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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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von meinem Onkel um so mehr genossen, sowie frisches Zitroneneis und Kaffee. Die sanfte Brise, die durch die Bäume strich, brachte eine angenehme Kühlung.
    Nach dem Essen erhob sich Marissa. »Im Büro wartet einige Arbeit auf mich. Kann ich heute nachmittag irgend etwas für Sie tun?«
    Ich blickte zu meinem Onkel. Er schüttelte kaum wahrnehmbar den Kopf. »Nein, danke. Wir werden wohl nur zu unserem Bungalow zurückgehen und uns vor der Cocktailparty ein wenig ausruhen.«
    »Okay. Sollten Sie noch irgendwelche Wünsche haben, so wissen Sie ja, wo ich zu erreichen bin.«
    Wir hatten uns gleichfalls erhoben. Als sie jetzt ging, blickte ihr mein Onkel anerkennend nach. »Wirklich prächtig«, sagte er. »Ein Klasseweib.«
    Ich musterte ihn überrascht. Lag es am grellen Sonnenlicht, oder wurde er wirklich rot? Er wechselte rasch das Thema. »Wie wär’s mit einem Spaziergang am Strand?«
    »Von mir aus gern.«
    Als wir zum Wasser kamen, beugte er sich plötzlich vor, zog Schuhe und Socken aus, krempelte seine Hosen ein Stück hoch. Dann watete er, die Schuhe in der Hand, vorsichtig in die Brandung.
    Über die Schulter blickte er zu mir zurück. »Es macht dir doch nichts?«
    »Woher denn?«
    Er war wie ein Kind: hob einen Fuß, ließ ihn gegen das herbeirollende Wasser vorschnellen, hüpfte dann zurück, wie
    um sich in Sicherheit zu bringen. Auf seinen Lippen lag ein leises Lächeln, in seinen Augen war ein sonderbarer, entrückter Ausdruck. »Das habe ich seit meinen Kindertagen schon immer tun wollen.«
    »Soll das heißen, daß du noch nie -«
    »Nein, noch nie«, sagte er hastig. »Ich mußte ja mit elf Jahren schon arbeiten. Deine Mutter war ein Baby, dein Großvater war tot, und deine Großmutter wusch zu Hause für Fremde die Wäsche, um die Familie zusammenzuhalten.«
    »Was hast du gemacht?«
    »Ich bekam einen Job in Clancy’s Saloon, gegenüber dem Bahnhof in Los Angeles. Dort habe ich ausgefegt und die Spucknäpfe ausgeleert.«
    Ich schwieg. Davon hatte ich noch nie etwas gehört. Keiner in der Familie sprach darüber, wie es angefangen hatte.
    »Dein Großvater und Clancy waren zusammen bei der Eisenbahn. Dadurch bekam ich den Job.« Er schwieg einige Sekunden, blickte übers Wasser. »Ich erinnere mich noch, wie ich den Union-Pacific-Güterzug in der Mitte des Santa Monica Boulevard herabrollen sah, neben den Geleisen herlief und meinem Vater und Clancy zuwinkte, die vorn auf der großen Dampflok standen.«
    »Vom Santa Monica Boulevard sind wir jetzt beide ziemlich weit weg.«
    »Ja«, stimmte er zu, »wir beide. Denn auch du hast ja dort praktisch angefangen.«
    Ich nickte. Eigentlich schien es kaum glaubhaft: War es wirklich erst fünf Jahre her, daß ich in dem ehemaligen Laden beim Santa Monica Boulevard gestanden und zugesehen hatte, wie Persky die Möbelpacker dirigierte, die das letzte Möbelstück aus dem Büro des Hoollywood Express hinausschafften?
    Persky blickte sich im Raum um und vermied es, mich anzusehen. Bis auf Papierreste auf dem Fußboden war nichts zurückgeblieben. »Das wäre dann wohl alles«, sagte er.
    Hinter den Möbelpackern ging er hinaus. Draußen auf der Straße war ein Zimmermann dabei, die zerstörte Vorderfront der Ladenfassade wieder zurechtzuflicken. Jetzt probierte er die Tür aus, schwenkte sie hin und her.
    Offenbar war er der Meinung, daß sie sich wieder in brauchbarem Zustand befand. »Macht hundert Dollar«, sagte er.
    »Gib ihm einen Scheck«, wies ich Verita an, die neben mir stand.
    Er wehrte nachdrücklich ab. »Keinen Scheck. Bar auf die Hand.« Für einen Augenblick wollte ich aufbrausen. Dann wurde mir klar, wie lächerlich das gewesen wäre. Unter den gegebenen Umständen hätte ich an seiner Stelle zweifellos genauso gehandelt. Ich steckte die Hand in die Tasche, zog ein Geldscheinbündel hervor. Den obersten Schein, eine HundertDollar-Note, reichte ich ihm.
    Er war unverkennbar beeindruckt. »Danke«, sagte er. »Falls Sie mich noch irgendwie brauchen sollten, Anruf genügt.«
    Ich schloß die Tür hinter ihm ab und sagte zu Verita: »Konnte wohl nicht von Dauer sein, wäre ja einfach zu schön gewesen.«
    »Es hätte schlimmer ausgehen können. Wir wollen nicht vergessen, daß du noch am Leben bist. Und auch nicht pleite. Beides hätte sehr leicht der Fall sein können. Zusammen mit den Fünfundzwanzigtausend, die du bei dem Handel mit Ronzi bekommen hast, sind das für dich einundachtzigtausend auf der Bank.«
    »Und wieviel bleibt mir davon

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