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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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Mönchengladbacher Fans wüst. Einige Hundert
     wollten ihren Torwart bei jeder Ballberührung auspfeifen.
    In der letzten Spielminute erzielte die Borussia das 2:1. Prompt kassierten sie noch in derselben Minute das 2:2, unhaltbar
     für Robert Enke.
    »Stasi-Schwein, Stasi-Schwein!«
    |77| Teresa lief aufgelöst zum Zeltpavillon, wo die Profis sich nach dem Spiel mit ihren Angehörigen und Freunden treffen konnten.
     »Das ist Wahnsinn, was die mit dir machen.«
    »Das gehört auch zum Beruf.«
    Mit ruhiger Bestimmtheit sagte er zu Teresa,
sie
solle zu den letzten Heimspielen der Saison nicht mehr ins Stadion gehen, um ihre Nerven zu schonen. Sie war derart verblüfft,
     dass sie nicht widersprach; verblüfft über seine Selbstsicherheit.
     
    »Ich habe nur gestaunt«, sagt Jörg Neblung, »wie ausgeglichen ist der denn?«
    Der Flippi und er schauten ebenfalls regelmäßig in dem Zeltpavillon vorbei. So langsam galt es, bei der Suche nach einem neuen
     Klub Entscheidungen zu fällen. Es gab einige Vereine, die sich für Robert Enke interessierten, AS Rom, Hertha BSC, und ein
     beflissener Agent konnte versuchen, dieses Interesse zu konkretisieren. Es gab aber auch zwei konkrete Offerten, von 1860
     München und von Benfica Lissabon. Portugals Lieblingsklub würde im nächsten Spieljahr von Jupp Heynckes trainiert werden.
     Zu Norbert Pflippens Arbeitsauffassung gehörte es wohl, sich nicht zusätzliche Mühe mit der Suche nach besseren Offerten zu
     machen, wenn man schon ein schönes Angebot hatte. Außerdem war er sehr damit beschäftigt, einen neuen Klub für Borussias 19-jährigen
     Mittelfeldspieler Sebastian Deisler zu finden. Es hieß, so einen Fußballer habe Deutschland seit Günter Netzer 1972 nicht
     mehr gesehen.
    Also, um es kurz zu machen, sagte der Flippi, er sei für Benfica, die böten einen Wahnsinnsvertrag, da könne er Champions
     League spielen, und dort sei der Jupp Trainer, den Jupp kenne er schon seit dreißig Jahren, ein vortrefflicher Mann.
    Er müsse sich das überlegen, sagte Robert Enke.
    Am nächsten Samstag mussten sie erst einmal in Leverkusen spielen. Das ist unsere letzte Chance, sagten sie.
    Als sie mit dem Bus am Ulrich-Haberland-Stadion vorfuhren, standen einige Borussia-Fans Spalier und klatschten. Vor den Spielen
     bejubelten die Fans die Profis, nach den Spielen bedrohten die Fans sie. »Wie absurd«, sagte Marco neben ihm |78| und fing plötzlich an, den Fans zurückzuwinken, ihnen zuzulächeln und dabei zu rufen, was niemand durch die getönten Doppelglasscheiben
     hören konnte: »Hallo, ihr Hornochsen, hallo!«
    »Natürlich richtete sich das gegen niemanden persönlich. Ich wollte nur eine Barriere aufbauen, mich schützen vor dem Hass,
     der später wieder über uns ausgeschüttet werden würde.«
    »Komm, mach mit, Robbi«, sagte Marco.
    Robert Enke zögerte.
    »Komm, Robbi.«
    »Hallo, Hornochsen, hallo!« Als er es einmal geschafft hatte, es auszusprechen, ging es ganz leicht. Doch, es tat gut zu schimpfen.
    Sie verloren in Leverkusen 1:4.
    »Ohne Enke steigen wir wieder auf!«, sangen die Mönchengladbacher Fans.
    »Ohne Enke steigt ihr wieder ab!«, antworteten die Leverkusener.
    Noch eine halbe Stunde nach Schlusspfiff tanzten tausend Mönchengladbacher Anhänger auf der Tribüne gegen die Tristesse ihrer
     Mannschaft an. »Vor diesen Fans ziehe ich den Hut«, sagte Trainer Bonhof. Zu den wochenlangen Tiraden dieser Fans gegen Robert
     Enke sagte er nichts.
    Die Sportreporter warteten. Was hältst du von so einem Trainer, Robert?
    »Ich mache dem Trainer nur bedingt Vorwürfe, dass er meinen Abgang mitten im Abstiegskampf bekannt gab. Ich hätte meine Bedenken
     entschiedener äußern müssen. Wir haben beide nicht mit solch heftigen Attacken gerechnet.«
    Er glaubte, er müsse versuchen, immer auch die Sicht der anderen zu verstehen. Der Trainer war wohl einfach nur ungeschickt.
     Und es war logisch, dass die Fans nach dieser Saison Schuldige suchten.
    Er glaubte, dass ein Torwart die Schuld immer zuerst bei sich suchen muss.
    Sie sollten sich Lissabon einmal anschauen. Er sagte zu Teresa, er könne nicht mitten in der Fußballsaison nach Portugal reisen, |79| auch nicht für anderthalb trainingsfreie Tage; was, wenn das auch noch rauskomme. Teresa sollte sich Lissabon für ihn ansehen.
    Jupp Heynckes flog Ende April nach Portugal, um die letzten Details seines Trainervertrags bei Benfica zu klären. Der Flippi
     und Jörg Neblung begleiteten ihn. Heynckes

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