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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zurück.
    Denise schlug die Augen auf. »Ist es vorbei?«
    Er nickte. »Ja. Kannst du allein auf dein Zimmer gehen, oder brauchst du Hilfe?«
    Sie setzte sich auf, griff nach ihrem Hemd. »Es wird schon gehen.« Während sie sich ihre Jeans anzog, stützte er sie mit ruhiger Hand. »Ich danke dir, Bruder Jonathan«, sagte sie. »Und ich danke auch euch, meine Brüder und Schwestern. Ich liebe euch alle.«
    »Wir lieben dich«, klang es im Chor zurück.
    Bruder Jonathan erhob sich, legte ihr die Hände auf die Schultern und küßte sie auf den Mund. »Vergiß nicht, Schwester, der Körper ist nichts als Fleisch. Es ist die Seele, die ihm Leben gibt, und die Liebe, welche beide miteinander verbindet.«
    Sie nickte, und ohne mich anzusehen, ging sie ruhig zur Tür, öffnete sie und verließ den Raum.
    Bruder Jonathan betrachtete mich mit anteilnehmendem Blick. »Ich danke euch, meine Brüder und Schwestern. Das Meeting ist zu Ende. Frieden und Liebe.«
    »Frieden und Liebe«, erwiderten sie und gingen einer nach dem anderen hinaus.
    Ich erhob mich und wartete, bis alle den Raum verlassen hatten. Bruder Jonathan kniete neben dem Transformator, über den er jetzt eine Hülle deckte.
    »Wirkt das Ding tatsächlich?« fragte ich.
    »Moses sprach zu dem Herrn durch einen brennenden Dornbusch.«
    »Das ist nicht das gleiche.«
    Seine Stimme klang geduldig. »Alles, was einem Menschen hilft, mit Gott in Kommunikation zu treten, ist wirksam.«
    »Danke, Bruder Jonathan«, sagte ich.
    »Frieden und Liebe«, erwiderte er. Als ich den Raum verließ, warf ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war schon fast sechs. Und mir schien es jetzt weniger wichtig, mit Gott zu sprechen als vielmehr mit Lonergan.
    Lonergans Stimme klang leise und müde an mein Ohr. »Hast du schon mal daran gedacht, in Mexiko zu leben?«
    »Ich vertrage das Wasser dort nicht. Da bekomme ich dauernd Durchfall.«
    »Du machst es mir wirklich nicht leicht. Die haben es nicht gern, wenn man ihre Leute so zurichtet.«
    »Dann sind wir miteinander quitt. Denn mir gefällt nun mal der Gedanke nicht, von denen umgelegt zu werden. Sag’s mir ganz offen, Onkel John - kannst du dafür sorgen, daß sie mich in Ruhe lassen, oder kannst du’s nicht?«
    Ich hörte ein leises Seufzen und begriff, daß er nicht mehr der Onkel John meiner Kindheit war. Immerhin ging er auf die Siebzig zu, und ein langer Tag nahm ihn jetzt wohl härter mit, als er es selbst gern wahrhaben wollte. »Das weiß ich nicht«, antwortete er. »Vorher war das für die Killer nur ein Auftrag, jetzt ist’s was Persönliches. Einer der Männer wird nie wieder gehen können.«
    »Das ist wirklich hart.«
    »Ich brauche einen Punkt, wo ich den Hebel ansetzen kann. Irgend etwas, das sich für eine Einigung einhandeln läßt.« Er lachte trocken. »Außer dir, meine ich.«
    »Ronzi meinte, die würden mich in Ruhe lassen, wenn ich mich mit einer Partnerschaft einverstanden erkläre.«
    »Das war gestern«, sagte er, »als sie noch nicht wußten, was auf dem Parkplatz passiert war. Ronzi rief mich dann heute morgen an. Ich soll dir ausrichten, daß das Angebot nicht mehr gilt.«
    »Ich sollte ihn heute abend anrufen.«
    »Tu’s nicht. Wahrscheinlich hat er eine elektronische Wanze an der Leitung.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Nichts weiter. Hauptsache, du bleibst von der Bildfläche verschwunden. Vielleicht beruhigen sie sich in ein oder zwei Wochen, und ich kann mit ihnen reden.«
    »Aber was soll mit dem Blatt werden? Nach dieser Nummer geht es in die Binsen.«
    »Nun, dann geht es eben in die Binsen. Du kannst die ja bitten, dich darin einzuwickeln, bevor sie dich verscharren.«
    Ich schwieg.
    »Gareth.«
    »Ja?«
    »Tu nichts Törichtes. Gib mir nur etwas Zeit.«
    »Du hast all die Zeit, die du brauchst, Onkel John. Aber ich nicht. Wenn das Blatt zwei Wochen nicht erscheint, dann bin ich wieder dort, wo ich war - ein Nichts auf der Straße.«
    »Aber wenigstens ein lebendiges Nichts. Glaub mir - du wirst andere Spiele zum Spielen finden.«
    »Sicher.« Ich hängte auf und hörte, wie die Münzen in den Apparat fielen. Als ich mich umdrehte, sah ich wenige Meter von mir entfernt Denise.
    »Ich wollte dich zum Abendessen holen.«
    Ich nickte, und wir gingen Seite an Seite.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Was tut dir leid?«
    »Ich hab’s für dich nur schlimmer gemacht. Ich hätte ihnen nicht sagen dürfen, wo du warst.«
    »Es ist nicht deine Schuld.«
    Sie legte eine Hand auf meinen Arm.

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