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Robert Enke

Robert Enke

Titel: Robert Enke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Reng
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er
     sah, wie Robert im Training zornig über Shaker wurde, |124| glaubte Moreira, »Robert täuschte diese Wut nur vor, um nicht loslachen zu müssen. Er wollte nicht unhöflich sein und über
     Samir lachen, deshalb spielte er den Zornigen.«
    Teresa wusste es besser. Nachdem er gegen den SC Beira Mar drei Tore hinnehmen musste und Benfica auch die folgenden zwei
     Spiele nicht gewann, erlebte sie, wie er sich zu Hause vor dem Fernseher verschanzte und brütete.
    Dieser Torwarttrainer raubte ihm die Form.
    Nichts und schon gar nicht die Wahrheit konnte Robert Enke von diesem Gedanken abbringen. In Wahrheit waren im dritten Jahr
     bei Benfica die Umrisse eines vollendeten Torwarts zu erahnen. Sein Körper war seit der Ankunft aus Mönchengladbach ein anderer
     geworden, Arme und Beine passten sich langsam der imposanten Schulterachse an, seine Sprungkraft und Reaktionsfähigkeit waren
     gewaltig. Er fing nun regelmäßig Flanken, statt sie zu fausten. Wenn der Gegner aus dem Mittelfeld kam, lauerte er sieben
     Meter vor dem Tor, ohne gleich wieder in den eigenen Fünfmeterraum zurückzufallen, und ließ dem Gegner so nur geringen Spielraum
     für Steilpässe. Der geschulte Instinkt, zu begreifen, was im nächsten Moment passieren würde, half ihm in spektakulären Szenen.
    Nur er selbst, gestresst von Samir Shaker und Benficas anhaltend mäßigem Erfolg, bemerkte seine neue Qualität nicht.
     
    Teresa war entschlossen, den Launen des Fußballspiels nicht nachzugeben. Er musste lernen, sich weder von Niederlagen noch
     von Samir Shaker das Lachen nehmen zu lassen.
    »Warum hast du denn heute wieder beim Gegner gespielt?«, fragte sie fröhlich, wenn einige Abschläge beim anderen Team landeten.
    »Und, kannst du deine Paraden schon auswendig?«, sagte sie, wenn er am Abend nach einem Spiel auf dem Sofa hing, bis die letzte
     Sportsendung sich in Zeitlupe und endlosen Wiederholungen seinen imposanten Taten gewidmet hatte.
    »Hast du meine coole Parade überhaupt schon gesehen?«
    »Zumindest habe ich die Kommentatoren in der letzten Stunde 27-mal
Uenk! Uenk!
durch das Haus schreien hören.«
    |125| »Aber du bist doch eine Spielerfrau. Lies doch mal
A Bola .«
    Leute, die die Enkes nur oberflächlich kannten, erschraken sich oft über den vermeintlich schroffen Umgangston der beiden
     miteinander. Teresa sagt, »wir haben es geliebt, uns zu necken«.
     
    Nachmittags, auf den Spaziergängen mit den Hunden am winterlichen Strand, formten sie ihre Ideen von der Zukunft.
    »Am liebsten würde ich zurück in die Bundesliga.«
    »Und irgendwie«, sagt Teresa acht Jahre später auf einem anderen Spaziergang, den Langen Berg in Empede hinauf, »haben wir
     uns dann in den Glauben hineingesteigert, wir müssten nach Deutschland zurück; auch ich dachte, das wäre das Beste, dann wäre
     ich wieder näher bei den Freunden.«
    Das erste Angebot im Januar 2002, ein halbes Jahr vor seinem Vertragsende bei Benfica, erschrak Robert Enke.
    Der FC Porto wollte ihn.
    Es gibt einige wenige Sachen, die ein Fußballprofi nicht machen darf; vom FC Barcelona zu Real Madrid zu wechseln, von Celtic
     zu den Rangers in Glasgow oder von Benfica zum FC Porto. Die Stammesfehden dieser ewigen Rivalen sind eine der letzten Gelegenheiten
     im zivilisierten Europa, bei denen es gestattet ist, seinen Hass auszuleben. Und offensichtlich haben Hunderttausende noch
     immer das Bedürfnis, gelegentlich zu hassen. In den Fußballderbys sind Klischees nicht lächerlich, sondern willkommen, um
     die Rivalität zu befeuern. »Porto arbeitet, Lissabon verprasst das Geld«, sagen sie in Nordportugal.
    »Ich bin Benficista, ich kann doch nicht nach Porto gehen«, sagte Robert Enke.
    Das Angebot war so, dass er nach Porto gehen musste. Insgesamt zehn Millionen Euro für drei Spieljahre. Netto.
    Den Spaß, Benfica-Profis mit unwiderstehlichen Angeboten zu quälen, erlaubte sich Jorge Pinto da Costa öfter. Erzogen in einer
     Jesuitenschule, regierte der Präsident den FC Porto seit 20 Jahren im Gutsherrenstil. Als er sich von seiner Freundin trennte,
     schrieb die ein Buch, in dem sie behauptete, Pinto da Costa gebe einiges Geld für Damenschmuck, Rivalenverprügeln |126| und Schiedsrichterbestechung aus, aber der Präsident konnte vor Gericht die Behauptungen als »schwerwiegend falsch« zurückweisen.
    Der Trainer des FC Porto, der Pinto da Costa im Januar 2002 animierte, Enke in den Norden zu locken, hieß José Mourinho.
    »Das kann ich nicht machen«,

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