Robbins, Harold - Träume
verkaufen haben?«
»Das ist eine gute Frage.«
»Wenn’s genauso ‘n Wegwerf-Fetzen wird wie früher, dann will ich’s auf gar keinen Fall.«
»Ich auch nicht.«
»Ich vertreibe an nicht weniger als achttausend Händler.«
»Ausgezeichnet.«
»Liefern Sie mir ein knallfreches Blatt, und ich bring Sie bei zweitausend unter. Mit je zehn Exemplaren. Sind zusammen zwanzigtausend Stück. Jeweils zehn Cents für Sie sind glatte zwei Riesen. Das ist nicht übel.«
»Nicht für Sie, klar«, sagte ich. »Aber bei der Qualität, in der ich das Blatt bringen will, brauche ich wenigstens fünftausend, um klarzukommen.«
»Sie sind übergeschnappt. Von diesen Geilfetzen ist doch keiner so gut, daß wir’s pro Woche auf fünfzigtausend Stück bringen würden.«
»Genau dasselbe haben Sie auch zu Hefner gesagt«, warf ich ein.
»Wie oft muß ich Ihnen denn noch erklären, daß ich mit dem Mann nie ein Wort gewechselt habe?« schrie er.
Ich lachte. »Das ist doch nur so eine Redensart. Aber was Sie zu mir sagen, ist genau das, was Sie auch zu ihm gesagt hätten.«
»Sie sind noch kein Hugh Hefner.«
»Stimmt«, bestätigte ich. »Aber wissen Sie, wer ich morgen sein werde?«
Er blickte zu Joe. »Warum schleppen Sie mir bloß immer die Spinner an?«
Joe lächelte. »Wenn er bei Verstand wäre, würde er in diese Art von Geschäft bestimmt nicht einsteigen.«
Ronzi blickte wieder zu mir. »Also gut, Garantie für dreißigtausend Stück. Bar im voraus. Und ich habe den Alleinvertrieb.«
»Genügt nicht. Vierzigtausend Stück zu zwölfeinhalb Cents, auf derselben Basis. Und den Alleinvertrieb haben Sie nur fürs erste Jahr.«
»Da machen meine Partner garantiert nicht mit. Welche Sicherheit bleibt mir denn? Ich meine, das Ding kann doch ein kolossaler Blindgänger werden. Und dann sitze ich da, platt auf meinem Arsch, während Sie -« Er unterbrach sich. »Und wenn die Sache läuft, bin ich dann auf einmal ausgebootet, wie?«
»Kein Gedanke. Sie können mir ja jederzeit mehr Geld geben.«
Er krauste die Stirn. »Mir wäre wohler zumute, wenn Sie mir eine Vorstellung von dem geben könnten, was ich kaufe.«
Jetzt hatte ich ihn, und ich wußte es. Inzwischen war er fest davon überzeugt, daß er Gefahr lief, Hugh Hefner abblitzen zu lassen. Allerdings: Der Sache fehlte noch der letzte Schliff, ein Argument von entscheidender Durchschlagskraft. Keinesfalls sollte er mir wieder abspringen.
»Wer kauft diese Magazine und Blätter?« fragte ich, während ich noch grübelte.
»Na, Männer. Wer sonst?«
»Und warum kaufen sie sie?«
»Um sich aufzugeilen und sich einen runterzuholen. Die Muschis machen sie heiß. Sie suchen immer nach was Neuem.«
Ohne es zu wissen, hatte er mir gerade eine Idee gegeben. »Jetzt kommen Sie der Sache schon näher.«
»Wirklich?« Er schien verwirrt.
Ich blickte zu Joe. Gern hätte ich die Miene, die er jetzt zeigte, für einen Ausdruck von Respekt gehalten, aber wahrscheinlich sprach daraus nur Neugier: Was für eine Karte ich wohl als nächste aus dem Ärmel ziehen würde. Ich spielte Persky den Ball zu. »Okay, Joe, willst du’s ihm sagen, oder soll ich das tun?«
»Sie sind der Boß. Also sagen Sie’s ihm auch.« Aus seiner Stimme klang Unbehagen. Offenbar wollte er nicht vorschnell in was hineingezogen werden. Abwarten und Tee trinken -seine Devise.
Ich senkte meine Stimme. »Muß aber streng vertraulich bleiben. Aus diesem Büro darf kein Wort hinausdringen. Ich möchte nicht, daß mir irgendwer diesen Gag klaut.«
»Ich bin wie ein Priester bei der Beichte. Von mir erfährt kein Schwanz was«, versicherte Ronzi feierlich.
Ich lächelte. Daß ihm eine solche Rolle auf den Leib geschneidert war, hätte man kaum behaupten können. »Neue Muschis«, sagte ich.
»Neue Muschis?« wiederholte er fragend.
Ich nickte. »Die Hauptattraktion, gleich auf der Frontseite. Riesenschlagzeile: Neues Girl in der Stadt! Ein bildhübsches Betthäschen in Supermini oder Hot Pants. Hat ein Köfferchen bei sich. Zu finden in einem Bahnhof, einem Busbahnhof oder auf einem Flugplatz. Direkt auf ihrem Bauch, quer über ihrer Muschi ein Band mit großen weißen Buchstaben: Nackt auf unserem Faltbild in der Heftmitte!< Und Woche für Woche gibt’s eine neue Muschi - zweiundfünfzig pro Jahr.«
Ronzi sah mich mit offenem Mund an. »Mann, wenn das kein Genieblitz ist! Warum hast du mir denn davon nichts vorher erzählt, Joe?«
Ich half Joe aus der Klemme. »Ich hatte ihm eingeschärft,
Weitere Kostenlose Bücher