrennen! Und wenn's schlimmer wird, sagst du mir Bescheid.«
Tobbi kletterte blitzschnell nach hinten in den kleinen Gepäckraum und machte sich unverzüglich an seine Arbeit. Die Propellerwelle war schon so heiß, dass der Lebertran wie in einer Bratpfanne zischte, brutzelte und stank.
»Du, Tobbi«, rief der Roboter plötzlich, »genau vor uns sehe ich jetzt einen großen See. Dort können wir notwassern. So lange müssen wir durchhalten. Was macht die Welle?«
»Glühend heiß. Der Tran zischt«, meldete Tobbi kurz.
Robbi nahm den Gashebel noch weiter zurück.
»Nicht nachlassen mit dem Ölen!«, mahnte er.
Der See kam näher. Aber leider sank auch das Fliewatüüt immer tiefer, weil die Luftschraube sich ja nur noch sehr langsam drehen durfte. Die Baumwipfel waren schon bedenklich dicht unter dem Fahrgestell. Robbi kontrollierte laufend den Abstand und er musste seine ganze Steuerkunst aufbieten, um die Maschine überhaupt in der Luft zu halten. Die Lage war wirklich mehr als brenzlig.
Tobbi hatte keine Zeit sich umzuschauen. Er ölte unermüdlich und der Schweiß lief ihm dabei in kleinen Bächen von der Stirn.
Ganz nahe war der See jetzt - vielleicht noch fünfzig Meter entfernt. Aber das Fliewatüüt flog nur sehr, sehr langsam ...
Da! Ein besonders hoher Tannenwipfel streifte das Fahrgestell. Die kleine Maschine geriet gefährlich ins Schaukeln. Robbi riskierte es, nochmal kurz Gas zu geben ... ein, nein - zwei Meter an Höhe gewann er.
Noch dreißig Meter bis zum See ...
Noch zwanzig ... zehn ... fünf ... ein steiler Abhang ...
»Geschafft!«, jubelte der Roboter und riss den roten Gashebel zurück.
Das Fliewatüüt sauste wie ein Fahrstuhl nach unten. Mit lautem Platschen tauchte es in das Wasser ein.
»Puh!«, stöhnte Robbi. »Wir werden dieses ekelhafte Wasser einfach nicht los.« Aber seine Stimme hörte sich sehr erleichtert an.
»Egal! Hauptsache, wir sind gerettet!« Tobbi pustete die Luft aus, die er in der letzten halben Minute vor Aufregung angehalten hatte. Dann fuhr er fort: »Hoffentlich lässt sich unsere Propellerwelle überhaupt reparieren.«
»Wird schon gehen«, beruhigte Robbi ihn. »Nur gut, dass du's noch eben rechtzeitig bemerkt hast. Eine heiß gelaufene Welle ist eine böse Geschichte. Wenn sie richtig festbrennt, sitzt sie wie angeschweißt und mit den Werkzeugen, die ich dabei habe, ist sie nicht wieder in Gang zu bringen.«
Tobbi kraxelte wieder nach vorn auf den Kopilotensitz, während Robbi jetzt nach hinten stieg, um den Schaden zu untersuchen.
Inzwischen warf Tobbi einen Blick über den See. Er war ungefähr vier Kilometer breit. Dabei schien er sehr lang zu sein, weder nach der einen, noch nach der anderen Seite war ein Ende zu sehen. Die Bergwände ragten zu beiden Seiten steil empor. Das kleine Fliewatüüt wirkte wie eine Fliege in der Badewanne.
Das Wasser sah hier unten tintenschwarz aus, es war so glatt wie ein Bettlaken, an dem Tante Paula eine Weile herumgezupft hatte. Nur, jetzt gerade strich ein leiser Windhauch darüber, da kräuselte sich das Wasser, so wie die Haut auf der heißen Milch, wenn man versucht sie an den Tassenrand zu blasen.
Robbi klirrte mit den Werkzeugen. Er war dabei, eine große Schraubenmutter wieder fest anzuziehen.
»Wie steht's?«, erkundigte sich Tobbi gespannt.
»Noch mal gut gegangen!«, meinte der Roboter. Eine Mutter hatte sich gelöst und deshalb ist das Schmieröl herausgetropft. Ich habe nachgefüllt, aber wir müssen diese Stelle in Zukunft öfter kontrollieren. Starten können wir noch nicht gleich - die Welle muss erst etwas abkühlen.«
Robbi beugte sich nach unten und wischte mit einem Lappen das ausgelaufene Öl auf ...
»He! Du! Bist du ein Reporter?«, sagte eine hohe, piepsige Stimme unmittelbar neben Tobbi. Tobbi drehte sich um.
»Oh, lieber Gott, hilf mir!«, betete er mit bebenden Lippen.
Dann duckte er sich tief in seinen Sitz, sodass nur noch ein blondes Haarbüschel von ihm zu sehen war. Sein Herz wollte
Weitere Kostenlose Bücher