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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Unwillkürlich blieb ich stehen. »Ich wirke in deinen Augen wohl - lächerlich?«
    »Wieso meinst du das?«
    »Nun, ich -«, Sie brach ab, sagte dann: »Diesmal hat der Glasstab nicht geholfen, zum ersten Mal nicht. Bruder Jonathan meint, daß wir das noch mehrmals wiederholen müssen, ehe ich von dieser Sünde befreit sein kann.«
    »Bist du denn sicher, daß es eine Sünde ist?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Lehrt Reverend Sam nicht, daß Liebe keine Sünde ist? Daß es gut ist, einander zu lieben? Liebe kann auch etwas sehr Körperliches sein.«
    »Das hat ja auch Bruder Jonathan gesagt. Aber ich weiß nicht. So wie jetzt habe ich noch niemals empfunden. Ich will dich haben, immerzu. Das ist das einzige, woran ich denken kann.« Wir waren weitergegangen, standen nun am Eingang zum Eßraum. »Die ganze Zeit spreche ich darüber, was ich für dich empfinde. Was aber fühlst du für mich? Wie wirke ich auf dich?«
    »Ich finde dich wunderschön.«
    »Das meine ich nicht«, sagte sie hastig. »Aber meine Gefühle - wie soll ich damit bloß fertig werden?«
    Ich lächelte sie an. »Gewöhne dich dran, Baby. Das passiert dir ohnehin nur, solange du jung bist. Das wird sowieso bald vorbei sein.«
    Ihre Stimme klang gekränkt. »Glaubst du das wirklich?«
    Ich gab keine Antwort.
    »Ich möchte, daß du mir die Wahrheit sagst«, beharrte sie. Und so sagte ich ihr die Wahrheit, meine Wahrheit. »Im Augenblick habe ich mehr, um drüber nachzudenken, als mir lieb ist. Vögeln kommt dabei als letztes.«
    Abrupt machte sie kehrt, lief den Korridor entlang und ließ mich allein an der Tür zum Eßraum zurück. Ich warf einen Blick hinein und sah, daß mich Bruder Jonathan beobachtete. Mit der Hand wies er auf einen leeren Sitz an seiner Seite.
    An seinem Tisch saßen noch sechs junge Männer. Sie nickten mir nur wortlos zu und ließen sich bei ihrer Mahlzeit nicht weiter stören.
    »Hier langt jeder nach Herzenslust zu«, erklärte Bruder Jonathan und deutete auf eine Schüssel in der Mitte des Tisches.
    Es gab einen Eintopf aus Rindfleisch, Möhren und Kartoffeln, ein einfaches, doch herzhaftes Essen. Ich nahm mir auch ein Stück Brot. Da es keine Butter dazu gab, tunkte ich es ein. Aus einem Krug goß ich mir Milch in ein Glas. Sie war angenehm kühl und sehr erfrischend.
    Schweigend aßen alle. Nach Beendigung der Mahlzeit stand einer nach dem anderen auf und sagte: »Frieden und Liebe.« Sie ließen Bruder Jonathan und mich allein am Tisch zurück. Ich blickte mich im Raum um. Als ich gekommen war, hatten hier rund vierzig Leute gegessen. Jetzt waren nur noch einige da, welche die Tische abräumten.
    »Kaffee habe ich in meinem Büro«, sagte Bruder Jonathan. »Möchtest du welchen?«
    »Ja, gern.«
    Sein Büro befand sich in einem kleinen Raum unmittelbar an der Eingangsdiele. Er zog die Tür hinter sich zu, und wenige Minuten später stellte er eine Tasse vor mich hin.
    »Whisky habe ich auch«, sagte er.
    »Ich dachte, das sei gegen die Hausordnung.«
    Er lächelte. »Ist auch nur für rein medizinische Zwecke.«
    Ich nickte. »Ich bin auch gar nicht so richtig auf dem Damm.«
    Er füllte zwei Gläser. »Frieden und Liebe«, sagte er.
    »Frieden und Liebe«, erwiderte ich.
    Er leerte sein Glas fast auf einen Zug, und als meines noch halb voll war, goß er sich schon wieder nach. Dann sah er mich an. »Du kannst nicht hierbleiben«, sagte er. »Das weißt du.«
    »Weshalb nicht? Wegen Denise?«
    »Nein, damit werden wir schon fertig. Aber du selbst -hinter dir sind sie her. Auf deinem Kopf steht ein Preis, und in wenigen Tagen würden die dich hier aufstöbern.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt? Denise?«
    »Nein.«
    »Wie haben Sie’s dann herausgefunden?«
    »Ich habe dir doch gesagt, daß ich Polizist war. Und ich verfüge noch immer über ein paar Kontakte. Daß du mit Denise davon bist, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Und die werden nicht allzu lange tüfteln müssen, bis ihnen klar wird, wohin sie mit dir gegangen sein könnte.«
    Ich schwieg.
    »Tut mir leid«, versicherte er, »aber ich kann das Risiko nicht eingehen. Hier wären zu viele Menschen gefährdet.«
    »Und was ist, wenn die Kerle Denise finden?«
    »Sie werden sie hier nicht finden. Ich schicke sie fort. Morgen abend wird sie bereits über tausend Kilometer von hier entfernt sein.«
    Ich trank meinen Whisky aus. »Wann soll ich die Farm verlassen?«
    »Heute nacht, wenn alle schlafen. Ich werde kommen und dich holen. Benutze das Zimmer, in dem du

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