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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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würde Benficas Vereinspräsidenten die Verpflichtung von Robert Enke als eine Bedingung
     für seine Unterschrift präsentieren. Teresa nahm ihre Mutter mit.
    Als sie durch die Ankunftshalle des Aeroporto da Portela schritten, hörte Jörg Neblung zum ersten Mal im Leben bewusst Portugiesisch.
     Er hatte geglaubt, es sei dem Spanischen ähnlich. Plötzlich schien ihm Portugal unendlich fern.
    Die Übersetzerin, von Benfica geschickt, begrüßte sie in grammatikalisch tadellosem Deutsch, ob sie einen guten Flug gehabt
     hatten, willkommen in Lissabon. Auf der Fahrt in die Stadt erkundigte sich Teresa bei ihr nach schönen Wohnvierteln. »Können
     Sie die Frage noch einmal wiederholen?«, bat die Übersetzerin. Könne sie ihr in Lissabon eine Gegend zum Leben empfehlen.
     »Was haben Sie gesagt?« Die Übersetzerin lächelte. Teresa wurde bewusst, dass sie ihre Fragen nur selbst beantworten konnte.
    Sie würde das Studium aufgeben müssen, falls sie nach Portugal zogen.
    Als sie mit ihrer Mutter über den Praça Rossio mit seinem Mosaikboden spazierte und die Hügel des Bairro Alto erklomm, mit
     dem Blick über den Tejo bis zum Atlantik, ergriff sie das Gefühl, diese Stadt existiere in einer fernen Welt. Doch als sie
     abends auf der Restaurantterrasse am Gelände der Weltausstellung saßen, die riesigen Segel der Vasco-da-Gama-Brücke glitzerten
     in der Nacht, die Kellner servierten in Salz gebackene Goldbrasse, erschien ihr diese Ferne auf einmal verlockend.
    Und, fragte Robert, als sie zurück war.
    »Schön ist die Stadt. Von mir aus könnten wir dort hingehen.« Aha, sagte er.
    Wenige Tage später sagte der Flippi 1860 München ab. Er sei dann auch für Benfica, hatte sich Robert Enke überlegt, nachdem |80| ihm Jupp Heynckes in seinem Wohnzimmer das Projekt erklärt hatte.
    »Aber du solltest dir die Stadt schon einmal selber anschauen«, sagte Teresa.
    Jetzt habe er keine Zeit, erwiderte er.
     
    In Freiburg mussten sie gewinnen, das war die letzte all ihrer letzten Chancen. Sie verloren 1:2. Nach 34 Jahren in der Bundesliga
     war Borussia Mönchengladbach zum ersten Mal abgestiegen. Es hatte Züge einer Erlösung. Das Gefühl, gerade abgestiegen zu sein,
     hatte die Mannschaft wochenlang jeden Samstag wieder getroffen. Endlich hatten sie Gewissheit.
    Mit jämmerlichen vier Siegen aus 34 Spielen beendeten sie die Saison, seit dem neunten Spieltag waren sie ununterbrochen Tabellenletzter
     gewesen. Selbst der Drittletzte, Friedel Rauschs Nürnberg, das auch noch abstieg, lag 16 Punkte vor ihnen. 73 Tore hatte Robert
     Enke einstecken müssen. Und die Schlagzeilen nach all den Toren lauteten »Enke überragend«, »Auf Enke war Verlass«, »Enke
     ein Hoffnungsträger«.
    Noch einmal kassierte er am Bökelberg zwei Tore, die letzten der 73, Dortmund war der Gegner zum Saisonabschluss, noch einmal
     erklangen die Rufe »Seht nur, da steht er, der Söldner und Verräter!«.
    »Es hört sich blöd an, aber es machte trotzdem Spaß, in der Bundesliga zu spielen«, sagte er den Sportreportern zum Abschied.
    Niemand würde ihm etwas anmerken.
    Sechs Jahre später hob Robert Enke die rechte Hand, um die Fans in Mönchengladbach beim Abschiedsspiel für Uwe Kamps zu grüßen.
     Die Stimmung war festlich ausgelassen, ein Idol ging. Und viele Fans pfiffen auf Robert Enkes freundlichen Gruß.
    Da war es ihm egal, ob ihm seine Freunde etwas anmerkten. Nach sechs Jahren ließ er seinen Ärger über die Anfeindungen der
     Fans heraus; auf seine Art. »In Mönchengladbach regnet es doch immer«, brummte er nur, wenn Marco wieder einmal über die Borussia
     reden wollte.
    |81| »Natürlich steckten ihm die Anfeindungen in Mönchengladbach tief in den Knochen«, sagt Jörg Neblung. »Hier war ein Mensch,
     der radikal missverstanden wurde: Er glaubte, fair zum Verein zu sein, indem er frühzeitig sagte, ich gehe zum Saisonende,
     ich gebe euch genug Zeit, einen Nachfolger zu finden. Er wollte anständig sein und erntete dafür nur Hass.«
     
    Im Juni 1999 war der Vertrag mit Benfica Lissabon ausgehandelt. Er musste nur noch unterschrieben werden.
    Im Flugzeug nach Lissabon saß er mit einem Portugiesisch-Sprachbuch auf dem Schoß und bastelte sich seinen ersten Satz in
     der fremden Sprache zusammen.
    É bom estar aqui.
    Damit wollte er die Sportreporter bei seiner Präsentation überraschen.
    Es ist gut, hier zu sein.
    Die Vertragsunterzeichnung war für den Nachmittag des 4. Juni geplant, direkt nach seiner Ankunft. Für

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