Robbins, Harold - Träume
bekommen kann. Wir mußten uns mit dem zufrieden geben, was halt so übrigblieb.
Die zweite Nummer brachten wir mit einem Monat Verspätung an die Zeitungsstände, damit die mehr Chancen hatten, die erste abzusetzen. Bei der dritten Nummer war’s nicht anders. Wieder ein Monat Verspätung. Aber da wußten wir schon, daß wir k.o. waren und daß es sich bestenfalls noch um ein paar Zuckungen handelte. Die Vertriebsfirma kündigte uns den Vertrag, was bedeutete, daß wir unser Magazin selbst an die Zeitungshändler hätten ausliefern müssen. Doch darüber brauchte man gar nicht zu reden. Inzwischen stand ich auch
noch mit fast fünfzig Mille in der Kreide, und es gab keine Hoffnung mehr, genügend Kapital zusammenzukratzen, um auch nur noch eine einzige Nummer herauszubringen.
Wir saßen um den Küchentisch und starrten mit trübem Blick auf die Rechnungen, die sich vor uns stapelten. »Sind das alle?« fragte ich.
Verita nickte.
»Neunundvierzigtausenddreihundertundsiebenundfünfzig Dollar und sechzehn Cent, ohne Gehälter.«
»Und wieviel wäre das noch?«
Sie blickte zu Bobby und Eileen. »Wir haben darüber abgestimmt. Wir verzichten.«
Das war nun schon die zehnte Woche nacheinander, daß sie verzichteten. »Danke«, sagte ich. »Wieviel haben wir auf der Bank.«
Verita prüfte in ihrem Buch nach. »Ungefähr siebenhundert.«
»Scheiße. Da werde ich bis an mein Lebensende abstottern können.«
»Das brauchst du nicht«, sagte Verita. »Du kannst Konkurs beantragen. Sowohl für dich selbst als auch für die Firma. Dann bist du das alles los. Und wenn du willst, kannst du ganz von vorn anfangen.«
»Was wird mit dem Namen?«
»Macho?«
Ich nickte.
»Der geht dir verloren. Ich meine, der gehört dann sozusagen zur restlichen Konkursmasse.«
»Was für eine Konkursmasse denn? Die zweitklassigen Bilder, die Artikel, die niemand will?«
»Mein Vater wäre bereit, dir das Geld zum Weitermachen zu leihen«, erklärte Bobby.
»Richte ihm meinen Dank aus, aber das wäre hinausgeworfenes Geld. Wir haben’s nun mal nicht geschafft. Wir haben einfach nicht landen können.«
»Vielleicht braucht’s nur noch eine Nummer, um richtig anzukommen«, meinte Bobby.
»Keine Chance. Jedenfalls nicht, solange wir zu tun versuchen, was die anderen bereits besser machen.« Ich holte eine Zigarette hervor. »Wenn es uns nicht gelingt, die Sache neuartig aufzuziehen, dann sind wir nichts weiter als eine drittklassige Imitation.«
»Neuartig aufziehen? Ja, wie denn?« fragte Bobby. »Es gibt nur soundsoviel Möglichkeiten, Mädchen zu schießen, und die haben wir alle probiert.«
Ich starrte ihn an. Was mich stutzen ließ, war weniger, was er sagte, als vielleicht, wie er es sagte. Irgendwo in meinem Kopf begann sich ein Rädchen zu drehen.
»Und an Sex-Themen haben die im Playboy und die vom Penthouse auch so ziemlich alles abgehandelt, was es zu beschreiben gibt«, sagte Eileen. »Auf dem Sektor können wir auch nicht mehr viel bieten.«
Ein zweites Rädchen begann sich in meinem Kopf zu drehen. »Vielleicht haben wir das Spiel nach ihren Spielregeln gespielt. Vielleicht waren wir mit dem Express auf dem richtigen Weg, weil wir die Regeln gar nicht kannten und nur eigenen folgten, die wir je nach Situation für uns aufstellten.«
»Ein Magazin, das auf Bundesebene vertrieben wird, ist etwas ganz anderes als ein Lokalblatt«, sagte Eileen.
»Meinst du? Nun, ich glaube das nicht - nicht in diesem Punkt. Thema Nummer Eins interessiert überall, ganz gleich ob in Los Angeles oder an der Ostküste oder im Mittelwesten. Es interessiert alle, und es interessiert alle brennend.«
»Mag sein. Aber in Los Angeles ist man liberaler und toleranter als etwa in - in Squeedunk. Man ist ganz einfach offener.«
»Meinst du etwa, in Squeedunk wird nicht gefickt?«
»Sicher, nur spricht man dort nicht drüber.«
»Ob man dort darüber spricht, finde ich nicht so wichtig. Entscheidend ist, daß man dran denkt und gern darüber liest. Und daß man sich die Bildchen beguckt.«
»Nun, Playboy und Penthouse werden natürlich auch dort gekauft, selbst wenn die Leute so manches hochgestochene Wort nicht verstehen. Das Konzept ist ja doch das gleiche. Es lautet so ungefähr: Die feine Lebensart für jedermann im Schnellverfahren: die >richtigen< Weine und alles was gerade >in< ist, ob Kleidung, Urlaub, Sport, Filme, Bücher oder Essen. Und so weiter und so fort. Mr. Normalverbraucher weiß nun ganz genau, was er beim
Weitere Kostenlose Bücher