Robbins, Harold - Träume
nickte.
»Ich nehme eine Seite pro Woche für ein Jahr«, sagte er und zog ein Bündel Geldscheine hervor. In aller Ruhe begann er, Tausender hinzublättern.
Als er bei vierzigtausend angelangt war, schob er den Haufen auf mich zu. »Da ich ein ganzes Jahr im voraus kaufe, habe ich sicher ein Anrecht auf zwei Wochen gratis.«
»Auf mehr als nur zwei.«
»Das genügt mir schon.«
»Sie brauchen auch nicht im voraus zu bezahlen. Was ist, wenn das Blatt eingeht?«
Er lächelte. »Nun, genau diese Vorauszahlung müßte eigentlich Ihre Chancen erhöhen, im Geschäft zu bleiben. Sie können das Geld ja dazu verwenden, ein besseres Blatt auf den Markt zu bringen.«
»Aber eine Garantie ist es trotzdem nicht.«
Er erhob sich. »Dann werde ich den Teufel spielen. Ich werde um Ihre Seele feilschen. Falls das Blatt eingeht, ehe das Jahr vorüber ist, dann können Sie zu einem meiner
Gottesdienste kommen und die Rechnung für beglichen erachten.«
Der Ronzi-Vertrieb befand sich in einem alten, einstöckigen Lagerhaus in Anaheim. Ich folgte Persky die Laderampe hinauf und in das langgestreckte, schmale Gebäude. Überall sah man Ständer und Gestelle voller Bücher und Magazine; daß sie nach irgendeinem bestimmten System aufgestellt waren, ließ sich nicht erkennen. Wir kamen an Packtischen vorbei, an denen eine Reihe von Männern arbeitete. Durch schmutzige Korridore ging es weiter zum hinteren Teil des Hauses, wo sich hinter einer gläsernen Trennwand eine Art Büro befand.
Es gab mehrere Schreibtische. Der größte stand für sich in einer Ecke. An kleineren Schreibtischen saßen zwei Frauen und ein Mann. Die beiden Frauen nahmen telefonisch Bestellungen entgegen; der Mann schien damit beschäftigt, Rechnungen auszustellen. Er hob den Kopf. »Ronzi erwartet Sie«, sagte er. »Ich werde ihn rufen.« Er hob einen Telefonhörer ab.
Wenige Minuten später trat ein überaus stämmig wirkender Italiener ein. Er hatte krauses Haar und buschige Augenbrauen und schien buchstäblich durch die Tür hereinzuwalzen. Mit einer langen Vorrede hielt er sich nicht auf. »Ich bin Giuseppe Ronzi«, sagte er. »Kommen Sie hier rüber und nehmen Sie Platz.«
Wir folgten ihm zum großen Schreibtisch. Mit seinen Pranken fegte er mehrere Bücher und Magazine von den Stühlen auf den Fußboden. Während wir uns setzten, stand eine der Frauen wortlos auf und bückte sich nach den herabgeschleuderten Sachen.
»Haben Sie ein Probeexemplar mit?« fragte er mich.
»Nein. Aber -«
Er unterbrach mich. Wütend starrte er Persky an. »Habe Ihnen doch gesagt, daß Sie ohne Probeexemplar gar nicht erst
hier aufkreuzen sollen. Bin ich ein Idiot, daß ich mit Amateuren meine Zeit verplempere!?« Er stand auf. »Gottverdammich! Es ist so schon schwer genug, in diesem Geschäft die Nase oben zu behalten. Das fehlt mir gerade noch, daß -«
»Mr. Ronzi«, sagte ich leise, »wie würde Ihnen der Alleinvertrieb des Playboy für den Bereich von LA behagen?«
Er sah mich ungläubig an. »Was haben Sie da eben gesagt?«
Ich hob meine Stimme ein wenig. »Haben Sie mich denn nicht verstanden?«
»Ich habe irgendwas von Playboy gehört.«
»Dann haben Sie richtig gehört«, sagte ich, noch lauter. »Sind Sie interessiert?«
»Wäre ich ja verrückt, wenn ich’s nicht wäre.«
»Haben Sie das auch Hugh Hefner erzählt?«
»Sie wissen genau, daß ich dazu nie Gelegenheit hatte. Er hat mich nie gefragt.«
»Dann machen Sie den gleichen Fehler nicht zum zweiten Mal.«
»Wie kann ich denselben Fehler zum zweiten Mal machen, wenn ich ihn überhaupt noch nicht gemacht habe?« schrie er. Er blickte zu Joe. »Was ist mit diesem Kerl? Ist er verrückt oder was?«
»Er ist verrückt«, sagte Joe lächelnd.
Ich stand auf. »Okay, Joe, gehen wir.«
Auch Joe erhob sich. Wir standen alle drei. »Wo, zum Teufel, wollt ihr hin?« rief Ronzi. »Ich dachte, ihr wollt eine Unterredung.«
»Sie haben gesagt, Sie wollen ein Probeexemplar. Da ich keins habe, will ich Ihre Zeit nicht vergeuden.«
»Setzt euch, setzt euch«, sagte er. »Ihr seid hier. Also können wir uns auch miteinander unterhalten.«
Ich kehrte zu meinem Stuhl zurück. »Okay.«
»Wer steht hinter Ihnen? Lonergan?«
»Wer steht hinter Ihnen? Die Mafia?«
»Werden Sie nicht rotzig. Sie wollen doch, daß wir Ihr Blatt
vertreiben, oder?«
»Weiß ich noch nicht. Sie haben mir ja noch kein Angebot gemacht.«
»Wie, zum Teufel, kann ich Ihnen ein Angebot machen, bevor ich weiß, was Sie zu
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