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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nächsten Mal zu seinem Kaviar zu bestellen hat, ob 67er Pommard oder Krimsekt. Und er kann sich in aller Gelassenheit in seinen Aston Martin schwingen, um mit seiner Alten zum nächsten Autokino zu fahren.«
    Die Mädchen lachten, doch ich blieb stumm. Mir kam das gar nicht so komisch vor. Es war ein Erfolgsrezept, genau das also, was mir fehlte. Statt dessen stand ich mit fünfzigtausend Dollar in der Kreide. Ein Witz, vielleicht - aber einer auf meine Kosten.
    Ich stand auf. »Heute abend kommen wir bestimmt keinen Schritt weiter. Übers Wochenende werde ich mal ein bißchen in Klausur gehen und mir den Schädel zerbrechen. Ich habe nämlich das verdammte Gefühl, daß ich gescheitert bin, weil ich zu blind war, das Auf-der-Hand-Liegende zu sehen.«
    »Na, wenn’s auf der Hand liegt«, fragte Bobby, »was ist es dann?«
    »Klingt wirklich dämlich, nicht? Aber es ist echt die Wahrheit: Ich weiß es einfach nicht.«
    Kurz nachdem sie gegangen waren, klingelte das Telefon. Lonergans Stimme klang kühl. »Gareth?«
    »Ja, Onkel John.«
    »Ich möchte dich sehen.«
    Seit über vier Monaten hatten wir uns nicht gesehen oder auch nur miteinander gesprochen, doch ein »Wie geht’s?« oder »Was gibt’s Neues?« konnte er sich offenbar nicht abringen.
    Ich hatte für heute die Nase voll. Lonergan hatte mir gerade noch gefehlt. »Du weißt ja, wo ich bin«, sagte ich trotzig.
    »Kannst du mich um Mitternacht im Silver Stud treffen?«
    »Wozu, zum Teufel«, knurrte ich.
    Er blieb gelassen. »Ich habe einen interessanten Vorschlag für dich.«
    »Als ich mich das letzte Mal auf einen >interessanten Vorschlag< von dir einließ, wäre ich beinahe draufgegangen.«
    »Das war deine eigene Schuld. Du wolltest ja unbedingt auf deine Weise mit bestimmten Problemen fertig werden, statt mir das zu überlassen. Also um Mitternacht. Ich erwarte dich.«
    Ich zögerte einen Augenblick. »Okay«, sagte ich dann.
    »Gareth.«
    »Ja, Onkel John?«
    In seiner Stimme klang ein leises Glucksen an. »Tu mir einen Gefallen und parke dein Auto diesmal auf der Straße, ja?«
    Bevor ich antworten konnte, hatte er aufgelegt. Nun, in diesem Punkt brauchte er sich bestimmt keine Sorgen zu machen: Ich war bisher noch nicht wieder in die Lage gekommen, mir ein eigenes Auto kaufen zu können. Weit wäre ich damit ohnehin nicht gekommen, und das buchstäblich: Die Finanzierungsfirma, bei der ich in der Kreide stand, hätte garantiert sofort die Hand drauf gelegt.
    Als ich das Lokal erreichte, erkannte ich’s kaum wieder. Die Fenster glänzten silbrig, nur zwei Ovale waren ausgespart, durch die man die Lichtreklame sah. Von der Straße her konnte man nicht in das Lokal hineinsehen. Innen war noch mehr verändert worden. Statt des früheren Mobiliars aus Holz sah man jetzt überall nur noch Chrom und schwarzen Kunststoff.
    Von der Decke in der Mitte des Raums hingen vier Filmprojektoren herab und warfen in vier verschiedene Richtungen ihre stummen, doch bewegten Bilder auf Leinwände, samt und sonders eindeutige schwule Streifen. Weiter hinten in der Bar spielte auf einem kleinen Podium ein wild aussehendes schwarzes Mädchen Klavier und sang mit heiserer Stimme dazu. Bei dem allgemeinen Lärm verstand ich den Text erst, als ich schon ziemlich dicht bei ihr war: ausgesprochen »warme« Lyrik, gar kein Zweifel.
    Der Collector saß auf seinem Stammplatz am Tisch bei der Treppe.
    »Was gibt’s hier denn bloß umsonst?« fragte ich.
    »Seit dem Umbau ist das immer so. Gerammelt voll. Jede Nacht ist wie Silvester.« Mit einer kurzen Handbewegung forderte er mich auf, bei ihm Platz zu nehmen. Auf dem Tisch stand eine Flasche Whisky. Er nahm ein zweites Glas, tat aus einem Plastikeimer Eiswürfel hinein, füllte es; schob es mir dann hin. »Hier, dein Drink.«
    Ich trank einen Schluck. »Wann haben die hier denn umgebaut?«
    »Gleich nachdem du deinen Wagen in der Bar geparkt hattest.« Er grinste. »Ich glaube, du hast Lonergan damit wirklich einen Gefallen getan. Die Versicherungsgesellschaft hat alles bezahlt.«
    »Scheiße. Ich sollte von Lonergan eigentlich Provision verlangen.«
    Der Collector lachte. »Tu’s doch.« Er schenkte sich nach. »Was hast du denn so getrieben?«
    »Das Übliche.«
    »Lonergan wird sich ein bißchen verspäten.« Er blickte über meine Schulter. »Hast du die Puppe am Klavier gesehen?«
    »Ja.«
    »Sieht ziemlich wild aus, wie?«
    »Ja.«
    Er senkte die Stimme, als spräche er zu sich selbst. »Mann, mit der würde ich gerne

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