Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
automatisches Gewehr in ihrem Wagen. Es sind Syndikatsmänner aus Vegas.« Er zündete sich ein Zigarillo an. »Offenbar ist man wirklich scharf darauf, Sie umzulegen, wenn man so viel schwere Artillerie herschickt.«
    Ich grinste. »Die werden nicht sehr begeistert sein, wenn sie hören, daß es Ihr Laster war, der die Kerle matt gesetzt hat.«
    »In meinem Revier haben die nichts zu suchen, wenn sie mich nicht vorher um Erlaubnis bitten.«
    »Und hätten Sie ihnen dann Ihr Okay gegeben?«
    Unsere Blicke trafen sich. »Um Sie zu schnappen, ja. Aber Verita hatten sie auf jeden Fall in Ruhe zu lassen.«
    Ich schwieg. Er begriff sicher, woran ich dachte. Beide wußten wir, was ein Blaster anrichten konnte. Das hatten wir in Vietnam erlebt. Wäre Verita im Ernstfall in meiner Nähe gewesen, nur einen halben oder einen ganzen Meter von mir entfernt, so wäre sie genauso in zwei Teile geteilt worden wie ich.
    »Warum wollen Sie mich sprechen?« fragte er.
    »Ich glaube, das wissen Sie.«
    Er schwieg einen Augenblick. »Es ist nicht mein Krieg.«
    »In Vietnam, das war auch nicht unser Krieg. Und doch waren wir beide dort.«
    Er wußte, was ich meinte. Damals war er vom Vietcong in einem mörderischen Kreuzfeuer festgenagelt worden. Die einzige Deckung, die es für ihn gab, bestand darin, unter Leichen zu kriechen: unter die Gefallenen seines eigenen Zuges. Doch es war nur eine Frage der Zeit, wann die Geschosse das tote Fleisch über ihm zerfetzen und ihren Weg zu ihm finden würden. Ich holte ihn heraus.
    »Ich bin Ihnen eins schuldig, Lieutenant«, sagte er, als ich ihn zum Verbandsplatz schleppte. Eine Kugel hatte ihn im Schenkel erwischt. Er wurde nach Saigon zurücktransportiert, und er verstand es dann, sich im Vorratslager des Lazaretts einen Job zu verschaffen. Als ich ihn ein paar Monate später wiedersah, war er bereits der größte Drogen-Dealer in der Army.
    Er hörte, daß ich Urlaub hatte, und suchte mich sofort auf. Während der nächsten vier Tage glaubte ich, in einer Phantasiewelt zu leben. Als erstes holte er mich aus dem Loch raus, in dem ich einquartiert war, und sorgte dafür, daß ich im besten Hotel eine Suite bekam. Und dann ging’s richtig los, eine Party ohne Ende: Whisky, Champagner und Drogen aller Art, außerdem Delikatessen in Hülle und Fülle und jede Menge Mädchen. Er beschaffte mir sogar Papiere, die mich dazu berechtigt hätten, in Saigon zu bleiben. Aber damals gehörte ich noch zu den Beschränkten. Ich kehrte zu meiner Einheit zurück.
    Ich erinnere mich noch, wie wir, unmittelbar bevor ich ins Flugzeug stieg, zusammen an der Startbahn standen. »Mann, das war zuviel«, hatte ich gesagt. »Wie wollen Sie sich nur eingewöhnen, wenn Sie wieder zu Hause sind?«
    Er lächelte, doch hinter dieser Maske war er sehr ernst. »Ich bin reich, Lieutenant«, sagte er, »und ich habe hier draußen viel gelernt. Wenn ich wieder zu Hause bin, dann wird mir die Stadt gehören. Scheint ohnehin an der Zeit, daß die Mexikaner sie zurückerobern.«
    Später erfuhr ich, daß er bei seiner Rückkehr nach Los Angeles nicht nur über ein Schweizer Bankkonto verfügte, sondern auch rund zehn Kilo über seinem Normalgewicht wog. Rings um seinen Körper hatte er, von den Achselhöhlen bis zu den Hüften, Cellophanbeutel mit purem, unverschnittenem Schnee gebunden. Später, in den Städten des Ostens, auf ein Zwanzigstel verschnitten, besaß diese Menge einen Straßenverkaufswert von zehn Millionen Dollar.
    Dorthin, so hörte ich, war es von ihm auch sehr bewußt gelenkt worden. »Sollen die Nigger und die Spaghettifresser es doch haben«, hatte er gesagt. »Für Mexikaner ist das nichts.
    Die sniffen und snorten und smoken zwar, und sie fressen und saufen, aber wenn sie eine Nadel in sich reinstecken müßten, kneifen sie, weil sie alle Feiglinge sind und ihr eigenes Blut nicht sehen können.«
    So lautete eine Version. Eine andere besagte allerdings, er habe das Zeug verwandt, um mit dem Syndikat zu einer Abmachung zu gelangen: Indem er den Schnee für ein Zehntel des wirklichen Werts hergab, sicherte er sich die Herrschaft in seinem Revier.
    Ob die erste oder die zweite Version der Wahrheit entsprach oder ob diese ganz anders aussah, ich wußte es nicht. Tatsache war allerdings: Es war wirklich sein Revier. Seit er im mexikanischen Viertel die Oberhand hatte, ging es dort ruhiger zu. Selbst der Schulbesuch sollte sich gebessert haben.
    Ich blickte zu Verita. »Ich will mit deinem Vetter über bestimmte

Weitere Kostenlose Bücher