Robbins, Harold - Träume
unterhalten?«
»Natürlich. Kommen Sie bitte.« Über die Hintertreppe führte ich ihn hinauf zur Wohnung und schloß hinter uns die Tür. »Ist es so recht?«
Er nickte.
Ich wies auf einen Stuhl bei dem kleinen Küchentisch. »Möchten Sie Kaffee oder sonst irgend etwas?«
»Nein, danke.« Seine Augen schienen mich abzutaxieren. »Ich bin gekommen, um Ihnen persönlich zu danken.«
»Wofür?«
»Mein Sohn, Bobby - Sie haben etwas geschafft, das mir bei ihm nie vergönnt war: Sie haben ihn auf den rechten Weg geführt.«
Ich musterte ihn verwirrt, und er lachte leise und fügte hinzu: »In mancher Hinsicht, meine ich.«
Ich stimmte in sein Lachen ein. »Ich möchte nicht, daß Sie mich zu sehr mit Lorbeeren bekränzen.«
Er lächelte. »Zum ersten Mal in seinem Leben hat ihn jemand dazu gebracht, daß er arbeitet.«
»Vielleicht hat ihm noch nie jemand einen Job angeboten.«
»O doch. Ich hab’s oft genug getan. Aber er war nicht interessiert.«
»Sie sind sein Vater«, sagte ich. »Und so zählte das aus seiner Sicht nicht weiter.«
»Das könnte sein. Jedenfalls ist er jetzt ein anderer Mensch. Er läßt sich nicht mehr so treiben.«
Ich schwieg. Ich hatte ihm nichts weiter über Bobby zu sagen. Doch ich spürte, daß er noch nicht fertig war.
»Sie wissen, daß Bobby homosexuell ist?«
Ich nickte.
»Sie auch?«
Ich lächelte. »Ich glaube nicht.«
»Sie glauben’s? Ja, sind Sie sich denn nicht sicher?«
Ich hob die Schultern. »Früher gab’s kaum etwas, worin ich mir nicht sicher war. Jetzt bin ich da zurückhaltender.«
Er blickte sich in dem kleinen Appartement um. »Wohnen Sie hier?«
»Ich werde hier wohnen, wenn Bobby mit dem Einrichten fertig ist. Im Augenblick klappert er die Althändler nach Möbeln ab.«
»Er hat mir gesagt, daß Sie genügend Inserate brauchen, um die Kosten für die Herstellung und so weiter zu decken.«
»Das stimmt.«
»Haben Sie denn schon welche?«
»Mir sind vier Seiten pro Nummer garantiert worden.«
»Hätten Sie Verwendung für mehr?«
»Natürlich.«
»Meine Kirche bedient sich regelmäßig der Werbung in Zeitungen und Zeitschriften wie auch in Rundfunk und
Fernsehen. Ich könnte selbst etwas im Anzeigenteil plazieren und außerdem auch einige Geschäftsleute aus meiner Gemeinde dazu bewegen.«
»Das wüßte ich zu schätzen«, sagte ich. »Aber wäre es nicht besser, wenn Sie sich erst einmal ansehen, was für eine Art Blatt wir da machen?«
»Haben Sie etwas gegen religiöse Werbung?«
»Nein. Aber es könnte sein, daß Ihnen unser Produkt nicht gefällt.«
»Durch Bobby bin ich bereits im Bilde. Sie werden Bilder von nackten Frauen bringen und über Sex und Drogen schreiben. Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Das gehört doch alles zum Leben. Ich bin ein Prediger, nicht ein Heiliger oder ein Moralist. Ich möchte den Menschen helfen, sich selbst zu finden und ein glückliches Leben zu führen. Versuchen Sie das auf Ihre Weise nicht auch?«
»Früher einmal. Aber die Ideale sind futsch. Das einzige, was ich jetzt noch will, ist - einen Haufen Geld machen.«
»Dagegen ist ja nicht das mindeste zu sagen.« Tief aus seiner Kehle klang ein Glucksen. »Ich hab’s ganz gut verstanden, beides miteinander zu verbinden.«
Er brauchte mir nicht lange zu erklären, wie erfolgreich er gewesen war. Daß er säckeweise Geld scheffelte, war mir bekannt.
»Ich würde mich gern als Partner bei Ihnen einkaufen«, sagte er.
»Tut mir leid, aber als ich diese Sache startete, habe ich mir eins geschworen: keine Partner.«
Er musterte mich lauernd. »Und Lonergan? Ich habe gehört, daß er beteiligt ist.«
»Da haben Sie etwas Falsches gehört. Er hat einen Vertrag, der ihm pro Ausgabe vier Anzeigenseiten sichert, welche er über seine eigene Werbeagentur weiterverkaufen kann.
Irgendwelche Anteile besitzt er nicht, und mit der Herausgabe des Blattes hat er auch nichts zu tun.«
»Klug von ihm.« Aus der Art, wie er es sagte, klang deutlich heraus, daß er begriff, wo Lonergans Interessen an diesem Blatt lagen.
»Die erste Ausgabe sollten wir so in zwei, drei Wochen fertig haben. Vielleicht schauen Sie am besten dann vorbei und lassen mich wissen, was Sie tun wollen.«
»Das weiß ich bereits. Wieviel kostet eine ganze Seite?«
»Das weiß ich noch nicht. Wir haben die genauen Sätze noch nicht durchkalkuliert.«
»Wieviel garantiert Ihnen denn Lonergan pro Seite?«
»Achthundert.«
»Halten Sie das für einen fairen Preis?«
Ich
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