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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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Jörg. »Er soll dann einfach beim Aufwärmen
     einen Muskelfaserriss vortäuschen.«
    Robert zog sich an.
    »Ich fahre dann.«
    »Wie? Alleine?«
    »Ja, alleine.«
    »Das geht nicht, Robbi.«
    Teresa rief wieder bei Valentin Markser an.
    Er dürfe auf keinen Fall alleine fahren, unter keinen Umständen, sagte Doktor Markser und brauchte nicht mehr zu erklären,
     warum. Sie ließen Leila bei der Haushälterin und waren auf dem Weg. Aus dem Auto rief Teresa bei Markus Witkop an, dem Physiotherapeuten.
     Robert könne sich seine Muskelfaser reißen, wann er wolle, noch heute beim Abschlusstraining, morgen beim Aufwärmen, während
     des Spiels oder von ihm aus auch im Hotel, sagte Witkop. Er werde seinen Teil dazu beitragen, dass es nicht rauskomme.
    Teresa wartete während des Trainings im Auto, damit die |402| Sportreporter keinen Verdacht schöpften. In die Stadt zu gehen traute sie sich nicht, denn was, wenn er während des Trainings
     ausstieg und sie dann nicht in der Nähe war?
    Hannover 96 übte eigene Eckball- und Freistoßvarianten, zum Abschluss ließ der Trainer die Mannschaft zweimal zehn Minuten
     frei spielen, damit sie sich austoben konnten. Beim Auslaufen trabte Robert Enke mit Hanno Balitsch fünfzehn Meter hinter
     dem Rest der Mannschaft her.
    »Hanno, ich kann morgen nicht spielen.«
    »Wie, du kannst morgen nicht spielen?«
    »Ich habe müde Beine, ich kann mich überhaupt nicht vom Boden abdrücken.«
    »Robs, du hast gerade im Training drei Bälle gehalten, die kein anderer in Deutschland hält, und du willst mir erzählen, du
     hättest keine Kraft in den Beinen?«
    »Ich fühle nicht mehr, wie ich springe. Ich fühle einfach gar nichts mehr.«
    »Dann spielst du halt morgen mal ohne Gefühl, vor 50   000 in Köln. Dann muss es halt reichen, dass ich dir sage: Du wirst trotzdem überragend halten.«
    Aus dem Auto sah Teresa ihn auf sich zukommen.
    »Ich fahre mit der Mannschaft mit«, sagte er.
     
    Die Mannschaft nahm den ICE nach Köln. Die Spieler liefen mit Kopfhörern durch den Hauptbahnhof. Er sicherte sich sofort einen
     Einzelplatz am Fenster.
    Tommy Westphal stutzte. »Hast du mich vergessen?«
    Im Bus saß Robert immer neben Hanno, im Zug immer neben Tommy.
    »Ach so, nein«, antwortete Robert und machte keine Anstalten, sich in eine Zweierreihe umzusetzen.
    Er wirkt müde, dachte sich Tommy Westphal, er will wohl mal seine Ruhe haben. Kurz fiel Tommy ein, worüber er sich unter der
     Woche gewundert hatte. Robert hatte, mitten in der Saison, bestimmt fünfzehn oder zwanzig Paare seiner Torwarthandschuhe an
     Fans verschickt. Das machte er ansonsten immer nur in der Winter- oder Sommerpause, wenn er wusste, dass die neue |403| Lieferung kam. Auf der Zugfahrt hätte er Robert fragen können, was sich hinter dieser Aktion verbarg, aber jetzt musste er
     sich einen anderen Sitzplatz suchen. Na ja, dachte sich Tommy, vielleicht bekommt er dieses Jahr aus irgendwelchen Gründen
     die neue Handschuhlieferung schon Anfang November.
    Nachdem Robert aufgebrochen war, fragte sich Teresa, was sie nun eigentlich machen sollte.
    »Du musst nicht extra nach Köln fahren«, sagte ihr Jörg. Er schaue am Abend im Hotel vorbei, und ansonsten seien Hanno und
     Witti an Roberts Seite.
    »Aber ich glaube, für mich ist es schlimmer, wenn ich nicht in Köln bin.«
     
    Am Abend im Hotel sah Tommy Westphal Robert mit Teresa, Jörg und Markus Witkop in der Lobby zusammensitzen. Klar, dachte er
     sich, Jörg wohnte in Köln, Teresa wollte wahrscheinlich das Spiel nutzen, um Jörg und seine Frau Tina zu besuchen, sie hatten
     doch auch vor Kurzem ein Kind bekommen, wenn er sich richtig erinnerte. Tommy Westphal versuchte vergeblich, mit jemandem
     aus der Gruppe Blickkontakt aufzunehmen, und ging weiter. Sie schienen in ein ernstes Gespräch vertieft.
    »Mensch, es tut mir leid, dass ich dich da jetzt auch noch mit reinziehe«, sagte Robert Enke zu Markus Witkop.
    »Kein Problem.«
    »Aber du kriegst doch auch Ärger, falls das rauskommt.«
    »Ich möchte das für dich tun.«
     
    Jeder im Fußballgeschäft, der einen Rest Sensibilität besitzt, wird von einem schlechten Gewissen gequält, weil er seine Frau
     und Kinder an so vielen Abenden und Wochenenden nicht sieht. Für Jörg Neblung war der Samstag einer der Tage, an denen er
     Tina unter keinen Umständen allein lassen wollte. Er hatte für dieses Wochenende ihren Umzug geplant.
    Während Jörg Kisten im neuen Haus auspackte, ging Sebastian Schmidt,

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