Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt
schaffte es allein. Mit den Beinen voran, fädelte er sich durch die Mauerspalte wie ein Faden durchs Nadelöhr.
»Uff, man macht was mit in diesen alten Ritterburgen«, stöhnte er.
Sie mussten sich mühsam Schritt für Schritt vorantasten. Der Gang war so eng, dass sie mit den Ellenbogen an den feuchten Mauern entlangschurrten. Spinnweben hafteten an Tobbis Kleidern und an Robbis empfindlicher Antenne hing sogar ein ganzes Büschel von diesen klebrigen Fäden.
Einundzwanzig Schritte geradeaus - viereinhalb Schritte nach links. Dann kam eine enge Treppe. Elf Stufen nach oben - Schritte nach rechts. Der Gang war zu Ende.
Aber eine schlimme Überraschung stand ihnen bevor: Eine steinerne Stirnwand aus Granit glitzerte im Lichtschein von Robbis Lampe und nirgends war ein Ausgang zu entdecken!
»Keine Tür! Das hat uns gerade noch gefehlt!«, schimpfte Robbi.
»Du, vielleicht gibt es hier wieder eine Geheimtür wie hinter dem Ahnenbild«, sagte Tobbi hoffnungsvoll.
»Gut. Ich nehme jetzt das Mauerwerk unter die Lupe«, erwiderte der Roboter. Und während er alles mit der ihm eigenen Gründlichkeit untersuchte, erstattete er seinem Freund laufend Bericht: »... die Wand besteht aus einer einzigen, großen Granitplatte, so massiv wie eine Panzerplatte ... Halt! Was ist das? Ringsherum verläuft eine winzige Fuge ... hm ... sie ist aber so haarfein, dass ich nicht mal ein dünnes Blatt Papier hineinzwängen könnte ... Vorzügliche Handwerksarbeit, muss ich schon sagen ... Ich schalte das grüne Auge ein ... Nein, nichts zu wollen - die Mauern sind wieder zu dick!« Robbi richtete sich auf und meinte abschließend: »Nirgends ein Mechanismus zu entdecken, der auf eine geheime Tür hindeuten würde, außer den feinen Fugen.« Er klopfte ein paar Mal kräftig gegen die Granitwand.
»Hohl klingt's auch nicht«, bemerkte Tobbi niedergeschlagen.
Sie versuchten nun mit vereinten Kräften zu stoßen, zu schieben und zu drücken - vergebens! Die steinerne Wand widerstand allen ihren Bemühungen, sie rührte sich auch nicht um einen einzigen Millimeter von ihrem Platz.
Robbi schüttelte verdrießlich die Antenne.
»Mit diesem Geheimgang sind wir reingefallen«, brummelte er. »Wir müssen umkehren und uns durch den engen Gang zurückquetschen, fürchte ich. Ekelhaft! Klick!«
»Du, Robbi - eines versteh ich nicht«, murmelte Tobbi nachdenklich, »wenn es keinen Ausgang gäbe, wäre doch der ganze Geheimgang Blödsinn.«
»Natürlich. Klick!«, bestätigte Robbi ärgerlich. »Aber was hilft uns das! Ich kann nicht einmal mit meinen technischen Mitteln feststellen, wie wir hier herausgelangen. Und wenn es tatsächlich doch eine Geheimtür geben sollte, dann müssen diese Ritter sie verflixt gut getarnt haben. Klick!« Robbi war wütend auf sich selber, eben weil er nichts entdecken konnte.
»Hihi ... hihihi ...«
Was war das? Jemand kicherte ...?
Tobbi und Robbi drehten sich blitzschnell um.
»Hallo! Guten Abend! Oder besser: Gute Nacht! Ich höre, die Herren können den Ausgang nicht finden?«, piepste ein feines Stimmchen vom Fußboden her.
»W-w-wer spricht denn da?«, stammelte Tobbi erschrocken.
»Ich bin's - Polly!«, erwiderte die Stimme.
Zu ihren Füßen - kaum einen Meter entfernt - entdeckten sie nun zwei grünlich schimmernde Lichtpünktchen, etwa doppelt so groß wie Streichholzköpfe.
Robbi rief verblüfft: »Eine Maus! Tobbi, eine wunderhübsche kleine Maus.« Und damit der Freund auch etwas sehen konnte, schwenkte er seinen Lichtfinger nach unten.
Tobbi atmete erleichtert auf. Es stimmte - eine zierliche Maus mit einem Fell aus grauem Samt, weißen Pfötchen und einer weißen Schwanzspitze saß mitten auf dem Lichtkreis, den Robbis Lampe auf den Fußboden zeichnete. Ihre Knopfaugen, die im Dunkeln so grün geleuchtet hatten, funkelten vergnügt und ihr langer Mauseschnurrbart zitterte erwartungsvoll.
Sie richtete sich auf, legte ihren Schwanz elegant über die linke Vorderpfote, was sehr vornehm aussah, und lispelte: »Vielen Dank für das Kompliment. Mein Name ist Polly MacMouse. ›Mouse‹ mit einem weichen ›sss‹, wenn ich bitten darf. Und mit wem habe ich die Ehre?« Polly vergaß ihre guten Manieren auch in einem muffigen Geheimgang nicht.
Tobbi, der sich mittlerweile von der Überraschung erholt hatte, stellte sich und seinen Roboterfreund höflich vor. Zum Schluss erkundigte er sich:
»Sie wohnen hier auf Plumpudding Castle?«
»So ist es!«, bestätigte die Maus. »Ich bin die
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