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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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dass diese Depression eine andere Kraft als die von 2003 hatte. Nach einer Woche in Köln
     wollte er unbedingt zurück nach Empede, zu Teresa, »immer muss ich in Köln mit Baseballmütze herumlaufen, ich habe keine Lust
     mehr, mich zu verstecken«. Nach einem Tag in Empede dachte er dasselbe wie in Köln: Er konnte hier nicht sein. Er wollte eigentlich
     nirgendwo sein.
    24. September 2009. Habe entschieden, wieder nach Köln zu fahren. Wahnsinn!
    Vier Tage später fuhr er abermals nach Empede zurück. Er |389| wollte wieder trainieren, er musste wieder Fußball spielen. Solche Aufwallungen bekam er öfter. Plötzlich kehrte sein Kampfgeist
     zurück, auf einmal wollte er in Sekunden aufholen, was er glaubte in Monaten versäumt zu haben. Diesmal aber verschwand der
     Elan nicht wie gewohnt nach Minuten wieder.
    Valentin Markser hatte das Antidepressivum gewechselt.
    Er vereinbarte mit dem Psychiater, die Gesprächstherapie von Empede aus am Telefon fortzusetzen, mit erhöhter Frequenz, dreimal
     am Tag.
    Am 29. September, es war ein Dienstag, kehrte er ins Training von Hannover 96 zurück. Hanno Balitsch umarmte ihn, Tommy Westphal
     sagte ihm, schön, dass du wieder da bist. Und er spürte die Angst nicht mehr. Die Angst, durchschaut zu werden, die Angst,
     nicht mehr gut genug als Torwart zu sein, die Angst, ein ganz gewöhnliches Gespräch mit den Kollegen führen zu müssen.
    »Ich glaube, es geht mir ein bisschen besser«, sagte er zu Hause zu Teresa.
    Am nächsten Morgen wachte er auf, stieg aus dem Bett und hielt inne. War er gerade wirklich einfach aus dem Bett gestiegen?
     Wie hatte er das geschafft?
    Als er vom Training nach Hause kam, rief er den Bundestrainer an, er meldete sich bei Andreas Köpke. Er trainiere wieder,
     wollte er nur sagen, richtig stark fühle er sich natürlich noch nicht, bis er wieder im Tor stand, würde es noch eine Zeit
     dauern, er wusste nicht, wie lange. Aber er war zurück. Das wollte er nur sagen. Danach ging er ins Kinderzimmer und spielte
     mit Leila. Am nächsten Morgen brachte er Teresa den Kaffee ans Bett.
    30. September 2009. Es ist wieder etwas heller! Nehme wieder am Leben teil.
    Er hatte es geschafft. Sie hatten es geschafft. Teresa wollte den Gedanken noch nicht zulassen, aber er stimmte sie schon
     euphorisch.
    Zwei Monate hatte sie mit ihm in seiner Düsterheit leben müssen, mit all den Launen und Ungerechtigkeiten eines Depressiven.
     Sie hatte sich bemüht, auf seine unaufhörlichen Klagen |390| selbst dann geduldig zu reagieren, wenn sie dachte, ihre Geduld wäre schon längst am Ende. Die Scheidungsrate in Ehen mit
     einem depressiven Partner war nach wissenschaftlichen Untersuchungen neunmal so hoch wie bei nichtdepressiven Ehen. Und sie
     waren dabei, auch diese Attacke zu überstehen.
    Am dritten Tag nach der Rückkehr ins Training ging es ihm unverändert gut, am vierten kehrte er mit drei Rosen in der Hand
     vom Training zurück.
    Bevor er ihr die Blumen gab, sagte er Teresa ein Gedicht auf. Er hatte es selbst geschrieben, es handelte von den zwei Robbis.
     Der eine Robbi liebte sie sehr. Der andere konnte es nicht zeigen mehr.
    Der Rosenkauf erinnerte ihn allerdings daran, dass die Krankheit noch in ihm schlummerte. Als die Verkäuferin ihn gefragt
     hatte, wie viele Rosen er denn wünschte, hatte er ihr keine Antwort geben können. Drei oder sieben, hämmerte es in seinem
     Kopf, drei oder sieben? Er wusste nicht, wie lange ihn die Verkäuferin ansah, bis er panisch sagte, »drei, bitte«.
    Am fünften Tag hatte er morgens keine Lust zu trainieren. Er war mit dem Fitnesstrainer im Kraftraum verabredet. Die Mannschaft
     war im Hotel, sie spielte am Nachmittag gegen den SC Freiburg.
    Er rief Edward Kowalczuk an, er lasse das Training heute lieber sausen, er fühle sich nicht so gut. Kein Problem, sagte der
     Fitnesstrainer. Robert Enke widersprach man nicht in Hannover.
    Ist doch mal ein Test, sagte sich Robert Enke, mal sehen, wie es ihm erging, wenn er den Tag nicht zwanghaft durchstrukturierte.
    Mittags, auf dem Weg ins Stadion, fragte er sich: Warum habe ich bloß nicht trainiert? Wie soll ich jemals wieder ein guter
     Torwart werden, wenn ich nicht trainiere? Jetzt ist es zu spät, jetzt habe ich nicht trainiert und werde es nie wieder aufholen
     können.
    Im Stadion ging er in die Umkleidekabine, um der Mannschaft viel Glück zu wünschen. Er schaute auch in das Behandlungszimmer.
     Irgendetwas war anders. Sein Foto an der Wand |391| war

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