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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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besser sein, wenn wir’s nicht auf unserem Grundstück herumstehen, sondern möglichst schnell verschwinden lassen.«
    Ich gab ihm die Schlüssel. »Was soll mit dem Auto werden?«
    »Es wird verschrottet.«
    Ich schwieg. Was hätte ich auch sagen sollen? Wenn man ein Auto wirklich spurlos verschwinden lassen will, so ist das die beste Methode. Trotzdem gab’s mir einen Stich. Irgendwie war mir die kleine alte Karre ans Herz gewachsen.
    Das Zimmer, in das er mich führte, war einfach möbliert: Bett, Stuhl, Kommode. Durch ein schmales Fenster fiel Licht. Plötzlich fühlte ich mich so erschöpft, daß ich kaum noch eines Gedankens fähig war. Nur schlafen wollte ich noch, schlafen.
    »In ein paar Stunden bin ich wieder da«, sagte er. »Mit deinem Frühstück. Ich halte es für besser, wenn du hier im Zimmer bleibst. Wir wollen nicht, daß dich jemand sieht und vielleicht erkennt.«
    Ich nickte. Sprechen war zu anstrengend. Er schloß die Tür hinter sich, und ich streckte mich angezogen auf dem Bett aus. Ich hatte nur noch genug Kraft, um mir die Schuhe von den Füßen zu streifen. Und dann war ich weg - fiel wie in ein pechschwarzes Loch.
    Zum Frühstück wurde ich nicht wach, doch Bruder Harry weckte mich zum Mittagessen. »Du mußt eine Stunde vor Abflug auf dem Flugplatz sein«, sagte er fast entschuldigend, als er das Tablett vor mir auf den Stuhl stellte.
    »Okay.« Ich blickte aufs Tablett. Eintopf. Hätte ich mir denken können. »Eigentlich habe ich gar keinen richtigen Hunger«, sagte ich. »Ich werde später auf dem Flugplatz was essen.«
    »Das Badezimmer ist dort drüben. Rasier dich lieber noch. Blonde Bartstoppeln passen nicht zu schwarzen Haaren.« Mit einer Handbewegung wies er zur anderen Tür. »Im Arzneischränkchen findest du einen Rasierapparat.«
    Ich duschte und rasierte mich. Allmählich fühlte ich mich frischer. Als ich wieder aus dem Bad kam, wartete Bruder Harry auf mich. Der Eintopf auch. Aber meinen Gaumen konnte er auch jetzt nicht kitzeln. »Eigentlich könnte ich doch gleich zum Flugplatz fahren«, sagte ich. »Oder sprechen irgendwelche Gründe dagegen?«
    »Nicht, daß ich wüßte«, erklärte er und vergewisserte sich noch einmal: »Also gleich?«
    »Ja«, bestätigte ich und fühlte, daß ich plötzlich genug hatte von winzigen Zimmern mit überschmalen Betten und Fenstern, die kaum mehr als Löcher waren.
    Wir fuhren mit seinem alten Ford und hielten vor dem Abfluggebäude. Er zog einen Umschlag hervor, den er mir reichte. »Hier ist dein Ticket drin«, sagte er. »In Honolulu wird Bruder Robert auf dich warten. Er bringt dich zur Mission.«
    »Wie erkenne ich ihn?«
    »Er findet dich.«
    »Danke.«
    »Schon gut«, sagte er. »Frieden und Liebe.«
    »Frieden und -« Ich brach ab. »Darf ich etwas fragen?«
    »Natürlich.«
    »Warum nehmt ihr meinetwegen so viel Mühe auf euch? Ich bin nicht einmal Mitglied eurer Kirche. Und doch genügte schon ein Wort von Bruder Jonathan.«
    »O nein«, sagte er rasch. »Das war nicht Bruder Jonathan. So viel Autorität besitzt er nicht.«
    »Wer besitzt sie dann?« Eine überflüssige Frage. Noch bevor sie heraus war, kannte ich die Antwort.
    »Reverend Sam«, erklärte er mit respektvoll gedämpfter Stimme. »In der Kirche geschieht nichts ohne sein Wissen. Er trägt Sorge für uns alle. Gott segne ihn. Frieden und Liebe.«
    »Frieden und Liebe.« Ich stieg aus und sah ihm einen Augenblick nach. Sein Wagen tauchte in den Verkehrsstrom ein, der sich in Richtung City bewegte. Im Flughafengebäude überprüfte ich die Tafel mit den Abflugzeiten. Es war jetzt erst halb drei, was nichts anderes hieß, als daß ich noch über eine Stunde warten mußte. Ich steuerte auf die nächste Bar zu.
    An der Theke war kein Platz frei, und so setzte ich mich an einen der kleinen Tische. Im Handumdrehen war die Kellnerin mit dem Bestellten wieder da - einem doppelten Whisky mit Eis.
    Wahrscheinlich, überlegte ich, hatte Bruder Jonathan sofort Reverend Sam angerufen, als ich auf der Farm aufgetaucht war. Ja, natürlich. Jonathan hätte von sich aus all diese
    Arrangements nicht getroffen. Die Sache war von A bis Z durchorganisiert.
    Nun gut. Aber weshalb war Reverend Sam der Ansicht, daß ich Schutz brauchte?
    »Noch einen doppelten, Sir?«
    Überrascht blickte ich auf. Mir war nicht bewußt gewesen, daß ich mein Glas schon ausgetrunken hatte. Dabei spürte ich überhaupt nichts. Die schienen ihren Whisky ganz kräftig zu wässern. Ich nickte, und sie kam

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